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© dpa

Verlagsverkauf: Der große Preis

Die Verkaufsverhandlungen um die „Süddeutsche“ sind in der heißen Phase. Die Besitzverhältnisse des Verlags machen den Verkaufsprozess kompliziert.

Nur wer das Passwort kennt, hat Zugang zu diesem virtuellen Raum im Internet. Die Akten und Ordner, die hier – online – lagern, sind streng geheim. Wer ihren Inhalt an Unbefugte weitergibt, dem droht eine Strafe von mehreren Hunderttausend Euro. Denn die Dokumente geben alles über das zurzeit begehrteste Zeitungshaus in Deutschland preis, das zum Verkauf steht: den Süddeutschen Verlag (SV) mit seinem Flagschiff „Süddeutsche Zeitung“. In dieser Woche hat die heiße Phase der Verhandlungen begonnen. Für die externen Kaufinteressenten wurde dieser virtuelle Datenraum eröffnet, damit sie Einblick in die Bücher des Verlags nehmen können. Gleichzeitig präsentiert die SV-Geschäftsführung um Klaus Josef Lutz und Hanswilli Jenke anhand von Zahlen, Verträgen und Zukunftsprognosen die Aufstellung des Hauses und seine Entwicklungsperspektiven für die Zukunft. Ihnen stehen dabei die Vertreter der Bank Credit Suisse zur Seite, die von den Altgesellschaftern mit den Verkaufsverhandlungen beauftragt wurden.

Die Treffen zwischen Verlag und Kaufinteressenten finden auf neutralem Boden und zu fest vereinbarten Terminen in einem Münchner Hotel statt. Weder Mitarbeiter des Verlags noch mögliche Konkurrenten sollen falsche Schlüsse ziehen können, wenn die Geschäftsführung mit einem Bewerber länger redet als mit einem anderen. Als Tagungsort dient allerdings weder der glamouröse „Bayerische Hof“ noch das noble „Vier Jahreszeiten“ – zu spät hatten sich die Vertreter von Credit Suisse um Räume bemüht. Nun wurden jeweils zwei Bewerber pro Tag, einer morgens, einer nachmittags, in ein unspektakuläres City-Hotel geladen.

Heute ist der letzte der sieben externen Interessenten an der Reihe, die in den vergangenen Wochen aus einer langen Liste von Bewerbern ausgewählt wurden. Zum Kreis der Finalisten gehören der Kölner Verlag M. DuMont Schauberg („Frankfurter Rundschau“, „Kölner Stadt-Anzeiger), die Essener WAZ-Mediengruppe („Westdeutsche Allgemeine Zeitung“), die Stuttgarter Holtzbrinck-Gruppe (Tagesspiegel, „Zeit“) sowie die vier Finanzinvestoren Goldman Sachs, Apax, Veronis Suhler Stevenson und 3i. Sie alle haben das Passwort bekommen, um in diesem virtuellen Datenraum die Bücher des Verlags sichten zu können. Zwar mussten die Kaufinteressenten bereits in ihren Bewerbungsunterlagen angeben, welchen Preis sie für den SV bieten und wie sie die Zukunft des Verlags gestalten möchten. Doch bevor sie konkrete Summen auf den Tisch legen, wollen sie alle Stärken und Schwächen des Verlags kennen.

Auch wenn mit dieser letzten Management-Präsentation eine wichtige Verhandlungsrunde abgeschlossen wird – ein Abschluss des Deals ist vorerst nicht in Sicht. Die Besitzverhältnisse des SV machen den Verkaufsprozess äußerst kompliziert. So wollen die vier Altgesellschafterfamilien Dürrmeier, Goldschagg, Schwingenstein und von Seidlein ihre Anteile von insgesamt 62,5 Prozent verkaufen. Für etwa eine Milliarde Euro. Gerne würde die Südwestdeutsche Medien Holding („Stuttgarter Zeitung“) dieses Paket übernehmen und damit ihre derzeitigen Anteile am SV von 18,75 Prozent erweitern. Doch nicht zu diesem Preis. Deshalb hat sie sich auch gerichtlich dagegen gewehrt, dass externe Bewerber um den SV mitbieten dürfen. Die SWMH hat ein Vorkaufsrecht. Bietet sie den gleichen Preis wie ein externer Bewerber, erhält sie den Zuschlag. Doch je mehr Bewerber, desto höher der Preis. Der sechste im Bunde ist die Gesellschafterfamilie um Verleger Johannes Friedmann („Abendzeitung“). Sie will ihren Anteil von 18,75 Prozent auf keinen Fall an eine „Heuschrecke“ veräußern. Friedmann und SWMH behaupten, dass ihnen wichtige Informationen über den Verlag vorenthalten würden und klagen deswegen vorm Münchner Landgericht.

Ende des Jahres wollen die verkaufswilligen Gesellschafter den passenden externen Kandidaten herausgepickt haben. Er muss nicht nur den richtigen Preis zahlen, sondern auch eine überzeugende Strategie für die „Süddeutsche“ bieten. Danach bleiben der SWMH drei Monate, um mit dem Angebot gleichzuziehen. Aus Kreisen der verkaufswilligen Altgesellschafter, der Geschäftsführung und der Redaktion der „Süddeutschen“ ist zu hören, dass ihnen ein Rückzug der SWMH lieber wäre. Die SWMH könne zwar mit Provinzblättern umgehen, nicht aber mit einer national führenden Zeitungsmarke, heißt es im Haus. Außerdem befürchtet man, dass die SWMH einen rigiden Sparkurs fährt, sollte sie einen höheren Preis zahlen müssen als geplant.

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