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Medien: Bewegte Männer im BR-„Tatort“

Das Erstaunlichste am beliebtesten deutschen „Tatort“-Team ist, dass es seit fast 18 Jahren ziemlich gut funktioniert, obwohl da so viel Ego mit unterwegs ist. Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl geben selber zu, dass sie als gleichberechtigte TV-Kommissare so ihre Erfahrungen mit Neid und Platzhirschallüren haben.

Das Erstaunlichste am beliebtesten deutschen „Tatort“-Team ist, dass es seit fast 18 Jahren ziemlich gut funktioniert, obwohl da so viel Ego mit unterwegs ist. Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl geben selber zu, dass sie als gleichberechtigte TV-Kommissare so ihre Erfahrungen mit Neid und Platzhirschallüren haben. Wer sich mal auf ein längeres Gespräch mit den Schauspielern eingelassen hat, auf das unausbleibliche Frotzeln, dem Beharren aufs letzte Wort, der kann Udo Wachtveitl besser verstehen: „Das ist ja die Substanz von allem. Es gibt im ,Tatort’ Szenen, wo wir streiten, wer besser weg kommt.“

Da ist also vielleicht gar nicht so viel Luft zwischen Darsteller und Rolle wie bei anderen „Tatort“-Ausgaben. Die Zuschauer mögen das. Rund neun Millionen schalten ein, wenn nach dräuender Musik Münchens Panorama mit der Frauenkirche in den Blick rückt. Sie werden auch in der Jubiläumsfolge „Liebeswirren“ auf ihre Kosten kommen. Bereits zum 50. Mal seit 1991 ermitteln die Hauptkommissare Ivo Batic (Nemec) und Franz Leitmayr (Wachtveitl) gemeinsam. Anders als in früheren Folgen verliert aber nicht einer der beiden TV-Polizisten sein Herz, sondern der Familienvater Gerd Weißenbach (Christoph Waltz), der ein Verhältnis mit einem Mann hat. Als dieser ermordet wird, müssen Leitmayr und Batic in Münchens Homosexuellen-Szene ermitteln. Dabei gelingen diesem „Tatort“ berührende Momente, vor allem dem grandiosen Christoph Waltz in seiner Rolle zwischen Pflicht (Familie) und Neigung (schwuler Liebhaber). Zwischendrin legen Batic und Leitmayr sogar mal ein Tänzchen in einer Schwulendisco aufs Parkett. Das hatte dem Münchner „Tatort“ noch gefehlt, dessen Protagonisten nicht gerade als Frauenversteher bekannt sind. Da hilft auch die hübsche Kommissarin Diana Sommerfeld (Anne Diemer) nicht, die dem Männerduo diesmal zur Seite gestellt wird.

Man hätte der Redaktion des Bayerischen Rundfunks zum Jubiläums-„Tatort“ ein etwas besseres Händchen gewünscht. An die Qualität der Münchner Klassiker „Frau Bu lacht“ oder „Viktualienmarkt“ reichen Buch und Regie von „Liebeswirren“ nicht heran. Da hilft auch kein Frotzeln. Markus Ehrenberg

„Tatort“, ARD, 20 Uhr 15

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