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Stille Teilhaber. Die Jugendlichen beten beim Taizé-Treffen nicht nur, sondern erkunden auch die Stadt. Foto: dpa/Maurizio Gambarini

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Berlin: Zwischen Promis und Problemkiezen

Taizé-Teilnehmer beteten auf der Messe und besuchten Migrantenviertel.

Altbundespräsident Horst Köhler war da, der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider und die Berliner Bischöfe Rainer Maria Woelki und Markus Dröge. Der Freitag abend gehörte beim 34. Europäischen Jugendtreffen der ökumenischen Bruderschaft von Taizé der Prominenz. Auf bequemen Polsterstühlen saßen sie vor dem Altar in der Messehalle 2.2, umlagert von mehreren tausend auf dem Fußboden knieenden und hockenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Gemeinsam sangen sie die Gesänge von Taizé, gemeinsam schwiegen sie, gemeinsam beteten sie zu Gott. Und gemeinsam hörten sie einen entschlossenen Appell für mehr gelebte Ökumene, vorgetragen vom Prior der ökumenischen Gemeinschaft, Bruder Alois.

„Wie können wir den Skandal der Spaltung zwischen den Christen fortbestehen lassen?“, fragte der Theologe. „Mit Entschlossenheit wollen wir alles tun, um zur Einheit unter den Christen zu gelangen.“ Die Christen müssten „mehr zusammen beten“ und sich „öfter zu Andachten und Wortgottesdiensten zusammenfinden.“ Dies werde auch den theologischen Dialog voranbringen. Doch für seinen Appell erhielt der Prior keinen Applaus – gemeinsame Andachten und Wortgottesdienste sind schon heute der kleinste gemeinsame Nenner in der Ökumene.

Donnernden, minutenlangen Beifall gab es erst, als Bruder Alois den Ort des nächsten Jugendtreffens bekannt gab: Rom, wo sich Papst Benedikt XVI. einer Grußadresse zufolge schon darauf freut, Ende 2012 das Treffen zu begrüßen.

Doch es war nicht nur die Begegnung mit der Prominenz, die am Freitag auf dem Programm der Taizé-Teilnehmer stand. Am Vormittag etwa kam eine Gruppe auf Einladung der Evangelischen Kirchengemeinde am Humboldthain in der serbisch-orthodoxen Kirche des Heiligen Sava mit Vertretern des dortigen Quartiersmanagements zusammen. In einem Viertel, in dem der Migrantenanteil laut Quartiersrat offiziell 30, gefühlt aber „80 bis 90 Prozent“ beträgt. „Wir wollen unseren Gästen zeigen, wie sich Menschen hier im Stadtteil sozial engagieren, und welche Erfahrungen wir machen“, sagte Gemeindepfarrer Günther Krause.

Und obwohl Begriffe wie „Quartiersrat“ und „Programm soziale Stadt“ nicht eben leicht ins Englische zu übersetzen sind, ging ein Raunen durch die Reihen der Jugendlichen, als die Sorge zum Ausdruck kam, dass immer mehr Eltern ihre Kinder in „besseren Stadtvierteln“ zur Schule schicken wollen. „Das gibt es auch bei uns in der Schweiz“, sagt Lätitia. Ihr gefiel die Begegnung mit den Menschen im Brunnenviertel: „Das war ein Einblick in eine eher verborgene Welt.“ Benjamin Lassiwe

Wer am Samstag noch etwas vom Taizé-Treffen erleben will, kann um 19 Uhr zu einer Nacht der Lichter auf das Messegelände oder um 23:30 Uhr zu einem Friedensgebet in den Berliner Dom kommen.

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