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Hinter 1000 Stäben keine Welt. Ein Orang-Utan in Gefangenschaft.

© NDR/Felix Meschede

Beklemmende Tierdoku im Ersten: Planet bald ohne Affen

Für Schimansenbabyfotos auf Instagram: Eine ARD-Doku zu Abgründen des illegalen Tierhandels.

Montagabend im Ersten. Zeit für Tierdokus. Niedliche Pinguine, intelligente Wale, tolle Landschaften. Was aus der wilden, weiten Welt zum Durchschnaufen, gerade in Corona-Zeiten, wo es vom Sofa kaum weg ging. Die Doku diesmal funktioniert anders, um es vorsichtig auszudrücken. Bei „Planet ohne Affen“ ergeht es den Zuschauern mindestens so wie Reporter Michel Abdollahi, dem im Freitagabend-Talk bei der Vorstellung seiner Arbeit fast die Tränen kam („Planet ohne Affen“, Montag, ARD, 20 Uhr 15).

Das Thema: die Machenschaften illegaler Primatenhändler. Kleine Schimpansen und Orang-Utans, für die bis zu zehn angehörige Affen, darunter die Mutter, von Wilderen ermordet werden, damit Promis wie Justin Bieber mit den Affenbabys auf Instagram posieren können. „Die Nachfrage ist groß, weil diese Babys so süß sind“, so der Sprecher des Films.

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Nach Schätzungen von UN-Experten werden jährlich etwa 3000 Menschenaffen für den illegalen Handel getötet oder verschleppt. Sie werden gejagt, damit ihre Babys zum Beispiel Besucher von Zoos und Zirkus-Shows unterhalten. Einige der Affenbabys enden sogar als Haustiere oder werden eben für Selfies auf Instagram missbraucht

In den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der Bonobos um die Hälfte gesunken. Bei Schimpansen und Orang-Utans beträgt der Rückgang je 40 Prozent, bei Gorillas 35.

Das ergeben neue Berechnungen des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung und der Weltnaturschutzunion IUCN, die hinter der „Roten Liste gefährdeter Arten“ steht. Die Befunde wurden für die NDR-Doku erhoben.

„Wenn wir diesen Trend nicht stoppen, werden alle Menschenaffenarten in den kommenden 25 bis 30 Jahren kurz vorm Aussterben stehen“, so die Primatologin Jane Goodall.

Hauptgrund für den Rückgang ist der Verlust des Lebensraums unter anderem durch Land- und Forstwirtschaft. Aber eben auch die Wilderei.

Die Botschaft will, sie muss vermittelt werden. Nicht alle Filmszenen sind dabei etwas für schwache Nerven. Abdollahi ist mehr als Aktivist unterwegs denn als Reporter, ähnlich wie Schauspieler Hannes Jaenicke.

Besonders betroffen machen Auswüchse der „Haltung“ in Thailand. Das Affen-Gefängnis auf einem Dach: ein Orang-Utan der sein kaum mehr als Tischtennisplatte-großes Areal 30 Jahre lang nicht verlassen hat.

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