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Ausstellung "Aufschlag Games": Aliens im Anflug auf Berlin

Die Tapeten waren schrecklich, die Grafik einfach, aber die Computer- und Videospiele begeisterten die Menschen. Die Sonderausstellung "Aufschlag Games" des Computerspielemuseums Berlin lädt zu einer Zeitreise in die 1970er bis 1990er Jahre.

Die Bedrohung kam in den 1970er Jahren eindeutig aus dem All – zumindest bei den frühen Computer- und Videospielen, die in dieser Zeit in den Spielhallen zu finden waren und langsam, aber sicher die deutschen Wohn- und Kinderzimmer eroberten. Reihe um Reihe müssen die Aliens gleich in mehreren „Space Invaders“-Versionen in der neuen Sonderausstellung „Aufschlag Games“ abgeschossen werden, die an diesem Mittwochnachmittag vom Berliner Kulturstaatssekretär Tim Renner im Computerspielemuseum Berlin eröffnet wird.

Ein Filmdesigner hat die Spieleausstellung gestaltet

In der Ausstellung werden sowohl die Videospielautomaten aus den Spielhallen als auch die ersten Heim-Konsolen aus den 70er, 80er, und 90er Jahren gezeigt – und zwar im passenden Interieur. Die Ausstellung wurde vom Filmsetdesigner Tommy Stark gestaltet, der auch die Requisiten für diese Zeitreise beschaffte. Zur Atari-Konsole aus der zweiten Hälfte der 70er Jahre passt die schrille Tapete mit den großen Mustern genauso wie das Puzzle-Wandbild mit der New Yorker Freiheitstatue im Abendlicht. Und der Commodore C64 wartet in einem Jugendzimmer inklusive Dachschräge und Holzverkleidung auf Mitspieler. Wegen seines niedrigen Preises war der C64 der Deutschen erster Volkscomputer, die Spiele wurden dabei von einer Art Kassettenrekorder – der Datasette – auf den Computer übertragen.

Anfassen ist in der Sonderausstellung durchaus erlaubt. Die Automaten aus den Spielhallen waren ohnehin robust gebaut. In der nachgebauten Spielhalle stehen unter anderem ein „Pacman“-Tischautomat, ein „Asteroids“-Vertreter und erste Simulatoren für Auto- und Motorradrennen. Die Akustik ist entsprechend beeindruckend. Problematisch ist bei diesen Geräten die Ersatzteilbeschaffung, wenn zum Beispiel ein alter Röhrenmonitor seinen Dienst quittiert. „Es gibt nur noch eine Handvoll Leute, die das reparieren können und über die nötigen Ersatzteile verfügen“, sagt Museumsleiter Andreas Lange. In einigen Ausstellungsstücken befinden sich darum moderne Computer und Flachbildschirme, auf denen die Spielklassiker in einer angepassten Version laufen.

"Super Mario" und "Zelda" lösten einen Videospielboom aus

Auch die Heimkonsolen wie das Nintendo Entertainment System, das in Deutschland 1985 auf den Markt kam und mit kindgerechten Spielen wie „Super Mario“ und „Zelda“ einen neuen Videospiele-Boom auslöste, dürfen ausprobiert werden. „Das Aufsichtspersonal achtet schon darauf, dass jeder Interessierte an die Reihe kommt“, sagt Lange. Möglich ist dies auch, weil es sich bei den Ausstellungsstücken nicht um Raritäten handelt. „Unser Ziel ist es, typische Konsolen und Automaten zu zeigen.“ Und Diebstähle waren bislang auch kein Thema. „Wir haben sehr ehrliche Besucher“, sagt der Museumsleiter.

Das Computerspielemuseum existiert seit 1997, am aktuellen Standort an der Karl-Marx-Allee befindet es sich seit vier Jahren. Für viele Berlin-Touristen gehört es inzwischen genauso zum Besuchsprogramm wie für Schulklassen und Familien. 86 000 Besucher zählte das Museum im vergangenen Jahr. Die Sonderausstellung wurde mit Mitteln des Europäischen Strukturfonds Efre gefördert.
Väter wollen ihren Kindern häufig zeigen, mit welchen Spielen sie früher erfolgreich waren. Der Nachwuchs geht das Thema hingegen pragmatisch an. „Macht ein Spiel Spaß, wird weitergespielt, ansonsten geht man zum nächsten Ausstellungsstück“, sagt Andreas Lange. „Die Faszination hängt vor allem vom Gameplay ab, eine fotorealistische Grafik ist gar nicht so wichtig.“ Tatsächlich sind gerade optisch einfach gehaltene Spiele wie „Minecraft“ bei Jugendlichen derzeit sehr beliebt, und bei Smartphone-Spielen kommen ebenfalls die einfachen Bilder wieder zurück. Kurt Sagatz

„Aufschlag Games. Wie digitale Spiele in unser Leben traten“. Sonderausstellung des Computerspielemuseums in der Karl-Marx-Allee 93a (U-Bahn Weberwiese), täglich außer Dienstag zwischen 10 und 20 Uhr. Der Eintritt zur Vernissage am Mittwoch ab 17 Uhr ist frei, der reguläre Preis beträgt acht Euro.

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