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Berlin: Wirbelnder Stillstand

Volkswagen Berlin präsentiert kinetische Kunst

Von Maris Hubschmid

Größer, schneller, weiter – eigentlich dreht sich in der Automobilbranche ja alles in Höchstgeschwindigkeit. Im Automobil-Forum Unter Den Linden hingegen präsentiert die Volkswagen AG seit Donnerstag eine Maschine, die entschleunigter kaum sein könnte: Während sich das erste von zwölf Zahnrädern in nur 14 Sekunden um die eigene Achse dreht, benötigt das letzte dafür stolze zwei Billionen Jahre. Die „Machine with Concrete“ verlangsamt die Wirkung eines Elektromotors so stark, dass das letzte Rad des Getriebes scheinbar stillsteht. Hat keine Chance auf dem Markt? Ist auch gar nicht nötig. Das Werk des Amerikaners Arthur Ganson ist eines von 15 Exponaten der Ausstellung „Poesie der Bewegung“, die am Dienstag in Mitte eröffnet wurde und bis zum 5. September bei freiem Eintritt zu sehen sein wird.

Wo sonst wechselnde Foto- und Wissenschaftsarbeiten gezeigt werden, hat die Volkswagen AG diesmal die im österreichischen Linz angesiedelte „Ars Electronica“ zu Gast, eine der renommiertesten Plattformen für Medienkunst. Die ausgewählten Ausstellungsstücke, allesamt preisgekrönt, verbinden Technik mit Kunst. Sie geben Einblicke in unterschiedlichste, kulturell begründete Denkansätze, stellen Zeit und Endlichkeit gegenüber und das von Menschenhand Geschaffene infrage. „Ganson zum Beispiel spielt darauf an, dass einzig wir Menschen Dinge schaffen, die unser Dasein überdauern“, sagt Kurator Martin Honzik, der auch Leiter des Linzer Festivals ist. „Es ist faszinierend, welch unkonventionellen Zugang Künstler zu Technik haben – und damit oftmals Inspirationen bieten für die Industrie.“

Die Ausstellung ergänze das Angebot des Forums wunderbar, sagt dessen Leiterin Cornelia Schneider, die die Vernissage mit einer Begrüßungsrede eröffnete. 400 Gäste aus Politik, Kultur und Medien hatten sich zum Auftakt angekündigt, darunter die Schauspielerinnen Anna und Katharina Thalbach sowie Hans-Olaf Henkel, ehemaliger Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI).

In der Tat scheinen die kinetischen,oftmals interaktiven Kunstwerke dem Begriff „Bewegung“ eine neue Dimension zu geben. Nicht nur, wer im Auge eines lokal begrenzten Wirbelsturms aus Styroporkügelchen Platz nimmt, wird von Dynamik und Schönheit der Installationen in ihren Bann gezogen. Maris Hubschmid

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