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Medien: 70 Euro für Steinwurf

Stifteten TV-Teams Rütli-Schüler zu Krawall an?

Wer Filme dreht, braucht Bilder, starke Bilder. Wer also derzeit eine Reportage über die Neuköllner Rütli-Schule dreht, der kann nichts mit Jugendlichen anfangen, die auf dem Schulhof herumstehen. Wo ist da die Action? Diese Jugendlichen sollen gefährlich sein, randalieren und schimpfen. Gibt man ihnen also ein wenig Motivationshilfe? Geld womöglich?

Diesen Vorwurf erheben mehrere Schüler der Rütli-Schule gegen Fernsehteams und Boulevard-Reporter, die in den vergangenen Tagen über die Probleme in der Hauptschule berichteten. Es sollen bis zu 120 Euro geflossen sein, damit die Jugendlichen Randale simulieren. Der Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) hatte dem Tagesspiegel davon berichtet, dass er beim Besuch der Rütli-Schule vergangenen Donnerstag beobachtete, wie Journalisten Schüler provozierten und aufforderten, Steine in Richtung Kamera zu werfen.

Die Anschuldigungen, Schülern sogar Geld geboten zu haben, wurden in der RBB-Diskussionssendung „Klipp und Klar: SOS aus Neuköllner Schule“ am Dienstagabend konkret. Ein Jugendlicher, der als Gast an der Sendung teilnahm, berichtete, dass ein Kamerateam von „Spiegel TV“ vor dem Schulgelände Geld geboten habe. Die Worte „ich geb dir 70 Euro, wirf mal einen Stein“ sollen gefallen sein. Für das Schmeißen eines Mülleimers aus einem Fenster sei die gleiche Summe geboten worden. Thomas Heise, verantwortlicher Redakteur für die Ausgabe von „Spiegel TV Magazin“ am vergangenen Sonntag, sagte dem Tagesspiegel: „Wir weisen diese Vorwürfe auf das Schärfste zurück. Es gab von unserer Seite keinerlei Zahlungen an die Schüler der Rütli-Schule.“ Zu den Bildern von der Schule sagte Heise: „Unser Team hat nur den Lehrer aufgenommen, der einen Zettel hochhielt, auf dem stand, dass er nichts sagen dürfe.“ Die übrigen Bilder von der Neuköllner Schule stammten laut Heise aus dem News-Material für die Vox-Nachrichten, die von Spiegel TV produziert werden. „Die Bilder zeigen Schüler“, sagte Heise, „die mit Steinen auf Fotografen werfen. Diese Bilder gab es auch bei anderen Sendern. Auch hier ist von Spiegel TV an niemanden Geld gezahlt worden.“

Ein zweiter Jugendlicher sagte in der RBB-Sendung, dass ein Kameramann 120 Euro geboten habe, damit man „schlechte Wörter“ sage. „Manche machen es auch nur für die Kamera“, fügte er an. Die Jungs, deren Namen nicht genannt wurden, waren mit dem Sozialarbeiter Wolfgang Janzer in die Sendung gekommen. Janzer leitet mit seiner Frau Martha den Jugendclub Manege gegenüber der Rütli-Schule. Martha Galvis de Janzer sagte dem Tagesspiegel, mehrere Jugendliche könnten bezeugen, dass Privatsender und Boulevardfotografen bis zu 120 Euro zahlen wollten, damit sie Steine in die Hand nähmen und aggressiv aufträten. Ein Jugendlicher habe ein Geldangebot mit seinem Foto-Handy gefilmt.

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