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Laut der Feuerwehr von Venedig fing der Bus Feuer, nachdem er von einer Brücke gestürzt war.

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Update

Busunglück in Venedig: Behörden melden mindestens 21 Tote – ein Deutscher darunter

In Venedigs Stadtteil Mestre stürzt ein Bus von einer Brücke und fängt Feuer. Unter den Toten ist auch ein Deutscher. Opferverbände sprechen von einer „Tragödie mit Ankündigung“.

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Nach einem schweren Busunglück im norditalienischen Venedig haben örtliche Behörden mindestens 21 Todesopfer vermeldet.

Unter den 21 Todesopfern wurden ein Deutscher, der 40-jährige italienische Fahrer sowie fünf Ukrainer identifiziert, wie der Präfekt der Region Venetien, Michele di Bari, am Mittwochnachmittag mitteilte.

Laut dem Regierungschef der Region Venetien, Luca Zaia befanden sich fünf der insgesamt 15 Verletzten in einem „sehr ernsten Zustand“. Di Bari teilte mit, unter den Verletzten seien vier Ukrainer, ein Deutscher, ein Franzose, ein Kroate, zwei Spanier und zwei Österreicher. Bei vier Verletzten stehe die Identität noch nicht fest.

Was man bislang weiß

Laut der Feuerwehr von Venedig fing der Bus Feuer, nachdem er von einer Brücke über eine Eisenbahnlinie zwischen Mestre und Marghera, zwei zu Venedig gehörenden Ortschaften, gestürzt war. Der Bus befand sich zum Zeitpunkt des Unglücks gegen 19.30 Uhr auf dem Rückweg vom historischen Zentrum Venedigs zu einem Campingplatz im Stadtteil Marghera.

Italienische Feuerwehrleute arbeiten nach einem Busunglück in Venedig an der Unfallstelle.

© picture alliance/dpa/AP

An Bord waren Tagesurlauber, die am Abend aus der Altstadt zurück aufs Festland wollten. Das Unglück ereignete sich etwa drei Kilometer vor dem Ziel. Der Fahrer hatte mehrere Jahre Berufserfahrung.

Laut der Tageszeitung „Il Corriere della Sera“ kam der Bus auf der Brücke von seiner Fahrspur ab, durchbrach die Leitplanke und prallte nach einem Sturz von etwa 30 Metern nahe der darunterliegenden Bahngleise auf. „Das Ausmaß war schrecklich, weil er aus mehr als zehn Metern Höhe stürzte“, schilderte Venedigs Feuerwehrchef Mauro Luongo.

Erschwerend hinzugekommen sei, dass es sich um einen Elektrobus gehandelt habe und seine Batterien Feuer gefangen hätten. Der Bus habe Feuer gefangen, nachdem er mit elektrischen Leitungen in Berührung gekommen sei, schrieb das Blatt weiter. Ein AFP-Fotograf beobachtete, dass Einsatzkräfte an dem auf dem Dach liegenden Buswrack zunächst darauf warten mussten, dass sich die Batterie des Busses abkühlte.

Die Unglücksursache war zunächst unklar. Derzeit sei die Hauptvermutung, dass der Busfahrer während der Fahrt gesundheitliche Probleme bekommen habe, sagte Zaia. Auch Verkehrsminister Matteo Salvini nannte diese Vermutung. Um den Unfallhergang zu rekonstruieren, werteten Ermittler Bilder von Überwachungskameras aus.

Bei dem Bus handelte es sich um ein chinesisches Fabrikat vom Typ E12 Yutong. Er verkehrte normalerweise als Linienbus in Venedig, war aber von einem Privatunternehmen angemietet worden, um etwa 40 italienische und ausländische Touristen aus dem historischen Stadtzentrum zurück zu einem Campingplatz zu bringen.

Luigi Brugnaro (r.), Bürgermeister von Venedig, und ein Priester kommen nach einem Busunglück an der Unfallstelle an.

© dpa/Zuma Press/La Presse/Livemedia/Slow Pres/Uncredited

Nach Angaben von Ansa begab sich der katholische Patriarch von Venedig, Francesco Moraglia, an den Unglücksort. Dort segnete er die sterblichen Überreste der Todesopfer, die unter weißen Tüchern aufgereiht waren. Auf ihnen wurden Blumensträuße abgelegt.

„Tragödie mit Ankündigung“

Der Vorsitzende eines Verbands von Verkehrsunfallopfern, Domenico Musicco, erklärte, es handele sich um „eine Tragödie mit Ankündigung“. Die betroffene Straße hätte eigentlich modernisiert werden müssen, um einen Bus-Absturz auszuschließen.

Die Straße sei nur durch „ein einfaches Geländer“ gesichert gewesen, betonte der Betreiber des Unfall-Fahrzeugs, Massimo Fiorese, gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur Ansa.

Italien hat ein Problem mit maroder Infrastruktur. Vor fünf Jahren war im norditalienischen Genua eine Autobahn-Brücke eingestürzt, damals starben 43 Menschen.

Nach Busunglück in Venedig: Baerbock spricht ihr Beileid aus

Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni drückte „ihr tiefstes Mitgefühl“ aus. „Ich bin mit dem Bürgermeister Luigi Brugnaro und dem Verkehrsminister Matteo Salvini in Kontakt, um die Nachrichten über diese Tragödie zu verfolgen“, erklärte sie.

„In dieser Nacht der Trauer sind meine Gedanken mit den Opfern, ihren Familien und Freunden“, schrieb Bundesaußenministerin Baerbock. Ähnlich äußerte sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EU-Ratspräsident Charles Michel sprachen den Verletzten und den Angehörigen der Opfer ihr „aufrichtiges Beileid“ aus.

Der bislang schwerste Unfall dieser Art in Italien hatte sich am 28. Juli 2013 ereignet. Ein Reisebus mit rund 50 Passagieren, die alle aus der Provinz Neapel stammten und sich auf der Rückreise von einem dreitägigen Ausflug befanden, war in der Nähe von Avellino, rund 50 Kilomenter östlich von Neapel, von einem 30 Meter hohen Viadukt gestürzt. 38 Menschen waren auf der Stelle tot, zwei starben an den Folgen ihrer Verletzungen. (AFP, dpa)

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