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Christiane Hörbiger, hier in einer Szene aus dem ARD-Film „Stiller Abschied“.

© SANDRA HOEVER

Christiane Hörbiger gestorben: Eine „Grande Dame“ aus altem Schauspieleradel

Aus dem Theater kommend avancierte Christiane Hörbiger in Film und Serien zum Publikumsliebling. Nun starb sie mit 84 Jahren in Wien. Ein Nachruf.

Die Eltern hätten zur Belastung oder zum Vorbild werden können. Vater Attila Hörbiger und Mutter Paula Wessely haben in Österreich monumentalen Status, wenn es um die Schauspielkunst geht. Christiane Hörbiger nahm es, wie ihre Schwestern Maresa Hörbiger (77) und Elisabeth Orth (86), mit den Eltern auf: Sie wurde Schauspielerin.

Geboren 1938 in Wien, stand sie bereits mit 17 Jahren vor der Fernsehkamera und hatte den Mut, nach dem Schulabschluss die bereits begonnene Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar nach nur vier Wochen wegen eines Filmangebots abzubrechen.

Dass Christiane Hörbiger ihre Karriere nach eigenem Willen zu gestalten wusste, zeigte sich zuerst am Theater. Eine Schauspielerin aus dieser Dynastie gehört auf die Bühne des Wiener Burgtheaters. Zu ihrer Premiere spielte sie die Recha in Lessings „Nathan der Weise“ - die Kritiken fielen allerdings vernichtend aus.

Mit 17 vor der Fernsehkamera

Also zog die Schauspielerin in die Ferne, um fern der Eltern an verschiedenen Theatern wie etwa in Heidelberg und Zürich erarbeitete sie sich Stand und Statur, aus der Novizin wurde eine ernstzunehmende Bühnenkünstlerin. Quasi als Probe aufs Exempel kehrte sie als Recha ins Burgtheater zurück und wurde für ihre Darstellung gefeiert.

Und kletterte die Ruhmesleiter weiter nach oben: In den 70er Jahren spielte sie mehrfach die Buhlschaft im „Jedermann“ der Salzburger Festspiele und verfestigte damit eine Familientradition. Sowohl ihre Eltern als auch die Schwester standen bereits am Domplatz in Salzburg auf der Bühne.

Ruhm darf sich auch in D-Mark kapitalisieren lassen. Mit der ZDF-Serie „Das Erbe der Guldenburgs“ wurde sie dem großen Publikum bekannt. Sie spielte, natürlich eine Gräfin, aber wie sie spielte: edelherb bis zynisch. Ihre Pointen servierte sie extra dry, Auch weitere Rollen, on Fernsehen oder Kino, prägte sie als starke, gelassene Frau.

Immer wieder schuf sie Vorbilder für die weibliche Generation 60plus

Als wenn der Begriff der „Salondame“ für sie reserviert gewiesen wäre. Als souveräne, dem Komödiantischen nicht abgeneigte Richterin in der österreichisch-deutschen Serie „Julia - Eine ungewöhnliche Frau“ fesselte sie um die Jahrtausendwende fünf Staffeln lang ein Millionenpublikum.

Zum Seriellen kam das Besondere. Viel Lob erhielt sie für ihre Darstellung der Göring-Nichte Freya von Hepp in Helmut Dietls preisgekrönter Kultsatire „Schtonk“. Erfolge feierte Hörbiger auch mit dem Justizdrama „Die Geschworenen“, dem Thriller „Die Gottesanbeterin“ oder der Dürrenmatt-Literaturverfilmung „Der Besuch der alten Dame“.

Ältere, elegante Frauen, mal im gesellschaftlich engen Erwartungskorsett, dann auf Befreiungskurs, im TV-Film „Mathilde liebt“ ließ sie sich auf dezente Sexszenen ein. Immer wieder schuf sie Vorbilder für die weibliche Generation 60plus.

Christiane Hörbiger wurde im Laufe ihrer Karriere mit Preisen überhäuft, sie bekam den Grimme-Preis, den Bayerischen Fernsehpreis für ihr Lebenswerk, den Ernst-Lubitsch-Preis sowie den Deutschen Fernsehpreis. Sie war in erster Ehe mit dem Regisseur Wolfgang Glück verheiratet.

Ihr zweiter Mann und Vater ihres Sohnes Sascha, der Schweizer Journalist Rolf R. Bigler, starb 1978. Einen neuen Lebensgefährten fand die Schauspielerin im Wiener Regisseur und Autor Gerhard Tötschinger, der 2016 starb. Vor drei Jahren rregte ein Video Aufsehen, in dem die zuvor als SPÖ-Sympathisantin bekannte Hörbiger für den inzwischen zurückgetretenen jungen ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz ihre Stimme erhob.

Am Mittwoch ist Christiane Hörbiger im Alter von 84 Jahren in Wien gestorben.

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