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Im Schloss Biesdorf wird es ab 21. Mai 2020 anlässlich des Geburtstags des Malers Otto Nagel eine Ausstellung geben.

© Kitty Kleist-Heinrich

Zum 125. Geburtstag von Otto Nagel: Initiativkreis will Berlins Ehrenbürger feiern

Otto Nagel bevorzugte das Milieu der kleinen Leute und hielt den „Wochenmarkt am Gesundbrunnen“ in Öl fest. Zum 125. Geburtstag des Malers gibt es viele Pläne.

Vorne links Gebrauchskeramik, für die sich niemand zu interessieren scheint, rechter Hand ein Kaffeegeschäft, vor dem sich Menschen drängen, im Hintergrund Marktstände. Alles ein wenig ärmlich. Offenkundig kein Ort der großen Gesellschaft, sondern der sogenannten kleinen Leute. Das bevorzugte Sujet also von Otto Nagel.

Der Maler lebte nicht gerade in rosigen Verhältnissen, als er 1937 den „Wochenmarkt am Gesundbrunnen“ in Öl auf Leinwand bannte. Er hatte Hausdurchsuchungen, Haft in Sachsenhausen und andere Schikanen erlitten, galt als „entartet“, durfte in seinem Atelier nicht mehr arbeiten.

All das gehört zur Werkgeschichte des Bildes, das im Erdgeschoss des Schlosses Biesdorf, nicht weit vom Eingang, hängt und genaugenommen, als pars pro toto, der Mittelpunkt der Veranstaltung war, die am späten Montagvormittag ein Stockwerk höher stattfand.

Am 27. September würde Otto Nagel 125 Jahre alt, Grund genug, den Maler, seit 1970 Ehrenbürger der Stadt Berlin, zu feiern. Der Initiativkreis „Otto Nagel 125“ hat sich aus diesem Grund zusammengefunden, er reicht vom Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf über den dortigen Heimatverein, das Otto-Nagel-Gymnasium, Familienangehörige Nagels und den Verlag Walter Frey, der Nagels Roman „Die weiße Taube oder das nasse Dreieck“ im Programm hat, bis zu Nagels letzten noch lebenden Meisterschülern Harald Metzkes und Ronald Paris. Koordiniert werden die Aktivitäten der Nagel-Freunde vom Verein Freunde Schloss Biesdorf (www.freunde-schloss-biesdorf.de).

Das Programm galt es vorzustellen, am 125. Geburtstag etwa Festveranstaltungen im Schloss Biesdorf und im Otto-Nagel-Gymnasium, auch sollen Straßenschilder an der nach ihm benannten Straße mit Informationstafeln ergänzt werden.

Otto Nagel, geboren am 27. September 1894 in Berlin-Wedding, verstorben am 12. Juli 1967 in Berlin-Biesdorf.
Otto Nagel, geboren am 27. September 1894 in Berlin-Wedding, verstorben am 12. Juli 1967 in Berlin-Biesdorf.

© Bundesarchiv

Am 20. Oktober ist eine Busrundfahrt zu den Stätten seines Lebens und Wirkens in Berlin geplant, am 21. Mai 2020 dann etwas verspätet die Eröffnung einer Nagel-Ausstellung im Schloss. Zur Überbrückung zwischendurch gibt es Vorträge, Lesungen, Führungen dann und wann und da und dort.

Auch Nagels ehemaliger Meisterschüler Ronald Paris war gekommen, längst selbst ein Meister, um ein paar Erinnerungen an die Zeit mit seinem Lehrer beizusteuern, das war in den sechziger Jahren. Nagel war da längst ein anerkannter Künstler der DDR, Gründungsmitglied der Ost-Berliner Akademie der Künste, der er von 1956 bis 1962 als Präsident vorstand.

In den Gesprächen mit seinen Schülern sei Nagel immer gerade, offen, für alle zugänglich gewesen, erzählte Paris, habe aus seiner Position nie Vorzüge für sich in Anspruch genommen. Und immer habe er die Verbindung zu den einfachen Menschen gesucht.

Zu Biesdorf hat Nagel eine besondere Beziehung: In der heutigen Otto-Nagel-Straße 5-6 hat er von 1951 bis zu seinem Tode 1967 gelebt, woran eine Gedenktafel erinnert. Allerdings ist er gebürtiger Weddinger, geboren in der Reinickendorfer Straße 67, auch dort gibt es eine Gedenktafel. Sicher werden das Stationen der Busrundfahrt sein, ebenso wie sein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde.

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