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Gerd Nowakowski.

© Kai-Uwe Heinrich

Zum Tag der offenen Tür: Sie sind die Zeitung!

Am heutigen Sonnabend lädt der Tagesspiegel seine Leserinnen und Leser zum Tag der offenen Tür. Die beste Gelegenheit, Danke zu sagen: dass Sie uns erlauben, mit Ihnen zusammen Berlin ein Stück besser zu machen.

Gepflegt sieht er aus, der Askanische Platz, direkt vor der Haustür des Tagesspiegels. Hecken geschnitten, Rasen getrimmt, Rosenstöcke gestutzt – und die Bänke einladend sauber. Aufs Feinste hergerichtet zum heutigen Tag der offenen Tür im Verlagshaus? Platzputz, damit sich unsere Leserinnen und Leser heute wohlfühlen am Anhalter Bahnhof?

Nein, reiner Zufall – sagt jedenfalls das zuständige Grünflächenamt. Denn bis vor kurzem sah es hier noch ganz anders aus: Von Rasen keine Spur, dafür das Unkraut mannshoch geschossen, die Hecken strubbelig aus der Form geraten. Und vom Rest, dem Müll und dem Unrat, schweigen wir lieber.

Dabei hatten wir doch nur beim Bezirksamt angerufen, um mitzuteilen, dass es die dringend notwendige Pflege des vernachlässigten Platzes sein sollte, für die die Tagesspiegel-Mitarbeiter selbst an unserem stadtweiten Aktionstag „Saubere Sache – ein Tag für meine Stadt“ am 15. September Rechen und Besen in die Hand nehmen wollten. Keine acht Stunden später waren die Mitarbeiter des Grünflächenamts dort im Einsatz. So schnell kann’s gehen, wenn die Zeitung anruft.

Ein Beispiel, was Medien bewirken können? Hier wohl eher ein Anlass zum Schmunzeln. Doch um Veränderung muss es einer Zeitung wie dem Tagesspiegel täglich gehen; wir können uns nicht zufriedengeben mit bloßer Widerspiegelung dessen, was geschieht. Weil das auch unseren Lesern nicht genügt. Auch die Stadt neu zu sehen und anders wahrzunehmen, ist unsere Aufgabe – weil sich Berlin ständig wandelt, uns frische Gedanken bewegen und neue Erfahrungen unser Leben beeinflussen.

Auf den Seiten „Mehr Berlin“ setzen wir das programmatisch jede Woche neu um: mit ungewöhnlichen Themen, mit Tiefenrecherchen jenseits des journalistischen Alltags – und mit einer besonderen Optik. Die irritierenden, verfremdenden oder hellsichtigen Blicke von Künstlern auf diese Stadt können im besten Sinne unsere Wahrnehmung und unser Denken verändern. Auch darüber werden heute ab 17 Uhr in der Tagesspiegel-Rotunde zwei dieser Künstler, Jim Avignon und André Krigar, sprechen.

Kein Journalist soll sich täuschen. Die angebliche Macht der publizistischen Öffentlichkeit ist eine geborgte. Ohne unsere Leserinnen und Leser wäre auch der Tagesspiegel eine leere Hülle. Die Leser sind die Stars – nicht nur am Tag der offenen Tür. Heute wollen wir dies nur ausdrücklich würdigen und Dank sagen. Sie erteilen uns täglich die Lizenz zur Neugier und gestatten uns das Privileg der Recherche. Zeitung kann die Verhältnisse verändern, allein dadurch, indem wir täglich klären und erklären, warum etwas wie geschieht. Den Dingen auf den Grund gehen, das ist nicht altmodisch, sondern brandaktuell. Was die Piratenpartei für sich reklamiert – unbedingte Öffentlichkeit herzustellen –, leitet den Tagesspiegel seit seiner Gründung als erste freie Zeitung nach der Nazidiktatur vor 67 Jahren. Je schneller die Zeiten, um so mehr Erklärung ist nötig, um im überwältigenden medialen Rauschen das Wichtige vom Vernachlässigbaren zu scheiden.

Erklären verändert und kann bewegen: die Überzeugung der Menschen und die Handlungen der Politiker. Von den Hintergründen des Flughafen-Desasters über die Probleme der Dauerbaustelle Schule bis zur baulichen Veränderung der Stadt. Der Tagesspiegel gestaltet die Stadt zusammen mit seinen Lesern – den Alteingesessenen wie den neu hinzugezogenen Hauptstädtern. Sie alle gemeinsam tragen dazu bei, die Stadt voranzubringen: mit dem kritischen Blick und oft genug mit ihrem bürgerschaftlichen Einsatz.

Am heutigen Tag der offenen Tür will der Tagesspiegel deshalb Dank sagen für Ihre Anstöße und Hinweise – und auch Ihrer Kritik –, die uns jeden Tag erreichen. Ohne Sie könnte die Redaktion ihre Aufgabe nur unvollständig erfüllen – und nur mit Ihnen können wir jenes öffentliche Gewicht erlangen, das politisch Verantwortliche reagieren lässt. Schön, dass Sie an diesem Tag dabei sind! Schließlich ist noch einiges zu verbessern in Berlin. Den Askanischen Platz meinen wir ausdrücklich nicht. Der ist schon picobello herausgeputzt.

Die Macht der publizistischen Öffentlichkeit ist geborgt. Ohne seine Leser wäre der Tagesspiegel nichts.

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