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Kunstaktion von Amnesty International vor dem Brandenburger Tor.

© dpa / Jörg Carstensen

Die Macht der Worte: Briefe von Amnesty International können Leben retten

Die Menschenrechtsorganisation bittet um Beteiligung möglichst vieler Menschen beim weltweiten Brief-Marathon - vergangenes Jahr waren es vier Millionen.

Ihre Schicksale sind erschütternd und bedrückend, aber zugleich herausragende Beispiele für den Mut, für Demokratie und Menschenrechte aufzustehen und gegen Diktaturen und Unterdrückung zu kämpfen. An diese Menschen, die für ihre Meinungen und der Forderung nach Menschenrechten inhaftiert sind, erinnert Amnesty International auch in diesem Jahr mit einem Briefmarathon. 

Hunderttausende Menschen in allen Teilen der Welt schreiben bis zum 22. Dezember Millionen Briefe und E­-Mails, verfassen Tweets und unterzeichnen Petitionen. Der Briefmarathon setzt auf die Wirkung gebündelter Aufmerksamkeit, Menschen zu unterstützen, die zu Unrecht inhaftiert oder verfolgt werden, um Folterer vor Gericht zu bringen, Haftstrafen zu beenden oder bessere Behandlung von Gefangenen zu erwirken.

Schreiben können Sie Ihren Brief etwa zur Unterstützung der russischen Künstlerin Alexandra Skochilenko, die nach der russischen Invasion in der Ukraine in einem Supermarkt in St. Petersburg Preisschilder durch Papieretiketten mit Fakten über den Krieg ersetzt hat. Ihr drohen 10 Jahre Haft. Sie leidet an einer Autoimmunerkrankung und erhält im Gefängnis weder die notwendige Ernährung noch medizinische Versorgung.

Eingekerkert und gefoltert

In Hongkong drohen der Menschenrechtsanwältin Chow Hang-tung, die schon zu 22 Monaten Haft verurteilt wurde, wegen einer weiteren Anklage zusätzlich 10 Jahre Gefängnis. Sie setzte sich jahrelang für das Gedenken an das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking 1989 ein. Nachdem die Behörden die Veranstaltung 2021 verboten hatten rief sie in den sozialen Medien dazu auf, der Opfer individuell zu gedenken.

Im Iran ist das Leben von Vahid Afkari bedroht. Er nahm gemeinsam mit seinen beiden Brüdern Navid und Habib an friedlichen Protesten in seiner Heimatstadt Shiraz teil. Alle drei wurden verhaftet, gefoltert und gezwungen, einen „Mord“ zu gestehen. Vahid wurde zu mehr als 54 Jahren Haft sowie 74 Peitschenhieben verurteilt. Sein Bruder Navid wurde sogar zum Tode verurteilt und 2020 trotz massiver Proteste hingerichtet. Habib kam daraufhin frei. Vahid aber sitzt seit 2018 in Isolationshaft.

In Bangladesch drohen dem Klimaaktivisten Shahnewaz Chowdhury zehn Jahre Gefängnis. Er protestierte im Mai 2021 auf Facebook gegen ein Kohlekraftwerk und machte es für die schweren Zyklone mitverantwortlich, die Bangladesch immer öfter heimsuchen. Die Kraftwerksfirma verklagte ihn daraufhin wegen „falscher und beleidigender Informationen“.

Unter schlimmen Bedingungen eingesperrt und erkrankt ist in Marokko Nasser Zefzafi. Er wurde 2017 verhaftet, weil er die Freitagspredigt eines Imams unterbrochen und ihm vorgeworfen hatte, ein Sprachrohr der Regierung zu sein. In einem Gerichtsverfahren, in dem unter Folter erpresste Geständnisse verwendet wurden, wurde er zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Vier Millionen Briefe waren es 2021

Die Oppositionspolitikerinnen Cecillia Chimbiri, Joanna Mamombe und Netsai Marova wurden in Simbabwe bei einer regierungskritischen Demonstration im Mai 2020 entführt, verprügelt und sexuell missbraucht. Nachdem sie die Vorwürfe öffentlich machten, wurden sie erneut verhaftet. Ihnen drohen 20 Jahre Haft.

Eure Stimmen sind mächtig.

Mahadine, verfolgter Blogger aus Tschad

Das sind einige der zehn Fälle, für die Amnesty International zum 21. Mal den weltweiten Briefmarathon startete. Über vier Millionen Menschen beteiligten sich im vergangenen Jahr an der Aktion. Sage niemand, es sei naiv, Briefe zu schreiben. So einfach die Mittel, so erfolgreich sind die Schreiben trotzdem. Denn Unterdrücker fürchten nichts mehr, als im internationalen Rampenlicht zu stehen.

Viele Aktivist:innen verdanken den Mails und Briefen ihr Leben. „Eure Stimmen sind mächtig“, sagt etwa der tschadische Blogger Mahadine, der im April 2018 freigelassen wurde. Mehr als eine halbe Million Menschen hatten zuvor seine Freilassung gefordert. Er saß im Gefängnis, weil er auf Facebook regierungskritische Videos gepostet hatte.

Im Ehrensache-Newsletter berichtete Gerd Nowakowski in dieser Woche außerdem über folgende Themen:

  • Initiative „Wilhelm gibt keine Ruh“ in der Finalrunde bei Senats-Wettbewerb
  • Die Stadt grüner machen: Über 14.000 Baumpflanzungen haben Spender berlinweit mit der Stadtbaum-Kampagne finanziert
  • Brot allein ist nicht die Welt - die evangelische Kirche hat wieder die Advents-Spendensammlung gestartet
  • Zu wenig Freiwillige - Obdachlosen-Zählung erneut abgesagt
  • 25 Jahre Vermittlung ehrenamtlicher Einzelvormundschaften beim Berliner Netzwerk Akinda
  • Nachbarschaftspreise der Stiftung Nebenan vergeben
  • Berlin sagt Danke: Senat und Parlament ehren das Ehrenamt
  • Teilen gibt Wärme: Social-Startup Share will 200.000 Mützen und Socken für guten Zweck verkaufen 
  • 30 Jahre Tagesspiegel-Spendenaktion „Menschen helfen“ 
  • 11.000 Schöffen gesucht – aber nicht jeder ist willkommen 

Der Tagesspiegel würdigt mit Deutschlands erstem Ehrenamts-Newsletter all jene Menschen, die aktiv dabei mithelfen, dass Berlin lebenswert ist und liebenswert bleibt.

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