zum Hauptinhalt

Berlin: Wowereit will die Wilhelmstraße wieder öffnen Regierender packt heikles Sicherheits-Thema an:

Betonblöcke an der Britischen Botschaft sollen weg

Die Barrikaden in der Wilhelmstraße sollen weg. Das wünscht sich das Land Berlin. Am Donnerstag findet beim Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ein Gespräch mit mehreren Senatoren und anderen Beteiligten statt. Senatssprecher Michael Donnermeyer bestätigte entsprechende Tagesspiegel-Informationen. Es solle besprochen werden, wie „Sicherheit und Verkehr im Umfeld des Pariser Platzes organisiert werden können“, sagte Donnermeyer. Mehr wollte Wowereits Sprecher nicht verraten – das Thema gilt als heikel, mit den Briten will man es sich nicht verderben. Die Botschaft war Ende November nach den Anschlägen auf britische Einrichtungen in der Türkei abgeriegelt worden. Busse fahren seitdem eine Umleitung, Geschäfte im südlichen Teil der Wilhelmstraße klagen über Umsatzeinbrüche.

Wie es in der Polizeiführung hieß, gebe es seit zwei Monaten politische Bemühungen, die Sperrung der Straße aufzuheben. Ziel der Politik sei eine „Sicherheitslinie Gehweg Westseite“, sagte ein leitender Beamter. Demnach würde nur der Bürgersteig vor der Botschaft gesperrt bleiben. Mit diesem Wunsch sei die Politik an das Landeskriminalamt und die anderen Sicherheitsbehörden herangetreten. Die Briten seien damit jedoch überhaupt nicht einverstanden, hieß es in Sicherheitskreisen. Um diplomatische Verwicklungen zu verhindern, habe sich der Senat sogar schon schriftlich an das Auswärtige Amt gewandt – mit der Bitte um Vermittlung und Beruhigung. Jonathan Brenton, der Sprecher der Britischen Botschaft, sagte lediglich: „Wir folgen immer dem Ratschlag der Polizei.“ Das geplante Treffen bei Wowereit wollte Brenton nicht kommentieren. Er bat die Berliner um Verständnis für die Unannehmlichkeiten: „Sicherheit hat Priorität.“

Schutz vor Autobombenattentaten sollen 27 tonnenschwere Betonquader bieten, die die Einfahrt in die Wilhelmstraße versperren. Viele Berliner und Touristen, die vom Brandenburger Tor über den Pariser Platz schlendern, stellen den dort patrouillierenden Wachpolizisten diese Frage: „Wie lange soll das denn noch so gehen?“ Die Antwort: „Wissen wir auch nicht.“ Als ein Feuerwehrkran die pro Stück 3,5 Tonnen schweren Klötze im November aufstellte, hatte die Innenverwaltung noch versichert, dass die Sperrung zeitlich begrenzt sei. Seitdem heißt es bei Nachfragen offiziell stets nur, dass das „Gefährdungsniveau unverändert hoch“ sei, verbunden mit dem Hinweis, dass „keine konkreten Hinweise auf geplante Anschläge vorliegen“.

Auf das Ende der Barrikaden warten viele: Die BVG, die Geschäftsleute und vor allem das Adlon. Hoteldirektor Jean van Daalen sagte, dass er einen Brief an Wowereit geschrieben habe, und auf die Situation seines Hotels hingewiesen habe. Denn zusätzlich droht dem Luxushotel bald noch die U-Bahn-Baustelle auf dem Pariser Platz. Eine freie Wilhelmstraße wäre „wunderbar“, sagte van Daalen.

Doch die Polizeiführung bremst: „So richtig entspannt hat sich die Weltlage nicht“, gab ein Polizeiführer zu bedenken. Der Abbau der Klötze könnte ein Fehler sein. Und sollte es irgendwo auf der Welt einen neuen „Sicherheitsvorfall“ geben – also wieder einen Anschlag auf britische Einrichtungen –, „dann wären die Betonklötze ohnehin sofort wieder da“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false