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Lesley Naa Norle Lokko, die Kuratorin der 18. Architekturbiennale in Venedig.

© picture alliance / Photoshot

Die 18. Architekturbiennale von Venedig: Afrikanische Vertreter dominieren die Auswahl

Der Nigerianer Demas Nwokoxyz erhält den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk. Nur hat er nicht viel gebaut, sondern wirkt eher als kultureller Anreger.

Ein Kommentar von Bernhard Schulz

Die Zeiten, da der Besucher der Architekturbiennale von Venedig die neuesten Bauten aus aller Welt bestaunen durfte, sind endgültig vorbei. Es geht nun nicht einmal mehr um Architekten, sondern um „Praktiker“, um Menschen, die etwas machen.

Jüngst stellte Lesley Lokko, die Generalkommissarin der anstehenden 18. Biennale, ihr Konzept und die von ihr gewählten Teilnehmer vor. Unter dem recht allgemeinen Obertitel „Das Laboratorium der Zukunft“ will sie als wichtigste Themen „Dakarbonisierung“und „Dekolonisierung“ verhandeln.

Lokko, Jahrgang 1964 und als Tochter eines ghanaischen Vaters und einer schottischen Mutter überwiegend in Schottland aufgewachsen, studierte in London Architektur, bevor sie Lehrämter erst an US-amerikanischen Universitäten und dann in Afrika übernahm. Nebenbei ist sie erfolgreiche Autorin von mittlerweile einem guten Dutzend Romanen.

Ihr Schwerpunkt liegt auf der Lehre, und so verwundert nicht, dass unter den von ihr gewählten rund 90 „practitioners“ – Einzelpersonen wie auch Bürogemeinschaften – etliche ebenfalls als Lehrkräfte und weniger als bauende Architekten tätig sind. Afrikanische Vertreter dominieren in Lokkos Auswahl, heraus stechen der in London lebende David Adjaye und der in Berlin lebende Francis Kéré.

„Das Gleichgewicht hat sich verschoben“, erklärte Lokko ihre Auswahl, „die Dinge fallen auseinander, das Zentrum kann sich nicht länger halten.“ Als Bekräftigung ihres neuen Kurses kündigte sie jetzt die Verleihung des „Goldenen Löwen für ein Lebenswerk“ an den 1935 geborenen nigerianischen Architekten Demas Nwoko an.

Nwoko, räumt Lokko ein, habe wenig gebaut. Er wirkt wohl eher als kultureller Anreger, und dies vorrangig in Literatur und Theater. Darum scheint es der anstehenden Biennale zu gehen: um eine geistige Neuausrichtung, in der Architektur nur noch eine unter vielen möglichen Tätigkeiten darstellt.

Lokko geht es in ihrer Teilnehmerauswahl um Themen wie „Ernährung, Landwirtschaft und Klimawandel“ oder „Geografie und Gender“. Dass bei aller Bevorzugung von Afrika, genauer Westafrika – „woher ich komme“, wie Lokko in leichter Schönfärbung ihrer Biografie betonte –, andere Erdteile erneut zu kurz kommen, muss man hinnehmen. Die Waage der Gerechtigkeit neigt sich mal in die eine, mal in die andere Richtung. Sie ist nur eben meist geneigt.

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