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Die grünen Innenhöfe der Wohnanlage Marthashof am Mauerpark sollten eigentlich allen Anwohnern offen stehen. Doch die Tore sind oft verschlossen.

© Vincent Schlenner

Wohnanlage Marthashof am Mauerpark: Anwohner wollen Grünfläche auch nutzen

Wie öffentlich muss eine Grünfläche in einer privaten Wohnanlage sein? Darum streiten Nachbarn am Mauerpark – und nun diskutiert die Politik mit.

Tür auf oder Tür zu – das ist die entscheidende Frage beim Bauprojekt Marthashof am Mauerpark. Als die hufeisenförmige Wohnanlage vor gut drei Jahren eröffnet wurde, war der Streit mit der Nachbarschaft längst entfacht. Eine „gated community“ entstehe da, so die Kritik: eine Privatstraße mit einer etwa 3000 Quadratmeter großen Grünanlage mit Spielgeräten, nur zugänglich für Bewohner der etwa 130 Eigentumswohnungen, Quadratmeterpreis gut 3000 Euro aufwärts.

Zumindest tagsüber sollte die Grünanlage für die Allgemeinheit offenstehen, war das Ergebnis einer Übereinkunft, die der Investor mit dem Bezirk damals abschloss. Und heute? Von der Schwedter Straße abgehend ist der Weg zur Grünanlage durch einen schwarzen Metallzaun versperrt. Die zwei Türen im Zaun seien tagsüber immer mal wieder verschlossen, kritisieren Anwohner. Deshalb hat der Ausschuss für Stadtentwicklung im Bezirk Pankow Baustadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) beauftragt zu prüfen, wie er die „öffentliche Zugänglichkeit“ durchsetzen kann.

Anwohner fordern Öffnung der Grünanlage im Innenhof

Ein für die Öffentlichkeit zugänglicher Innenhof sei damals Teil der Auflagen gewesen, sagt Claudia Hering, Mitglied einer Anwohnerinitiative. Sie wünscht sich ein Hinweisschild neben dem Zaun und eine von der Straßenseite aus zu öffnende Tür, um Passanten und Anwohner auf die Grünanlage hinzuweisen. „Besonders einladend“ sei das bisherige Ambiente nämlich nicht.Die Bewohner scheinen sich nicht einig zu sein. „Die einen schließen die Tür, die anderen lassen sie auf“, sagt ein Bewohner, der anonym bleiben möchte. Natürlich sei es bequem, wenn Eltern ihre Kinder im Innenhof frei umherlaufen lassen können, weil sie vorher die Tore geschlossen haben. Andererseits habe jeder Eigentümer beim Kauf gewusst, dass die Tore tagsüber geöffnet sein müssen. „Das ist völlig unstrittig“, sagt er und nimmt an, dass eine knappe Mehrheit der Bewohner für offene Türen ist.

Viele Fehler beim Bau der Wohnanlage

Wie viele es genau sind, das soll jetzt Baustadtrat Kirchner herausfinden. Da der Innenhof zum Gemeinschaftseigentum zählt, will er jeden Bewohner persönlich anschreiben. Seine Verhandlungsposition ist dabei denkbar schwach: „Auch wenn viele Anwohner es gerne anders hätten: Der Innenhof ist Privatgelände. Ein Wegerecht für die Allgemeinheit gibt es nicht“, sagt Kirchner. Die Übereinkunft des Bezirkes gelte nur mit dem Investor, nicht jedoch mit den späteren Käufern der Wohnungen. „Aus heutiger Sicht muss man sagen: Da ist schlecht verhandelt worden.“

Vielleicht jedoch muss Kirchner gar nicht mit jedem einzelnen Eigentümer in Kontakt treten. Denn beim Bau scheint eine Menge schiefgelaufen zu sein. Allein für die gemeinschaftlich genutzten Flächen umfasst das Mängelprotokoll mehrere hundert Punkte. Da es deswegen zwischen den Bewohnern und dem Investor Stofanel Streit gibt, ist der Innenhof mit der Grünfläche bis heute nicht abgenommen. Das bestätigt eine Unternehmenssprecherin. So hätten die Bewohner des Marthashof bis heute nicht den kompletten Kaufpreis gezahlt. Womöglich schreibt Kirchner seine Briefe also an die Falschen. Wie die Sprecherin mitteilt, gehört der Innenhof derzeit gar nicht den Bewohnern. Sondern laut Grundbucheintrag immer noch der Projektgesellschaft.

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