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© X80001

Apples Neuer: Auf dem Tablet serviert

Lesen, Surfen, Spielen, Fernsehen, Kommunizieren: Wie Apples iPad-Computer den Medienkonsum verändern wird.

Am Tag nach der Vorstellung von Apples Tablet-PC in San Francisco teilen sich die Meinungen über das iPad in zwei Lager: Für die einen ist das tastaturlose Leichtgewicht „Apples neues Wunderwerk“, die anderen bemängeln, dass „insbesondere Geschäftskunden nicht zufrieden sein dürften“. Allen gemeinsam ist die Einschätzung, dass Steve Jobs neues Hightech-Spielzeug der IT-Welt neuen Schwung verleihen und wie zuvor bei iPod und iPhone nachhaltigen Einfluss auf viele Lebensbereiche haben wird.

In einem haben die Kritiker sicherlich recht: Das iPad dürfte in erster Linie ein wohnzimmertauglicher Freizeitcomputer sein, der jeden Couchtisch ziert. Stärker noch als jetzt lassen sich damit jederzeit Informationen aus dem Internet beziehen, können Mails empfangen und geschrieben oder Kontakte in den sozialen Netzwerken gepflegt werden. Als Couch-Computer könnte das iPad dem klassischen Fotoalbum den Garaus machen, auch für TV-Spielekonsolen stellt Apples neueste Entwicklung eine harte Konkurrenz dar. Noch stärker dürfte diese aber für Ebook-Lesegeräte wie den Kindle von Amazon oder den Sony-Reader werden. Diese Lesegeräte nutzen einen besonderen Bildschirm, der mit sogenannter elektronischer Tinte arbeitet. Strom wird dabei nur fürs Umblättern verbraucht, so dass diese Ebook-Reader mit einer Akkuladung einen ganzen Urlaub auskommen können – dafür allerdings nur monochrom und ohne Multimedia-Fähigkeiten.

Das iPad kennt diese Beschränkungen nicht. Die Darstellung ist gestochen scharf und vor allem farbig, auch das Umblättern der Seiten erinnert stärker an das echte Buch. Fünf große US-Verlage – Penguin, Macmillan, Simon & Schuster, HarperCollins und die Hachette-Buchgruppe – haben bereits Verträge mit Apple geschlossen. Das iPad gilt schon als „Kindle-Killer“, schließlich gibt es bereits eine iPhone-Applikation zum Lesen von Amazon-Ebooks. Doch dabei wird es nicht bleiben. Apple eröffnet für das iPad einen eigenen iBooks-Store. Immerhin nutzt Apple das offene ePub-Format, das auch von Sonys Reader eingesetzt wird.

Die „New York Times“ kündigte in San Francisco eine eigens für das iPad optimierte Anwendung an. Die Online-Ausgabe der Zeitung war in der Präsentation bereits mehrfach auf einem iPad-Display zu sehen – und dabei sowohl im Breit- als auch im Hochformat gut zu lesen. Wie beim iPhone lassen sich einzelne Beiträge durch Fingertippen vergrößern. Selbst Videos oder andere Multimedia-Inhalte lassen sich integrieren. Der Vorteil für die Verlage liegt auf einer anderen Ebene. Anders als im Internet sind iPhone-Nutzer willens, für Inhalte zu zahlen. Wenn sich Paid Content nun weiter durchsetzt, könnte es den Verlagen trotz Medien- und Werbekrise leichter fallen, ihren Lesern ins Internet zu folgen. So hofft der deutsche Bauer-Verlag darauf, dass durch Geräte wie das iPad „alles auf null gesetzt wird, um künftig für hochattraktive publizistische Inhalte Gebühren kassieren zu können“, wie es Verlagsmanager Andreas Schoo sagte. Für Ulrich Hegge von Hubert Burda Media ist es nun eine Aufgabe der Verlage herauszufinden, auf welchen Wegen künftig die journalistischen Inhalte zum Leser gelangen. Diese werden sicherlich optisch aufwendiger und multimedialer sein. Das gilt auch für die Werbung.

Das Internet basiert auf offenen Standards. Dort ist es unerheblich, ob eine Webseite mit einem MacIntosh, Linux-PC oder Windows-Computer aufgerufen wurde. In weiten Teilen gilt das auch für die eingesetzten Browser, ob es sich dabei nun um den Internet Explorer, Firefox, Chrome, Safari oder Opera handelte. Bei den Smartphones sieht das bereits jetzt ganz anders aus. Hier kocht jeder sein eigenes Süppchen, sodass eine für Apples iPhone geschriebene Applikation keineswegs mit Googles Handysystem Android läuft und schon gar nicht mit einem Symbian-Handy von Nokia.

Dieser Trend dürfte sich mit dem iPad-Tablet genauso verstärken wie die bereits spürbare Dominanz der Apple-Apps. Jede für ein iPhone entwickelte Applikation läuft nach Steve Jobs Worten automatisch auf dem iPad, entweder als kleines Fenster zentriert auf dem größeren Tablet-Bildschirm oder in verdoppelter Pixelzahl auf voller Display-Größe. Falls sich die Entwickler nicht entschließen, ihre Apps ganz schnell an das iPad anzupassen. Zurzeit sind im App-Store 140 000 Anwendungen gelistet. Zudem führt auch mit dem iPad kein Weg an iTunes oder am App-Store von Apple vorbei. Dass Apple an jeder verkauften Applikation rund ein Drittel der Kaufsumme verdient, ist nur ein Aspekt. Der andere: Apple entscheidet bei jedem Spiel, bei jedem eBook und bei jedem Magazin, ob es in den App-Store passt. Das führt schon heute dazu, dass die „Bild“-App in Deutschland nur von Lesern über 17 Jahren aufgerufen werden darf und der „Playboy“ erst dann Apple-tauglich sein wird, wenn er an die Apple-eigenen Jugendschutzbestimmungen angepasst wurde.  

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