zum Hauptinhalt
Die verschiedenen Wikipedia-Sprachversionen werden von 40 Ländervertretungen unterstützt. Die jährliche Wikimedia-Konferenz findet diesmal in Berlin statt. Foto: pa/dpa

© picture alliance / dpa

Wikimedia Conference 2014 in Berlin: Deutschland als Vorbild?

Wikipedia wird von Zehntausenden ehrenamtlichen Autoren getragen - und von den Wikimedia-Ländervertretungen gefördert. Die Jahresversammlung dieser Organisationen findet diesmal in Berlin statt - beim Tagesspiegel.

Wikipedia gehört zum digitalen Alltag genauso wie Google oder die sozialen Netzwerke. Klassische Wissensgebiete werden von der Internet-Enzyklopädie genauso abgedeckt wie populäre Themen. Sogar zu beinahe jeder „Tatort“-Folge gibt es einen Eintrag. Zehntausende Ehrenamtliche verwenden viel Kraft und Energie darauf, möglichst jeden Bereich des Lebens zu erfassen. Unterstützt werden sie dabei von weltweit 40 Länderorganisationen wie Wikimedia Deutschland. Einmal jährlich kommen die Vertretungen mit verschiedenen thematischen Organisationen, User-Gruppen, Mitarbeitern und Kuratoriumsmitgliedern der Wikimedia Foundation zu einem großen Treffen zusammen. Die diesjährige Wikimedia Conference findet von Donnerstag bis Sonntag in Berlin statt.

Ursprünglich hatten sich auch Italien, Schweden und Indien um die Austragung der Konferenz beworben, den Zuschlag aber erhielt Berlin. Die Konferenz darf nicht mit der Wikimania verwechselt werden. Dieses Treffen der weltweiten Wikipedia-Autoren, zu dem mehrere Tausend Teilnehmer erwartet werden, wird es erst im August in London geben. Das Treffen der Ländervertretungen in Berlin hat eine andere Ausrichtung. Hier geht es darum, durch die Begegnung im „Real Life“ die Zusammenarbeit untereinander zu verbessern, Informationen auszutauschen, aber auch darum, die eigene Arbeit besser bewerten zu können. Jimmy Wales, der Wikipedia Anfang 2001 gegründet und zwei Jahre später die Wikimedia Foundation ins Leben gerufen hatte, ist in Berlin allerdings nicht dabei.

Der Chapters Dialogue soll zu Diskussionen anregen

Den inhaltlichen Auftakt der Konferenz bildet der Chapters Dialogue. Eine Mitarbeiterin von Wikimedia Deutschland hat diverse Ländervertretungen besucht und mit den dortigen Kräften gesprochen. Nicht um Daten zu sammeln, sondern um Befindlichkeiten auszuloten. Stichwort: Empathie. „Es geht nicht um konkrete Ergebnisse, sondern um Erkenntnisse und Einsichten“, erläutert Nicole Ebber, die Leiterin dieses Projektes und Kuratorin der Wikimedia Conference, das Vorhaben. Der Gedanke dahinter: Aus der Vorstellung der Arbeit sollen sich Diskussionen ergeben. Die Tagesordnung ist entsprechend allgemein gehalten. Offene Diskussionen statt Frontalunterricht, lautet der Ansatz. „Wir haben dabei aus den Fehlern anderer Konferenzen gelernt“, sagt Ebber.

Eines der Themen, das dabei nach Ebbers Einschätzung zur Sprache kommen dürfte, könnte die Wikimedia-Stiftung selbst sein. Die meisten Chapter – so lautet die internationale Bezeichnung – sind zwar mit der Infrastruktur und den Geldern, die die Stiftung zur Verfügung stellt, zufrieden, aber eben längst nicht alle. Einigen Chaptern sind die Entscheidungen der Stiftung nicht transparent genug, heißt es mitunter. Auch bei Wikimedia herrscht nicht nur Friede und Freude.

Wikimedia Deutschland ist in verschiedener Hinsicht außergewöhnlich

Wenn über die Zukunft der Wikimedia gesprochen wird, fällt der Blick auch auf die deutsche Organisation. Wikimedia Deutschland ist in verschiedener Hinsicht außergewöhnlich. Der Verein wurde 2004 als erste Ländervertretung gegründet und ist mit über 60 festangestellten Mitarbeitern und 10 000 Mitgliedern zugleich das größte Chapter. Die Größe resultiert aus den selbst gesteckten Zielen. Wikimedia Deutschland unterstützt nicht nur die deutschsprachige Wikipedia. Als „Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens“ beschäftigt sie sich mit vielen Bereichen. Aktuell setzt sich die Abteilung für Politik und Gesellschaft in Brüssel für freie Lizenzen ein. Im Bereich Bildung und Wissen wird daran gearbeitet, freie Unterrichtsmaterialien für Schulen und Universitäten zu erschließen. Ein noch junger Bereich ist die Software-Entwicklung und das Projekt Wikidata, der öffentliches Datenmaterial zugänglich machen will. Einigen Chaptern gilt Wikimedia Deutschland als Vorbild. Aber vor allem die vielen kleineren Vertretungen sehen es zwangsläufig als ihre Hauptaufgabe an, alle Kraft in die Wikipedia zu stecken.

Der Autorenschwund bei der Wikipedia ist bei der Wikimedia Conference kein eigener Tagesordnungspunkt, ein Diskussionsthema ist er allemal. Von 2007 bis 2010 wuchs die Zahl der aktiven Autoren stetig, seither hat die Begeisterung etwas abgenommen – jedenfalls die langfristige. Von 2012 bis jetzt ging die Zahl der aktiven Autoren von 8000 auf 7000 zurück, ist aber nun weitgehend stabil. „An neuen Autoren gibt es keinen Mangel. Täglich werden 300 bis 400 neue Artikel eingestellt“, sagt Ebber. „Wichtig ist, den Autoren die Motivation zu geben, dann auch dabei zu bleiben“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false