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Im Radio: Ehebruch und Lebenslügen

Ein Hörspiel im Kulturradio widmet sich dem rechtsextremen Terror in Deutschland und sendet Arthur Schnitzlers Miniaturen vom Betrügen und Betrogenwerden".

Tief in den Felsen des Erzgebirges liegt ein ganz besonderer Stoff verborgen. In hoher Konzentration wird er zum mächtigen Energiespender oder zur tödlichsten Waffe. Schon in den Gründerjahren der Kernforschung kam das benötigte Uran aus dem Erzgebirge, später hat dann die russische Atomrüstung hier ihren Bedarf gedeckt. Für ihr Feature „Die Jagd nach Yellow Cake“ ist Autorin Alexa Hennings an diese Orte des einstigen Uranbergbaus im Erzgebirge gefahren. Es war eine sehr wilde, gefährliche und auch schöne Zeit, erzählen die überlebenden Bergleute. Es ist eine Katastrophe für Natur und Menschen, sagen jene Wissenschaftler, die hier seit über 20 Jahren gegen die giftigen Hinterlassenschaften des Uranbergbaus ankämpfen (Kulturradio vom RBB, 9. Mai, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Wie erinnert man an die Opfer des rechtsextremen Terrors in Deutschland? Inka Bach und Regine Ahrem haben einen radikalen Weg gewählt. „Wer zählt die Opfer, nennt die Namen?“ heißt ihr Hörspiel, in dem die Opfer gezählt und ihre Namen genannt werden. Die Namen der Terroropfer, dazu die Umstände, unter denen sie ihr Leben verloren haben. Totgeschlagen, erschossen und erstochen. Opfer von Hetzmeuten, betrunkenem Pöbel, fanatisierten Einzeltätern. Ein „deutsches Requiem“ nennen die Autorinnen ihr Werk. Ein enervierender Klagegesang, eine brutale Litanei. Und damit vielleicht eine angemessene Reaktion auf die Unerträglichkeit der Gewalt (Kulturradio vom RBB, 11. Mai, 22 Uhr 04).

Feature-Autor Uwe Stolzmann hat als junger Mann für Max Frisch geschwärmt. Er hat in dessen Büchern Lebensbeistand gefunden. Für sein Feature „Weiß ich, wer ich bin?“ ist Stolzmann Jahre später an Frischs Lebensorte in der Schweiz, Italien und Deutschland gereist und hat Freunde und Frauen des Schriftstellers getroffen. Er hört überrascht von den vielen problematischen Zügen im Charakter seines Idols und nimmt erfreut gemeinsame Vorlieben zur Kenntnis. Und da ist schließlich auch die Wiederbegegung mit den einst so wichtigen Texten, die zumindest für ihn noch keinerlei Patina angesetzt haben (Deutschlandradio Kultur, 12. Mai, 18 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

Nach dem Kalender der Maya wird der Weltuntergang dieses Jahr im Dezember stattfinden. Es ist nicht die erste Prognose auf ein baldiges Ende mit Schrecken, die wir hoffentlich überleben werden. In der Reihe „Endzeit-Szenarien“ geht es um berühmte Visionen von Apokalypse und Untergang, die zu ihrer Zeit die Menschen beeindruckt haben. Autor Albrecht Betz erinnert an den deutschen Philosophen Oswald Spengler und sein Buch „Der Untergang des Abendlandes“. In Betz’ Radioessay „Der Weg senkt sich“ geht es um einen rhetorisch brillant vorgetragenen Kulturpessimismus, den rechte Politiker als Freibrief für radikales Handeln verstanden (Deutschlandfunk, 13. Mai, 9 Uhr 30, UKW 97,7 MHz).

Bevor er sich ganz der Dichtkunst zuwandte, war Arthur Schnitzler Mediziner. Vielleicht stammt seine Fähigkeit, die seelischen Abgründe der Zeitgenossen so präzise zu diagnostizieren, aus jenen Jahren als praktizierender Arzt. „Vom Betrügen und Betrogenwerden“ heißen Schnitzlers Miniaturen, die nun in einer Serie von Kurzhörspielen ins Radio kommen. Es geht um Ehebruch und Lebenslügen, um Eifersucht und Gewalt, um Rachegelüste und niederschmetternde Reue. Und natürlich dreht sich auch hier jenes morbide Liebeskarussell, dessen sausende Fahrt Schnitzler so einzigartig beschrieben hat (Kulturradio vom RBB, 14. bis 18. Mai, jeweils 14 Uhr 10).

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