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Unter Verdacht. Maximilian Bloch (Dieter Pfaff) ist überzeugt, dass Stefanie (Anna Maria Mühe) in ihrer Jugend sexuell belästigt worden ist. Das Mädchen nun hält den Psychologen für den Täter. Foto: WDR

© WDR/Frank Dicks

Drama: Ein Herz und eine Krone

Der 24. „Bloch“ mit Dieter Pfaff ist der letzte: Zum Abschied gerät der Psychologe Maximilian Bloch unter einen schweren Verdacht.

Das Schlussbild lässt alles offen: Ein Lavendelfeld in der französischen Provence. Gleißend helles Licht. Fast ist der Lavendel zu riechen. Ein Idyll. Dann kommt der Abspann und der Zuschauer weiß: Dies ist der Schlussstein einer der renommiertesten deutschen Fernsehreihen – der Abschluss der am 4. September 2002 gestarteten ARD-Reihe „Bloch“, in der der Schauspieler Dieter Pfaff in insgesamt 24 Filmen den Psychotherapeuten Dr. Maximilian Bloch gab. Zehn Jahre gab es diesen Bloch, kreiert von dem Autorenduo Pea Fröhlich und Peter Märthesheimer. „Bloch – Die Lavendelkönigin“ wird nun zum filmischen Vermächtnis des am 5. März im Alter von 65 Jahren viel zu früh gestorbenen Dieter Pfaff.

Das Drama (Drehbuch: Ingo Haeb und Martin Rosefeldt) wurde von Regisseur Michael Verhoeven inszeniert. Es ist Verhoevens dritter „Bloch“, gedreht wurde im Mai und Juni 2012. „Wir wussten auch lange Zeit nach dem Dreh noch nichts von einer Krankheit“, sagt Regisseur Verhoeven. „Und dann habe ich angefangen, selber einen neuen ,Bloch’ zu schreiben. Natürlich ist das dann nicht fertig geworden – und jetzt ist es als Buch nicht mehr wichtig.“

Zur Geschichte: Stefanie Rudolf (Anna Maria Mühe) ist erst seit wenigen Wochen Patientin bei Dr. Bloch. Sie leidet an Angstzuständen, an Depressionen. Ihre Stimmungen schwanken. Bloch beginnt mit der jungen Architekturstudentin eine Hypnotherapie, bei der er die Patientin in Hypnose versetzt. Ein Entschluss mit fatalen Folgen: Bei Stefanie wird eine sogenannte Übertragung ausgelöst, was bedeutet, dass sie die sexuelle Belästigung, die sie früher erfahren hat, Bloch anstelle eines anderen zuordnet.

Sie macht Bloch zum Täter. Diffamiert ihn. Erzählt es ihrem Bruder Lukas (Ludwig Blochberger), mit dem sie in symbiotischer Verbundenheit noch immer zusammenlebt, und schließlich ihren Eltern, Gesa (Astrid Meyerfeldt) und Wolfgang (Michael Greiling). Es gelingt den Rudolfs, mithilfe des eng befreundeten Anwalts Hermann Lux (Michael Wittenborn), Bloch in Untersuchungshaft zu bringen. Für Bloch wird die Situation immer prekärer: Ihm droht der Entzug seiner Approbation.

Einmal, Bloch ist in der Gefängniszelle, da drückt er mit den Fingern gegen den Spiegel, der über dem Waschbecken hängt, und der Spiegel gibt dem Druck nach. Dabei entsteht jedes Mal ein sehr verzerrtes – und eben auch verfälschtes – Abbild von ihm: „Ich hab einen Spiegel in der Zelle. Der ist gar keiner. Ist eine Folie“, sagt er später zu Freundin Clara (Ulrike Krumbiegel), die ihn besucht. Mit dieser Metapher, wie en passant in einer Sequenz erzählt, benennt der Film sein Thema: Wem oder was kann der Mensch überhaupt noch vertrauen in dieser sehr zerbrechlich gewordenen modernen, verzerrten Welt? Der eigenen Familie? Dem eigenen Therapeuten? Sich selbst? Es gibt in diesem letzten „Bloch“ mehrere solcher leisen, schönen Momente.

Dem Themenkomplex traumatischer (Kindheits-)Erlebnisse und deren jahrelanger Folgen bis in die Gegenwart hinein, etwa in Form von Panikattacken, widmen sich Regie und Drehbuch auf sensible, unaufgeregte Weise. Dabei konzentriert sich der Film auf die zunehmende Isolierung Blochs innerhalb seines gewohnten Umfelds. Da ist auch ein möglicher Vertrauensverlust seiner ihm stets so bedingungslos zugeneigten Lebensgefährtin Clara. Dieser behäbige Riese droht, den Halt zu verlieren. Parallel zeichnet „Bloch – Die Lavendelkönigin“ ein feinfühliges Porträt einer tief traumatisierten jungen Frau, der Vertrauen schwerfällt. Das über Jahre etablierte System dieser Familie Rudolf verstärkt nur mehr Stefanies Haltung und Wahrnehmung.

Ganz am Schluss packen Bloch und Clara ihre Koffer und begeben sich gemeinsam mit dem Wagen auf eine Reise – in die Provence, wo Stefanie im Familienurlaub durch Lavendelfelder tollte. Die letzte Einstellung zeigt das Lavendelfeld. Dort mag man sich diesen Bloch als glücklichen freien Menschen vorstellen. „Es ist kein Ende. Es ist ein Aufbruch. Aber vielleicht ist gerade das schön“, sagt Regisseur Michael Verhoeven.

„Bloch: Die Lavendelkönigin“,

ARD, 20 Uhr 15

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