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Vordenker des "Kicker": Rainer Holzschuh

© dpa

Das Gesicht des „kicker“: Langjähriger Herausgeber Rainer Holzschuh ist tot

Immer wieder montags: Über ein halbes Jahrhundert hat Rainer Holzschuh den „kicker“ geprägt. Nun ist er im Alter von 77 Jahren verstorben. Ein Nachruf.

Am Samstag die "Sportschau", am Montag der "kicker" - kein Bundesliga-Wochenende war für den Fußballfan in den 1970ern und 80ern komplett, bevor er in dem Sportmagazin nicht auch noch die letzte Statistik lesen durfte. Rainer Holzschuh hatte einen guten Riecher, als er 1971 als Leiter der Redaktion West nach Nürnberg kam

Die Bundesliga lockte, der "kicker" boomte, alles noch ohne Internet und Superzeitlupe. Der in Bad Kissingen geborene Sohn eines Bankbeamten machte nach fünf Semestern Jura seine große Leidenschaft "Fußball" als Journalist zum Beruf. Motto: Klasse, dass es „kicker“ gibt! Nach einer Zwischenstation als Pressechef beim DFB wurde Holzschuh 1988 Nachfolger des langjährigen Chefredakteurs Karl-Heinz Heimann.

Angenehm ruhig neben den Effenbergs, Hinkos & Co.

Der Rückkehrer brachte nicht nur sein "Telefonbuch" aus dem Frankfurter DFB-Hauptsitz mit in die Zentralredaktion nach Nürnberg, sondern auch große Visionen. Mit Netzwerken aus Spielern, Trainern, Funktionären und Entscheidern in Politik, Wirtschaft und Kultur. Holzschuh wurde Gesicht des Fußball und seines Echoraums, ebenso wie Netzer, Beckenbauer oder Huberty.

In den 1990ern übernahmen die Privaten (Sky, RTL, Premiere) das mediale Bundesligazepter. Bilder, Stimmen und Kommentare allüberall, auch der 1920 gegründete "kicker" verlor nach und nach an Bedeutung, zuletzt in der Montagsausgabe mit einer Auflage von knapp 100 000, ein Minus von 66 Prozent seit 1998.

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Holzschuh, bis Dezember 2020 noch Herausgeber des „kicker“, sah man öfters sonntags im TV-Fußballstammtisch "Doppelpass", neben den Effenbergs, Hinkos & Co. in seiner unaufgeregten Art ein angenehmer, fairer und fachlich-kundiger Begleiter des Fußballhypes. Noch vor wenigen Wochen, am 21. September, wollte er den "Goldenen Schuh" für den erfolgreichsten Torjäger in Europa an Robert Lewandowski verleihen. Seine Krankheit verhinderte die Teilnahme an der Veranstaltung in München.

Klar, die "11 Freunde" waren irgendwann cooler, aber nicht nur die Marke "kicker" auch das Bewusstsein des leidenschaftlichen Fußballfans wurde in den vergangenen 50 Jahren von dem Mann geprägt, der jährlich die Torjägerkanone an den Torschützenkönig der Bundesliga vergab, überkommen aus einer Zeit, als die „Sportschau“ samstags nur drei bis vier Bundesligaspiele übertragen durfte.

In der Nacht zum Donnerstag ist Rainer Holzschuh im Alter von 77 Jahren verstorben. Die Liga trägt Trauerflor.

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