Medien: Die Nation in Schrecken halten
Herr Bublath, worüber haben Sie sich in den Medien in der vergangenen Woche am meisten geärgert? Ich bin gerade der Antarktis entkommen.
Herr Bublath, worüber haben Sie sich in den Medien in der vergangenen Woche am meisten geärgert?
Ich bin gerade der Antarktis entkommen. In die Medienwelt einzutauchen, fällt schwer. Journalistenpflicht scheint es zu sein, die Nation in Schrecken zu halten. Alles taugt dafür, neuerdings wieder einmal das Klima. Erst war es zu warm, jetzt stehen die Reporter im Schneetreiben, beschwören eine neue Eiszeit. Solch Katastrophenjournalismus verklebt das Gehirn. Und die Wissensmagazine treiben es immer toller. Sie gaukeln eine Wissenschaft vor, die so nicht ist. Beschränkten sie sich bisher darauf, die Geheimnisse der Knödelherstellung zu lüften, verwursteln sie nun größere Mysterien zum unverständlichen Wirrwarr. Beeindruckend in der Nachlese war, dass es der nicht erfüllte Berufswunsch des nationalen Quizmasters, Journalist zu werden, auf Titelseiten schaffte. Das passt zu den Medien, die es verstehen, Fußballerklatsch in parlamentarisch anmutende Gesprächsrunden zu gießen. Die bunten Bilder und nicht der Inhalt scheinen die Botschaft zu sein.
Gab es auch etwas, worüber Sie sich freuen konnten?
Nein, nicht im Medienbereich.
Joachim Bublath,
Ressortleiter Naturwissenschaft und
Technik im ZDF,
Wissenschaftspublizist, moderiert
heute Abend
„Faszination Erde“
(ZDF, 19 Uhr 30)
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