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Berlin: Zwischen Annäherung und Entfremdung

Konflikt in Neukölln: Lehrer klagen über Anfeindungen und zunehmende Gewalt muslimischer Schüler

Berlins Lehrer fühlen sich durch islamistische Tendenzen und gewaltbereite muslimische Schüler zunehmend bedrängt. Insbesondere weibliche Lehrkräfte klagen über herabwürdigendes Verhalten und tätliche Angriffe türkischer und arabischer Jungen, die das zu Hause erlernte Rollenverhalten in der Schule zur Schau tragen. Sexistische Beleidigungen und antisemitische Schimpftiraden gehörten zum Schulalltag.

„Der Leidensdruck der Lehrer hat enorm zugenommen“, sagt Sanem Kleff, Islam-Expertin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Was auf die Pädagogen einstürmt, wurde deutlich bei einer GEW-Veranstaltung zum Thema „Islamismus in Neuköllner Schulen“ am Mittwochabend. „Türkischen Schülern, die sich nicht an das Fastengebot halten oder Schweinefleisch essen, wird Gewalt angedroht“, berichtete der Lehrer einer Gesamtschule. Grundschulpädagogen erzählten von Mädchen, die bereits in der Vorklasse das Kopftuch tragen müssen: „Die Eltern sagen ihnen, dass sie sonst in die Hölle kommen.“ Ständig wird versucht, sich von der Teilnahme am Schwimmunterricht und an Klassenfahrten befreien zu lassen.

Detlef Mücke, Leiter der GEW-Rechtschutzstelle, berichtete von Lehrerinnen, die von Schülern beleidigt und bedroht werden. Ein Fall beschäftigt ihn besonders: Da habe ein sechsjähriger muslimischer Schüler einer Lehrerin wegen einer Nichtigkeit mit den zum Victory-Zeichen erhobenen Fingern in die Augen gestochen und sie verletzt. Seit Monaten leidet sie unter den Folgen der Attacke.

Viele Konflikte mit muslimischen Schülern lassen sich auf ein abweichendes Rollenbild zurückführen, sagt Islam-Expertin Sanem Kleff. Die Jugendlichen hätten Vorstellungen von Ehre und Männlichkeit, die mit dem Schulalltag und der sozialen Wirklichkeit in einem verarmten Bezirk ohne berufliche Perspektiven kollidierten. „Sie suchen eine Orientierungshilfe und entscheiden sich für den ideologischen Weg“, resümiert Kleff.

„Wir müssen deutlich machen, wo die Grenzen liegen“, sagt Erdmute Safranski vom Ernst-Abbe-Gymnasium. Wie das aussehen kann, zeigt die Peter-Petersen-Grundschule. Sie nimmt Schüler nur auf, wenn die Eltern sich einverstanden erklären, dass ihre Kinder an Klassenfahrten teilnehmen. Wer gesundheitliche Gründe vorschiebt, um nicht schwimmen zu müssen, wird zum Amtsarzt geschickt. Bisher geht das Konzept auf.

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