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Berlin: Zwei Grundschulen fielen durch

Zwischenbilanz der ersten Berliner Schulinspektionen liegt vor

Zwei Grundschulen sind bei den ersten Berliner Schulinspektionen durchgefallen. Sie müssen im nächsten Jahr mit einer erneuten Inspektion rechnen. Die anderen 43 untersuchten Schulen präsentierten sich zwar auch nicht alle glänzend, bekommen aber erst wieder regulär nach fünf Jahren Besuch der Inspektorenteams. „An vielen Schulen besteht Entwicklungsbedarf, aber einige hatten hervorragende Ergebnisse“, bilanzierte Oberschulrätin Hannelore Kern gegenüber dem Tagesspiegel.

Kern managt seit Oktober die Inspektionen, die infolge der Pisa-Ergebnisse gestartet wurden. Die Schulen werden bis zu sechs Monate vorher über den Test informiert, müssen Daten vorab an die Prüfer übersenden, die dann für zwei Tage kommen. Zum Pensum gehört, dass rund 70 Prozent der Lehrer für jeweils 20 Minuten im Unterricht besucht werden. Zudem gibt es Gespräche mit Eltern, Lehrern und Schülern. Insgesamt werden 70 Qualitätskriterien abgearbeitet, zu denen die Häufigkeit von Unterrichtsausfall, die Fortbildungsbereitschaft der Lehrer und die Güte des Schulprogramms gehören. Bei den Schulen, die schlecht abschnitten, wurde bemängelt, dass sie nicht offensiv genug mit ungenügenden Schülerleistungen umgehen, die Eltern nicht einbeziehen, rechtliche Vorgaben missachten oder eine „schlechte Schulkultur“ offenbaren, sagte Kern. Neben den beiden West-Grundschulen, die durchfielen, habe auch eine Grundschule aus dem Ost-Teil schlecht abgeschnitten, aber eben nicht so schlecht, dass sie bereits nächstes Jahr wieder Besuch bekommt. Auch einige Oberschulen seien negativ aufgefallen.

Neben Schulräten, Lehrern, Rektoren und Wirtschaftsvertretern gehören auch Eltern den Inspektorenteams an. Landeselternsprecher André Schindler sagte gestern, er halte die Inspektionen für ein „erfolgreiches Modell“. Die Inspektionen seien so fundiert, „dass eine Schule nichts verheimlichen kann“, ist sich Schindler sicher.

Die Lehrergewerkschaft GEW sieht die Inspektionen weniger positiv. Viele Schulen empfänden das Auftreten der Teams als „unhöflich“, sagte GEW-Chefin Rosi Seggelcke. Sie kämen wortlos in den Unterricht und seien offenbar aufgefordert, „keine Gefühlsregung zu zeigen“. Zudem kritisieren Lehrer, dass Rahmenbedingungen wie Personalmangel und baulicher Zustand nicht genügend berücksichtigt würden. Und sie vermissen Unterstützung bei der Aufarbeitung des Prüfberichts.

Schindler sieht die Schulräte in der Pflicht. Sie seien verantwortlich dafür, dass Kollegien mit den Ergebnissen nicht allein gelassen würden, auch nicht alles beim Alten ließen. Wie hoch die Bereitschaft der Schulen ist, etwas zu ändern, wird sich zeigen. Hannelore Kern hat beobachtet, dass einige „keine Kritik annehmen: Sie gehen nur in die Verteidigungshaltung.“ Sie können die Ergebnisse aber nicht ganz ignorieren: Denn die müssen in der Schulkonferenz besprochen werden, der Eltern und Schüler angehören. Nächstes Schuljahr gehen die Inspektionen weiter.

In England können die Inspektoren Schulschließungen herbeiführen. Mehr dazu in der Beilage „Schule mit Zukunft“ am Sonntag im Tagesspiegel.

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