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Es geht aufwärts. Das gilt zumindest für dieses Kind im Mauerpark, aber leider nicht für die Temperaturen.

© Gregor Fischer/dpa

Winter kommt zurück: Regen, Schnee, Graupelgewitter – alles ist möglich

Die nächsten Tage werden ungemütlich – und könnten den Traum vom Obst aus der Region verhageln.

Jetzt funktioniert in Berlin nicht einmal mehr das Wetter wie es soll. Nach drei Wochen Frühling kommt der Winter zurück. Das dürfte vielen lästig sein. Für Hobbygärtner könnte es außerdem ärgerlich werden – und für Profis dramatisch, sofern sie vom Obstbau leben. Profitieren könnten dagegen die Gartenmärkte, die in diesem Jahr womöglich zweimal an Geranien verdienen – weil erfrorene Exemplare ersetzt werden wollen.

Der Sonnabend bleibt noch harmlos mit gut zehn Grad Höchsttemperatur bei wechselnd bewölktem Himmel. Am Sonntag wird es mit nur noch acht Grad ungemütlicher, zumal nachmittags kräftige Schauer dazukommen können. Regen, Schnee, Graupelgewitter – alles sei möglich, sagt Dennis Brüning vom Wetterdienst Meteogroup und warnt: „In der Nacht zu Montag gibt’s auf jeden Fall Bodenfrost, vermutlich auch Luftfrost.“ Um minus drei Grad können es Montagfrüh in den Außenbezirken am Boden werden. Also da, wo in den Gärten die Obstbäume blühen und sich frisch Gepflanztes und Gesätes aus dem Boden reckt.

„Diese neuen Pflänzchen sollten mit Vlies oder Gemüsehauben abgedeckt werden“, rät Sven Wachtmann, Vorstand im Landesverband der Gartenfreunde. Balkongärtner sollten die Kästen mit Geranien möglichst nahe an die Hauswand stellen – und dürften in der wärmespeichernden Innenstadt allgemein kein großes Problem bekommen. Primeln und Rasensaat sowie Oleander und Olivenbäume vertragen ohnehin leichten Frost.

Die Nacht zum Montag wird vielleicht die kälteste, aber nicht die einzige frostige, denn auch die Folgetage bleiben ungewöhnlich kalt: Nachts um null Grad, tags allerhöchstens zehn – und damit laut Brüning rund fünf Grad kälter als sonst um diese Jahreszeit. Hinzu komme teils kräftiger Wind. Im Vergleich zu den Mittelgebirgen seien Berlin und Brandenburg damit aber noch relativ mild dran.

Ausgerechnet Eis schützt Bäume vor Frostschäden

Deutlich schwieriger als Gemüse und Geranien sind Obstbäume zu retten. „Das gibt schlaflose Nächte“, sagt Anke Wollanik, Geschäftsführerin des Obstguts Müller in Wesendahl östlich von Berlin - eine beliebte Anlaufstelle für Großstädter zum Selberpflücken. Wie viel es zu pflücken gibt, hängt von den Nachttemperaturen ab: Pflaumen und Sauerkirschen stehen in voller Blüte, sind entsprechend empfindlich – und brauchen außerdem Bienen, die bei unter zehn Grad kaum fliegen. „Nur für unsere Äpfel haben wir Frostschutzberegnung“, sagt die Chefin. Die wurde angeschafft, nachdem vor fünf Jahren fast die gesamte Blüte erfroren war. Das Prinzip beruht darauf, dass Wasser beim Gefrieren Wärme abgibt. Die blühenden Bäume werden von einer Eisschicht überzogen, unter der es kaum kälter wird als null Grad. Diese Option entfällt für Hobbygärtner, aber Wollanik hat noch andere Tipps: Boden mit wenig Bewuchs spende Bäumen nachts mehr Wärme als üppig bewachsener, Wässern vor der Nacht schaffe einen Speicher für das vielleicht entscheidende Quäntchen Wärme (weil selbst kaltes Leitungswasser zwölf Grad warm ist). Bei den Erdbeeren – „die blühen schon, weil die Kunden frühe Sorten wollen“ – helfe nur die Hoffnung, denn tägliches Auf- und Zudecken sei auf großen Flächen nicht zu schaffen.

Es bleibt bis in den Mai hinein ungemütlich

Hart, aber nicht bedrohlich wird das Wetter für die Tierwelt, berichtet Derk Ehlert, Wildtierexperte beim Senat. Schon jetzt sei es frühmorgens etwas stiller, weil die Singvögel Energie sparen. Für die überwiegend schon zurückgekehrten Rauchschwalben brechen schwere Zeiten an, weil auch die Insekten bei Kälte weniger aktiv sind, sodass die Futtersuche schwierig wird. Andere wie Mehlschwalben, Nachtigallen und Mauersegler seien überwiegend noch unterwegs – und rasten lieber im Süden, statt sich gegen den kalten Nordwestwind voranzukämpfen. Schlechter haben es Amseln und Rotkehlchen, die schon brüten. Ehlert mahnt, sie keinesfalls zu stören – weil jede Flucht sie Energie kostet und die Eier auskühlen lässt.

Wann sich das Wetter wieder deutlich bessert, ist nach Auskunft von Brüning nicht absehbar: Es wird wohl bis in den Mai hinein ungemütlich bleiben. Aber zum nächsten Wochenende hin sind wieder 13 bis 14 Grad möglich. Damit wäre es dann so warm wie Weihnachten 2015.

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