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Fernsehkritik: "Wer wird Millionär?" bringt Zuschauer in Not

Im Zuge des Spendenmarathons setzte RTL auch wieder auf eine Prominentenausgabe von "Wer wird Millionär?". Von einem Highlight war man diesmal jedoch weit entfernt. Eine Kritik.

Und das gibt es ja tatsächlich auch: Dinge, die so langweilig sind, dass von ihnen am Ende dann doch eine gewisse Faszination ausgeht. So langweilig war die Prominentenausgabe von „Wer wird Millionär?“ am Donnerstagabend allerdings auch nicht, was an Günther Jauch lag, der Profi genug ist, um selbst dann nicht zu verzweifeln, wenn ihm Bülent Ceylan gegenübersitzt. Bülent Ceylan. Es war tatsächlich eine Prominentenausgabe.

Die Spezials konnten in der Vergangenheit durchaus begeistern – als Klassiker gilt der Auftritt von Hape Kerkeling als Horst Schlämmer, im Zusammenspiel mit Jauch lieferte er Spitzenunterhaltung ab, aber auch Harald Schmidt, Oliver Pocher, Thomas Gottschalk und – ganz im Ernst – Alice Schwarzer machten aus dem Format ein Highlight. Davon war man diesmal sehr sehr weit entfernt.

Eingebettet in den so genannten Spendenmarathon von RTL (der, das wurde mehrfach erwähnt, ohne die grandiose Mithilfe eines Mobilfunkunternehmens nur die Hälfte wert wäre), erspielten Ina Müller, Jens Lehmann und Bülent Ceylan jeweils 125.000 Euro für einen guten Zweck; Stephanie zu Guttenberg erreichte 500.000 Euro. Jetzt sind Prominente nicht intelligenter oder gebildeter als die anderen Kandidaten – die Fragen sind offensichtlich leichter, das Vorsageverbot wird eher lax gehandhabt, schließlich geht es um Kinder in Not. Die gute Sache darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich am Donnerstagabend auch der Zuschauer in Not befand.

Die Not begann mit Ina Müller, die immer ein wenig zu laut, zu gut gelaunt, zu ordinär auftritt. Müller wusste quasi nichts, wollte irgendwann aber trotzdem ein Bier haben, ihre eigene Sendung erträgt sie auch nur trinkend. Stephanie zu Guttenberg witterte in dieser Geste Bodenständigkeit und wollte dann auch gleich ein Bier haben – allerdings könnte sie ihrem Mann auf dem Weg ins Kanzleramt noch gefährlich werden, denn Sympathiepunkte sammelt die Frau mit ihren Fernsehauftritten nicht: keine Wärme, kein Feuer, keine Emotionen. Man muss außerdem sehr lange nachdenken, bis einem eine deutsche Ministergattin einfällt, die es in so kurzer Zeit zum Statuts eines „Prominenten“ gebracht hat – und man muss darüber nachdenken, ob es der Politik gut tut.

Bülent Ceylan tut dem Fernsehen nicht gut, leider scheint der einen Ausbeutervertrag mit RTL zu haben: in jedem dritten Format des Senders muss der Mann auftreten, der von sich behauptet, Komiker zu sein, aber Günther Jauch nicht mal einen Standardwitz aus der zweiten Klasse erzählen konnte. Dafür macht Ceylan im Fernsehen oft Sachen mit seinen Haaren. Die sind lang. Lustig sind die nicht. Als er während der Sendung seine Haarpracht auf Jauchs Kopf ablegte, schien Jauch für eine Sekunde darüber nachzudenken, den Mann aus dem Studio zu schmeißen.

Der letzte Kandidat – traditionell eigentlich der Höhepunkt der Show – war dann Jens Lehmann. Von allen Prominenten schien er noch über die gesündeste Allgemeinbildung zu verfügen. Als er einmal nicht weiter wusste, meinte Jauch, jetzt könne nur noch eines helfen – und zog einen Zettel aus seinem Strumpf, den er dann Lehmann überreichte. Darauf stand, dass als Antwort eigentlich nur A, B, C oder D in Fragen kommen könnte.

Und so traurig das jetzt auch klingt: Das war der größte Moment in der dreistündigen Show.

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