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So nebeneinander geparkt sehen SUVs auch ganz normal aus - erst verglichen mit normalen Pkw werden sie groß.

© imago/Sebastian Geisler

Immer mehr SUV-Neuzulassungen: Das Autokaufverhalten ist in einer albernen Trotzphase

Wer vom Klimaretten die Nase voll hat, findet Trost bei Deutschlands Autokäufern. Verbindet die vielleicht etwas mit den Wählern im Osten? Eine Glosse.

Eine Glosse von Ariane Bemmer

Wer entnervt meint, die Klimaretter hätten die Welt viel zu fest im Griff (Klimagipfel in Madrid! Green Deal in Brüssel! Parkplatzrückbau in Berlin!), und dass das alles vor allem von Frauen (Umweltministerin Schulze! EU-Kommissarin von der Leyen! Senatorin Günther! Greta!) betriebene Hysteriepflege sei, der findet Trost bei wem? Richtig, bei Deutschlands Autofahrern.

Die greifen entgegen allen Klimaberechnungen, Statistiken, Studien, Warnungen, Mahnungen, Aufrufen und Appellen anhaltend und zunehmend gern zu, wenn ein SUV oder Geländewagen zu verkaufen ist. Und so konnte das Kraftfahrtbundesamt (KBA) nun melden, dass 2019 erstmals mehr als eine Millionen Autos aus diesem Segment gekauft werden. Das kann das KBA schon jetzt sicher sagen, weil die Marke bereits im November geknackt wurde. SUVs und Geländewagen machen damit fast ein Drittel der Pkw-Neuzulassungen in Deutschland aus und sind aktuell die beiden am schnellsten wachsenden Segmente. Wie kommt das?

Eine naheliegende Erklärung wäre, dass sich das Autokaufverhalten inzwischen in derselben albernen Trotzphase befindet in der das Wahlverhalten in Ostdeutschland längst angekommen ist: Je mehr vor bestimmten Entscheidungen gewarnt wird, desto attraktiver erscheinen diese.

Der Kipppunkt ist überschritten!

Aber dann ist da auch noch Gruppendruck der Straße: Über hunderte von Metern parken heutzutage vor allem SUVs und artverwandte Großmobile die Seiten- und Mittelstreifen zu, da sehen Modelle, deren Abmaßungen früher noch als würdevoll galten, vergleichsweise geschrumpft aus. Schon fast waghalsig in ihrer dünnwandigen, schmalbrüstigen Kleinformatigkeit. Und irgendwie auch arm. Wer will da noch einsteigen müssen?

Anders als beim westantarktischen Eisschild, dessen Abschmelz-Kipppunkt noch nicht erreicht ist, ist der bei der Automodellwahl offenbar überschritten. In den USA, derzeit Rolemodel für Nicht-Erstrebenswertes, ist bereits jedes zweite verkaufte Autos ein SUV oder Geländewagen.

Und die Branche geht davon aus, dass das noch nicht das letzte Wort ist. Was alles nicht interessant wäre, wären nicht die enormen CO2-Emissionen dieser Wagen geeignet, Klimaktivisten zu Warnungen aufzurufen, was dann wieder nervt, weshalb noch mehr solcher Autos gekauft werden. Und so dreht sich hier etwas immer schneller im Kreis – und führt zu nichts.

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