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Der Satiriker Jan Böhmermann stellt seine Kampagne für den SPD-Vorsitz ein.

© dpa

Böhmermann will nicht länger SPD-Chef werden: Wer erlöst da wen?

TV-Satiriker Böhmermann ist tief enttäuscht über den Ausgang der SPD-Mitgliederbefragung. Und nennt Klara Geywitz "Katja Gleiwitz".

Für wen ist der Schaden jetzt größer? Für die SPD oder für Jan Böhmermann? Der TV-Satiriker hat jedenfalls Abstand von seinem Plan genommen, Chef der Sozialdemokraten zu werden. Er stehe nach Verkündung des Ergebnisses der Mitgliederbefragung „nicht mehr länger als Kandidat für den SPD-Vorsitz zur Verfügung“, schrieb er in einem auf Twitter veröffentlichten Brief an die SPD-Mitglieder. Die geringe Beteiligung von 53 Prozent, vor allem aber das Ergebnis mache ihn und sein Team betroffen. „Wir sind superenttäuscht und wütend!“ Kurz zuvor hatte die SPD mitgeteilt, dass Finanzminister Olaf Scholz und die Brandenburgerin Klara Geywitz die meisten Stimmen erhalten hatten, dicht gefolgt von Nordrhein-Westfalens früheren Finanzminister Norbert Walter-Borjans und der Bundestagsabgeordneten Saskia Esken. Die beiden Duos treten nun in einer Stichwahl gegeneinander an.

"Unsere Analyse ist einfach", schreibt Böhmermann. 47 Prozent der SPD-Mitglieder hätten sich, ihre Hoffnung oder gleich beides komplett aufgegeben. "Der Rest belohnt diejenigen, die keine Inhalte, reaktionäre Haltungen und die Verachtung sozialdemokratischer Werte verkörpern." Das zielt vor allem auf Olaf Scholz, der als Hamburger Bürgermeister, der bereit gewesen sei, eine halbe Stadt niederzuknüppeln zu lassen, "damit ein paar Mächtige in Ruhe in die "Elphi" gehen können". Gemeint sind erkennbar die gewalttätigen Auseinandersetzungen beim Weltwirtschaftsgipfel 2017 in Hamburg. Für Böhmermann steht nach der Mitgliederbefragung fest: Die SPD "klammert sich konterrevolutionären, piefigen Konservatismus, der alles Soziale aushöhlt".

"Gleiwitz" statt "Geywitz"

Anfang der Woche hatte Böhmermann ebenfalls in einem auf Twitter veröffentlichten Brief geschrieben, er wolle auf dem Parteitag Anfang Dezember von 50 Delegierten zum Kandidaten für den SPD-Vorsitz aufgestellt und gewählt werden. Nun begründete er seine Kehrtwende unter anderem mit der geringen Beteiligung der Mitglieder an der Befragung und damit, dass dann auch noch das Duo Scholz/Geywitz die meisten Stimmen erhalten habe - wobei er die Partnerin von Scholz, Klara Geywitz, allerdings als „Katja Gleiwitz“ bezeichnete. Das mit "Gleiwitz" kann ein Verschreiber sein oder die größte Gemeinheit ever. Gleiwitz ist der Ort in Polen, in dem eine Gruppe von die SS-Männern, verkleidet als polnische Partisanen, Ende August 1939 einen Angriff auf den Sender vortäuschten. Damit sollte ein Vorwand für den Überfall der Wehrmacht auf Polen geliefert werden. Und Geywitz alias Gleiwitz ist dann für Böhmermann was? Eine Nazi-Heroine? Böhmermann zieht den Schluss: „Die Rettung der deutschen Sozialdemokratie scheint eine viel größere Herausforderung zu werden, als wir befürchtet hatten.“ Böhmermann und "#neustart19" sind bereit, ihren Kampf für die Rettung der deutschen Sozialdemokratie ab sofort aus dem Sozialdemokratischen Untergrund heraus fortzusetzen.

Vielleicht hat Janni B. auch eingesehen, dass beides nicht geht: ein ernstzunehmendes "Neo Magazin Royale" inklusive Nachfolger zu gestalten und zugleich die SPD in die Zukunft zu führen. Es würde in der Tat reichen, wenn der TV-Satiriker erstklassiges ZDF-Fernsehen machen würde. Hoffentlich über das künftige SPD-Duo Scholz/Geywitz.

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