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Pünktchentapete: Affenente.

© Illustration: Andree Volkmann

Berliner Schnauzen (88): Die Affenente

Auch wenn manche sie Pünktchenente nennen: Dieser Vogel ist mehr als nur Dekoration.

Machen wir uns nichts vor: Sie ist kein Star. Wer kommt schon in die Tropenhalle, um sich die Affenente anzuschauen?

Unter der Brücke, deren Geländer aus Eisen so gestaltet ist, dass es ein wenig an Bambusrohre erinnert, führen die vier Exemplare des Tierparks – ein Männchen, drei Weibchen – ein unauffälliges Leben; die meisten Besucher werden sie höchstens als lebende Dekoration wahrnehmen. Dabei sind die Tiere, Achtung: Wortwitz!, wirklich keine hässlichen Entlein.

Schon allein, weil sie oft Gänsen oder Schwänen zugerechnet werden. „Die Übergänge sind da grundsätzlich fließend“, sagt Martin Kaiser, Kurator für Vögel, „ein Schwan ist auch nichts anderes als eine langhalsige Gans.“

Das dunkelgraue Gefieder überzieht scheinbar ein Netz voller kleiner weißer Punkte, weshalb die Affen- auch als Pünktchenente bekannt ist. Im Englischen spricht man von „freckled duck“, von der Ente mit den Sommersprossen.

Grunzende Stimmen

Tatsächlich haben ihre Federn feine helle Spitzen. Und warum nun Affe? „Das ist ein Rätsel“, sagt Kaiser. „Sie haben eine eigenartige fauchende, schnaufende, grunzende Stimme, vielleicht deshalb.“

Affenenten sind in europäischen Zoos eine Rarität. Bis Mitte der 80er Jahre gab es die Tiere ausschließlich in ihrer Heimat, dem Südosten und Südwesten Australiens. Dort bewohnen sie Sumpfgebiete, Lagunen und überschwemmtes Buschland, in der Trockenzeit auch größere Seen.

Strenge Ausfuhrbedingungen

Wenn es durch starken Regen zu Überflutungen kommt, sind die Enten Nutznießer: Sie besiedeln die Gebiete dann rasch, ihr Bestand wächst spürbar. „Australien hat strenge Ausfuhrbedingungen, und am Anfang hat sich keiner unmittelbar für diese Art interessiert.“ 1985 wurden die Tiere das erste Mal gezüchtet, von der Nachzucht kamen Exemplare nach Europa.

Affenenten tauchen nicht, um an Nahrung zu gelangen. Meist filtern sie diese aus dem Wasser, während sie sich vorwärtsbewegen. Sie fressen Algen, Teile größerer Pflanzen, Würmer, Insekten, seltener kleine Fische.

Die Alte sondert sich ab

In der vierköpfigen Patchworkfamilie im Tierpark sind die jüngeren Tiere in der Mehrzahl: Ein Männchen und zwei Weibchen gehören zu dieser Fraktion. Von dem ersten Paar, das der Tierpark 2010 erhielt, ist nur noch das Weibchen übrig; das dazugehörige Männchen ist gestorben.

„Das alte Weibchen sondert sich ein bisschen ab“, sagt Kaiser. „Normalerweise sind einzelne Tiere keine Territoriumsverteidiger.“ Meist treten Affenenten in größeren Gruppen auf.

Frost kennen die Enten in Südaustralien nicht, in der Tropenhalle wird es Gott sei Dank nie kälter als 15 Grad. In freier Wildbahn pflanzen sich die Tiere fort, wenn der Regen kommt, also von Juni bis Dezember. „In der Haltung kann es ganzjährig passieren, bisher haben wir hier aber noch keinen Nachwuchs.“

Plötzliches Rot

Faszinierend ist, wie die Männchen um die etwas kleineren Weibchen werben. Ihr grau-blassrosa Schnabel wechselt dann in leuchtendes Rot. Nach der Paarung baut das Männchen ein Nest. „Das ist sein Anteil, und es bleibt noch in der Nähe, bis das Weibchen anfängt zu brüten.“

Dann ist auch schon wieder Schluss. Affenenten sind zwar monogam, aber nur für kurze Zeit.

AFFENENTE

Lebenserwartung:  mehrere Jahre

Fütterungszeit:  keine feste

Interessanter Nachbar: Flugfüchse, Zebraenten, Leoparden

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