zum Hauptinhalt
Ein Zug der Baureihe J steht in der U-Bahn-Werkstatt der BVG in Friedrichsfelde.

© dpa/Fabian Sommer

Update

„Macht keinen Sinn, über weitere Strecken zu reden“: BVG-Chef erteilt U-Bahn-Träumen des Senats eine Absage

Die Verkehrsbetriebe wollen massiv in ihre Werkstätten und Betriebshöfe investieren. Bei der Vorstellung der Pläne wandte sich BVG-Chef Falk gegen eine Ausbau-Offensive bei U-Bahn-Strecken.

Stand:

Der Vorstandsvorsitzende der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), Henrik Falk, erteilt immer weiteren Neubaustrecken für die Berliner U-Bahn eine Absage. „Die U7 zur Heerstraße, die U8 und die U3, das ist, was ich mir vornehme. Es macht gar keinen Sinn, über noch weitere Strecken zu reden“, sagte er bei einem Pressetermin am Mittwoch.

Es helfe nicht, ständig noch Studien für weitere Strecken in Auftrag zu geben. Denn: „Wir werden nicht noch fünf weitere Strecken schaffen.“ Man könne einzelne Streckenverlängerungen stemmen. Priorität habe ansonsten jedoch das aktuelle Netz, sagte Falk: „Mein Ziel ist, das bestehende System auf ein ganz neues Level zu heben.“

Es geht um das Rückgrat der BVG

Der Senat plant die Verlängerung der U8 ins Märkische Viertel, der U3 zum Mexikoplatz und die U7 könnte zur Heerstraße in Spandau und zum Flughafen BER verlängert werden. Daneben hatte der Senat im vergangenen Jahr aber auch noch in Auftrag gegeben, eine Verlängerung der U2 nach Pankow Kirche, der U9 über Pankow Kirche bis zum Blankenburger Süden und der Linie U10 vom Alexanderplatz nach Weißensee zu untersuchen.

Wir werden nicht noch fünf weitere Strecken schaffen.

Henrik Falk, Vorstandschef der BVG

BVG-Chef Falk stellte am Mittwoch das umfassende Investitionsprogramm für die Infrastruktur vor. Um die anhaltenden Probleme im Fahrbetrieb abzustellen, wollen die Verkehrsbetriebe künftig massiv in den Ausbau ihrer Infrastruktur investieren.

„Ein solides Fundament ist keine Option, sondern die Grundvoraussetzung für ein verlässliches System“, sagte Falk. Damit setze man klare Prioritäten und hole „in Rekordzeit nach, was zu lange aufgeschoben wurde“.

Im Fokus stehen dabei gerade keine neuen Strecken und Linien, sondern das in die Jahre gekommene Rückgrat der BVG: Betriebshöfe, Werkstätten, Abstellanlagen und Verbindungstunnel. Zudem soll durch neue Technologien wie der Teilautomatisierung von U-Bahnlinien der Betrieb verbessert werden.

Mehr Platz für die Elektrobusse

Ein zentraler Bestandteil des Infrastrukturprogramms ist der Bau neuer Betriebshöfe. Jahrzehntelang hat die BVG in diesem Bereich kaum investiert. Der letzte neue Betriebshof wurde in den 1960er-Jahren eröffnet.

Nun bauen die Verkehrsbetriebe diese wichtige Infrastruktur mit gleich mehreren Standorten aus. In den kommenden Jahren entstehen ein neuer Straßenbahnbetriebshof in Adlershof sowie drei neue Elektrobus-Betriebshöfe in der Köpenicker Landstraße, der Rummelsburger Landstraße (beide Treptow-Köpenick) und der Säntisstraße (Marienfelde).

Wir brauchen ganz dringend diese Werkstattkapazitäten. Sonst nutzen uns auch die Neufahrzeuge gar nichts.

