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Nüchterne Abschiedslesung . . .

© dpa/Paul Zinken

Heinz Buschkowskys BVV-Abschied: "Wo Neukölln ist, ist vorn"

Ein wenig Bezirks-Patriotismus, ansonsten dürre Worte, Applaus und ein dicker Blumenstrauß: Das war der Abschied des langjährigen Neuköllner Bürgermeisters Heinz Buschkowsky von der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Unser Autor war am Mittwochabend dabei.

Falls die Rührung den scheidenden Bürgermeister an diesem Abschiedsabend überhaupt übermannt, tut sie dies unbemerkt. Fast bürokratisch referiert Heinz Buschkowsky in einer kurzen Rede an die Bezirksverordneten, er habe den Regierenden Bürgermeister gebeten, ihn zu entbinden, und er gehe davon aus, dass der Regierende Bürgermeister dieser Bitte, und so weiter. Nach 36 Jahren, sagt er, und er nehme an, dass nicht alle im Saal überhaupt schon dieses Alter erreicht hätten. Zum Schluss rückt er noch rasch entschlossen die Geographie gerade: „Wo Neukölln ist, ist vorn!"
Dann setzt er sich wieder auf seinen Bürgermeisterstuhl und nimmt mit mild zufriedener Miene den herzlichen Beifall entgegen - alle außer ihm stehen zu diesem Zweck sogar noch einmal kurz auf. „Er soll nicht zurücktreten“, ruft ein Bürger von draußen in den Saal, wir brauchen ihn!“ Aber diese Stimme bleibt einsam, wird belächelt – wer weiß schon wirklich, was Neukölln braucht?

Das war alles?

Ein dicker Blumenstrauß, eine kurze Verabschiedung durch BVV-Vorsteher Jürgen Koglin, einen alten Weggefährten, dann ist Buschkowsky durch mit dem Thema. Die Bezirksverordneten machen sich an die Tagesordnung dieser 717. Sitzung der Bezirksgeschichte, er selbst beschäftigt sich innig mit seinem Smartphone und verlässt schließlich den Saal, 17 Uhr 33, Ende einer Ära. Das war alles? Das war alles.

... und dann zurück zum Smartphone. Kurz darauf verließ Heinz Buschkowsky den BVV-Saal.
... und dann zurück zum Smartphone. Kurz darauf verließ Heinz Buschkowsky den BVV-Saal.

© dpa/Paul Zinken

Noch bleibt der bekannteste deutsche Kommunalpolitiker im Amt, aber die Kommunalpolitik geht ohne ihn weiter. Aus der Ecke, wo das Bezirksamt sitzt, sondiert Bildungsstadträtin Franziska Giffey die Lage, die Hoffnungsträgerin der SPD, die von Buschkowsky schon seit geraumer Zeit als Nachfolgerin aufgebaut wurde.
Doch niemand sagt etwas zu ihrer Person oder zum abrupten Abgang ihres Vorgängers. Nur die Linkspartei hat vorher an die Journalisten diskret eine Erklärung verteilt, die keinerlei Abschiedsschmerz erkennen lässt: Von brutalem Personalabbau ist da die Rede, von Investitionsstau und Hypotheken. Ein Populist habe die Bühne verlassen, steht da, und dass mit dem Ende der einsamen Entscheidungen nun hoffentlich wieder ein zielführender Dialog möglich werde.

Das Volk äußert sich nicht

Und das Volk? Äußert sich nicht. Oben auf den Galerien sitzen Frauen, die sich auf ihren Protesteinsatz für die bedrohte „Frauenschmiede“ am Richardplatz vorbereiten. Ulli Zelle, der etwa so lange beim RBB ist wie Buschkowsky in der SPD, hat mit seinem Team den Saal längst wieder verlassen, nur die Kommunalspezialisten bleiben am Pressetisch. Draußen steht Heinz Buschkowsky immer noch, allein im Vorraum, gleich neben dem Tresen mit den belegten Broten. Und das Handydisplay beleuchtet, fast gespenstisch, sein Gesicht.

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