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Platten mit Aussicht. Die Howoge ist Vermieterin bei einem Drittel des Wohnungsbestands in Lichtenberg. Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft will noch weitere Wohnungen bauen.

© Thilo Rückeis

Wohnungsbau: Lichtenberg wird Vorbild

Jeden Monat steigt die Einwohnerzahl Lichtenbergs um rund 300 Menschen. Ein Bündnis zwischen Bezirk und Investoren soll schnell für neuen Wohnraum und bezahlbare Mieten sorgen. Der Senat ruft andere Bezirke auf, ebenfalls Anreize für Bauherren zu schaffen

Der Bezirk Lichtenberg will sich intensiv an der Lösung des Berliner Wohnungsproblems beteiligen: 3000 neue Wohnungen sollen dort bis Ende 2013 entstehen, weitere 4000 „mittelfristig“. Bei etwa 40 Prozent der Wohnungen soll sich die Miete im niedrigen oder mittleren Preissegment bewegen. Das kündigten zumindest Bürgermeister Andreas Geisel (SPD) und Baustadtrat Wilfried Nünthel (CDU) an, als sie mit Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) das „Bündnis für Wohnen in Lichtenberg“ vorstellten. 

Seit drei bis vier Jahren stelle der Bezirk „einen Zuzug in einer Größenordnung fest, die uns überrascht hat“, sagte Geisel. Rund 1000 Menschen im Monat kämen hinzu, nur 700 verließen den Bezirk. Das habe auch mit den Mietpreisentwicklung in anderen Bezirken wie Mitte oder Prenzlauer Berg zu tun. "Der Wohnungsleerstand ist inzwischen sehr gering. die Mieten steigen, wenn auch nicht so sehr wie etwa in Mitte", sagte Geisel. "Es besteht eine dringende Notwendigkeit für Wohnungsneubau."

Das "Bündnis für Wohnen" ist nun eine Vereinbarung zwischen dem Bezirk und 14 Investoren, die es möglich machen soll, „schnelles Bauen und bezahlbare Mieten miteinander zu vereinen“, sagte Geisel. „Im Bezirk gibt es insgesamt ein Potenzial von rund 8500 neuen Wohnungen, aber das muss schnell erschlossen werden.“  Nur so könne man verhindern, dass die Mieten auch in Lichtenberg weiter anstiegen.

Nach Vorstellungen des Bezirks sollten fünf bis acht Prozent der neuen Wohnungen für Transferempfänger vorgesehen sein, 30-35 Prozent sollten „bezahlbare Wohnungen für Familien“ sein. Das habe das Bündnis zwar nicht vertraglich festgelegt. Der Bezirk ist jedoch zuversichtlich, dass man das in den Sitzungen individuell für jedes Bauvorhaben festlegen könne. Geisel appellierte an andere Bauherren im Bezirk, sich ebenfalls an solchen Gesprächen zu beteiligen.

Im Gegenzug will sich der Bezirk darum kümmern, dass etwa Genehmigungszeiträume verkürzt würden oder Bebauungspläne geändert werden könnten. „Das darf man sich aber nicht so vorstellen, dass wir Kuhhandel mit den Investoren eingehen“, äußerte Baustadtrat Nünthel. Vor allem aber wolle sich der Bezirk intensiv um die soziale Infrastuktur sorgen, etwa für Schulen, Kindertagesstätten und Spielplätze.

„Für uns ist das Bündnis vorteilhaft, weil wir Einfluss gewinnen“, sagte Stefanie Frensch, Geschäftführerin der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Howoge, die einer der im Bündnis beteiligten Investoren ist. „Lichtenberg hat sowohl großes Potenzial als auch viel Aufholbedarf“, sagte Frensch. Die anderen Beteiligten sind je etwa zur Hälfte private Investoren wie die Firma NCC und Genossenschaften.

Der Bezirk und das Bündnis wollen sich für einen Stadtentwicklungsplan wohnen für Lichtenberg einsetzen. In der ersten Sitzung haben sie eine Karte erstellt, wo überall wann neue Wohnungen im Bezirk gebaut werden könnten.

Lichtenberg qualifiziert sich so durch „aktives Handeln“, wie Senator Müller sagte, zum Vorzeigebezirk für den Senat, der gerade selbst ein Konzept gegen Wohnungsnot und stark steigende Mieten vorgestellt hatte. Müller sagte, er freue sich, dass Lichtenberg die Idee des Senats so schnell aufgegriffen habe. Es sei wichtig herauszufinden, wie "wir Anreize für privates Bauen schaffen können" und auf Investoren zuzugehen.

Er wünsche sich, dass auch in anderen Bezirken solche Bündnisse entstünden. So könne Lichtenberg für die Internationationale Bauausstellung (IBA) 2020 „ein interessanter Partner“ sein. Man untersuche in der Stadtentwicklungsverwaltung gerade das „schlummernde Potenzial“ des Bezirks.

„Unser großes Plus ist , das wir keinen Flächenfraß betreiben, sondern schon bebaute Flächen umnutzen“, sagte Baustadtrat Nünthel.  So würden etwa gerade  fast 1000 Wohnungen in ehemaligen Sportler- und Studentenwohnheim, etwa an der Treskowallee, entstehen, 1200 in der Gartenstadt Karlshorst, auf ehemaligem Armeegelände und . „Wir haben eine gut durchmischte Sozialstruktur und die können wir aufrecht erhalten“, so Nünthel.

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