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Die Krise der Öffentlich-Rechtlichen.

© dpa/Soeren Stache/Tagesspiegel

Wie geht es weiter bei den Öffentlich-Rechtlichen?: „Faire Honorare. Mehr Mut, mehr Risiko“

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht in der Krise. Drei Experten diskutieren drei Modelle für die Zukunft der Sendeanstalten.

Das Jahr 2022 hat den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in eine schwere Krise gestürzt. In unserer Rubrik „3 auf 1“ antworten heute drei Experten auf die Frage, wie es beim Öffentlich-Rechtlichen weitergehen sollte.


Weniger Programm und bessere Budgets

„Mehr Transparenz, mehr Mitbestimmung, besser qualifizierte Gremien, bessere Kostenkontrolle, am öffentlichen Dienst orientierte Spitzengehälter, mehr Kooperation in Verwaltung und Produktion, Zusammenführung der Mediatheken. Selbstverständlichkeiten, auf die sich Sender und Politik schnell einigen werden.

Entscheidend ist das Programm. Nur wenn es sich inhaltlich und formal unterscheidet, rechtfertigt es die Existenz von ARD und ZDF. An Spartensendern herrscht kein Mangel. Es gibt eher zu viele. Zumal die Redaktionen über Unterfinanzierung klagen.

Also: Weniger und besseres Programm, ordentliche Budgets. Faire Honorare. Mehr Mut, mehr Risiko. Statt Talkshows, statt Provokation und Skandalisierung seriöse journalistische Diskussionen. Experimentelles nicht nur ausgelagert im Netz.

Das ZDF als nationaler Anbieter, die ARD als Arbeitsgemeinschaft der Länder und Regionen, die die föderale Struktur widerspiegelt. Statt Radio Bremen und den Saarländischen Rundfunk abzuschaffen, in allen Bundesländern identitätsstiftende, programmlich eigenständige Regionalsender.

Die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist ein vielfältiges, integratives und mutiges Programm. Sonst nutzten weder Transparenz noch Kontrolle.“


Eine gemeinsame Mediathek von ARD und ZDF

„Vermutlich muss man den Ex-RBB-Verantwortlichen sogar dankbar sein. Ohne ihr Wirken würden wir die aktuelle Debatte über die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) nicht führen. Zu groß sind Vertrauensverlust, Kritik und Systemfehler, um jetzt nicht absolut ohne Vorbehalte über Reformen zu sprechen. Gerade um den ÖRR als unverzichtbare Institution zu erhalten!

Wir Freie Demokraten im Deutschen Bundestag haben dafür klare Vorstellungen. Der Fokus des Programms liegt auf dem Bildungs- und Informationsauftrag. Der ÖRR soll sich auf seine bundesweiten und regionalen Programme und Inhalte konzentrieren.

Durch Fusionen (Ende Kleinstsender), Gehaltsdeckel, neue Kontrollmechanismen und eine Digitalstrategie müssen effiziente Verwaltungs-, Sender- und Angebotsstrukturen geschaffen werden - mit einer einzigen Mediathek.

Eine Begrenzung des Online-Auftrags, die Abgrenzung zu presseähnlichen Angeboten und die Überwindung von Länderegoismen sind überfällig, wenn der Rundfunkbeitrag auch mal wieder sinken soll.“


Angebote in türkischer und russischer Sprache

„Gefragt wäre: Thinking out of the box. Paradoxerweise hieße das Rückbesinnung auf den Programmauftrag - und auf all das, was die Öffentlich-Rechtlichen besser können sollten als die Privaten: Mehr Information (zum Beispiel mit einem 24-Stunden-Nachrichtenkanal), unvoreingenommene Recherche, ein Fokus auf europäische Themen und Nachbarländer (mit Beiträgen, die in ganz Europa und in allen wichtigen europäischen Sprachen ausgestrahlt werden).

Weniger Sport und Unterhaltung, weniger Krimis am Hauptabend. Dafür mehr Wirtschafts- und Wissenschaftsberichterstattung. Mehr Aufklärung über den Medienbetrieb und weniger Eigen-PR, zumal in den Hauptnachrichtensendungen.

Als Extra: Angebote in türkischer und russischer Sprache, damit unsere zahlreichen Mitbürger aus diesen Ländern weniger Putins und Erdogans Propagandatrupps auf den Leim gehen.

Und, nicht zuletzt: Weniger Ausspielkanäle und Wiederholungsschleifen, in den Sendern mehr Vorkehrungen gegen die Selbstbedienung von Hierarchien, mehr Mitspracherechte für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“

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