Stellungnahme des Fahrgastverbands Igeb

Die BVG schafft damit neue Abstell- und Wartungsflächen. Die drei Bushöfe sollen zusammen Platz für 550 zusätzliche Fahrzeuge bieten. Bei der Straßenbahn erhöht sich die Kapazität um 60 Züge durch den neuen Standort.

Zugleich wird dadurch erst der flächendeckende Einsatz von Elektrobussen in weiten Teilen der Stadt möglich und es entsteht Platz für die bereits bestellten neuen Straßenbahnen vom Typ Urbanliner.

Auch eine Erneuerung der Werkstätten sieht die Planung vor. Nur so könne sichergestellt werden, dass die BVG all die neubestellten U-Bahnzüge der Generation J und JK in wenigen Jahren auch warten kann.

Zudem planen die Verkehrsbetriebe den Ersatzneubau des Waisentunnels unter der Spree als Verbindung zwischen der U5 und dem restlichen Netz. Außerdem soll durch den Einbau der Signaltechnik CBTC auf der U5 der Weg für engere Takte geebnet werden.

Folgende neuen Projekte will die BVG in den kommenden Jahren umsetzen:

  • Straßenbahnbetriebshof Adlershof, Baustart: 2026, Betriebsaufnahme 2030
  • E-Busbetriebshöfe an der Spree (Köpenicker-/Rummelsburger Landstraße), Baustart: 2025 begonnen, Betriebsaufnahme 2027
  • E-Busbetriebshöfe an der Spree (Köpenicker-/Rummelsburger Landstraße), Baustart: 2025 begonnen, Betriebsaufnahme 2027
  • E-Busbetriebshof Säntisstraße, Baustart: Februar 2025, Betriebsaufnahme: April 2027
  • U-Bahnwerkstatt Grunewald, Baustart: 2025, Betriebsaufnahme: 2029
  • Betriebswerkstatt Friedrichsfelde, Baustart: 2027, Betriebsaufnahme: 2029
  • Betriebswerkstatt Britz-Süd, Baustart: 2027, Betriebsaufnahme: 2029
  • Aufstellanlage und Wagenhalle am U-Bahnhof Krumme Lanke, Baustart: April 2025, Betriebsaufnahme: 2026
  • Waisentunnel, Baustart: Dezember 2025, Bauzeit: rund vier Jahre
  • Erste CBTC-Baumaßnahmen auf der U5, Baustart: Mitte 2025, Betriebsaufnahme: 2029
  • Ladeinfrastruktur an Endhaltestellen, Baustart: Herbst 2025, Betriebsaufnahme: Februar-Juni 2026

Die Berliner Verkehrsbetriebe kämpfen seit einiger Zeit mit erheblichen betrieblichen Problemen. Wegen alter Züge und fehlenden Personals ist unter anderem der U-Bahnverkehr immer wieder unzuverlässig.

„Wir begrüßen, dass die BVG das Bewusstsein dafür entwickelt hat, dass es gilt, die Infrastruktur zu pflegen und aufzubauen“, hieß es vom Berliner Fahrgastverband Igeb auf Anfrage. „Wir brauchen ganz dringend diese Werkstattkapazitäten. Sonst nutzen uns auch die Neufahrzeuge gar nichts.“

In diesem Zusammenhang kritisierte der Verein auch die Prioritäten des schwarz-roten Senats. „Es passt nicht zusammen, wenn man auf der einen Seite über ein Wolkenkuckucksheim wir die U7-Verlängerung fabuliert, wenn die BVG zugleich mit Problemen im Bestand kämpft.“

Neue U-Bahnstrecken müssten in den Hintergrund rücken, wenn man nicht Geld und Planer für die restliche Infrastruktur habe. Grundsätzlich sprach sich aber auch der Verein für einen Ausbau des BVG-Netzes aus – allerdings in erster Linie bei der Tram.

Strecken wie die vom Senat gestoppte Tramverbindung zur Gropiusstadt seien wichtig. Auch müsse die Tramstrecke über die Sonnenallee intensiver weiterverfolgt werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })