zum Hauptinhalt
Schöner rasen: Eine Szene aus dem Spiel "F1 2010".

© promo

Neue Computerspiele: Für Denker und Lenker

Spieler ist nicht gleich Spieler: Der eine rast mit 300 Sachen über Formel-1-Kurse, der andere brütet stundenlang über Wirtschaftskreisläufen und Angriffsstrategien. Diesmal ist für beide etwas dabei: "F1 2010" für Rennsportfans und "Civilization V" für angehende Staatsmänner.

F1 2010

Selten war eine Formel-1-Saison so spannend wie in diesem Jahr. Deutschlands bester Rennfahrer Sebastian Vettel konnte zuletzt wieder ein paar WM-Punkte sammeln und liegt jetzt auf Platz vier der Gesamtwertung. Durch Fahrfehler hat Vettel allerdings auch schon ordentlich Punkte verschenkt und dafür viel Kritik eingesteckt. Im Kampf um Sekundenbruchteile ist der Grat zwischen Jubel und Jammer nun einmal extrem schmal – wer "F1 2010" ausprobiert hat, kann das nur zu gut nachvollziehen. Denn was den fahrerischen Anspruch angeht, ist das neue Rennspiel aus dem Hause Codemasters eine echte Herausforderung: Schon kleine Lenkfehler bestraft es mit Drehern und Ausflügen ins Kiesbett.

Rennspiel-Produzenten müssen sich stets entscheiden, welche Zielgruppe sie bevorzugt ansprechen wollen: Arcade-Fans, denen es mehr auf actionreiche Rennen als auf Realismus ankommt – oder eben die Fans von Rennsimulationen, die auf ein originalgetreues Fahrgefühl Wert legen. Codemasters hat mit "F1 2010" den Anspruch, beide Seiten zufrieden zu stellen. Fahrhilfen wie Traktionskontrolle oder ABS lassen sich stufenweise zuschalten, auch die Ideallinie wird in den unteren Schwierigkeitsgraden vorgegeben. Misslungene Passagen kann der Spieler dank Rückspulfunktion abermals durchfahren – man kennt das aus Titeln wie "Dirt 2" oder "Forza Motorsport 3". Keine Abstufungen sieht das Spiel hingegen beim Schadensmodell der Rennautos vor: Selbst wenn der Fahrer bei Tempo 250 einen Frontalcrash baut, ist der Bolide hernach noch fahrtüchtig.

Trotz solcher Unstimmigkeiten macht "F1 2010" vieles richtig. Sämtliche 19 Grandprix-Kurse sind detailliert und stimmungsvoll in Szene gesetzt, alle 23 Computergegner – von Schumacher bis Alonso – besitzen einen eigenen Fahrercharakter, auf der Rennstrecke und in der Box gelten die offiziellen Fia-Regeln. Besondere Mühe hat sich Codemasters mit den Wetterbedingungen gegeben: Bei Regenfällen etwa verschwimmt im Cockpit die Sicht, und auf der Strecke bilden sich Pfützen. Die Computergegner fahren aggressiv und vielleicht ein bisschen zu perfekt, verzichten aber zumindest auf Kamikaze-Aktionen wie in anderen Rennspielen. Leider sind im Multiplayer-Modus nur maximal 12 menschliche Gegner am Start.

"F1 2010" von Codemasters. Für PC (50 Euro), PS3 und Xbox 360 (je 70 Euro). USK: keine Altersbeschränkung.

Für Strategiefans: "Civilization V".

© 2K Games

Civilization V

Napoleon legt sich mit Montezuma an, Königin Elisabeth hat es auf Peking abgesehen, Cäsar paktiert mit den Irokesen und Ramses baut fleißig weiter an seinen Weltwundern: Willkommen im rundenbasierten Strategiespiel "Civilization", genauer gesagt in der fünften Auflage der Erfolgsserie. Wieder geht es um nichts weniger als um die Weltherrschaft: Der Spieler lenkt die Geschicke einer Zivilisation und führt sie von der Steinzeit bis ins Weltraumzeitalter. Dabei gilt es, Städte zu bauen, Armeen aufzustellen, Handel zu treiben und diplomatische Beziehungen zu knüpfen. Die Unterwerfung aller konkurrierenden Nationen ist nur einer von mehreren Wegen, das Spiel zu gewinnen – auch durch Forschung oder Diplomatie lässt sich der Sieg erringen. Dass "Civilization" die Menschheitsgeschichte munter durcheinanderwürfelt, tut dem Spielspaß keinen Abbruch, im Gegenteil: Strategiefans schätzen gerade die enorme Handlungsbreite, die aus der Fülle von Politikstilen, Technologien und Bündnisoptionen ergibt.

"Civilization V" behält das bewährte Spielprinzip bei, bietet jedoch eine Reihe sinnvoller Neuerungen. So ist die Weltkarte nicht mehr in Quadrate, sondern in Sechsecke aufgeteilt. Die Hexagonalfelder erlauben dem Spieler komplexere Truppenverschiebungen, auch gehen die unterschiedlichen Landschaftstypen fließender ineinander über. Insgesamt wirkt der Spielbildschirm viel aufgeräumter als noch in der Vorgängerversion: Die Statusanzeigen sind neu geordnet und alle überflüssigen Informationen sind in Kontextmenüs verbannt. Auch bei den Spielregeln schreckt das Entwicklerstudio Firaxis nicht vor Änderungen zurück. Der Spieler darf auf jedem Feld nur noch eine Militäreinheit platzieren – gestapelte Riesenarmeen gehören damit der Vergangenheit an. Für taktische Abwechslung sorgen die Fernkämpfer, die jetzt bis zu drei Felder weit schießen können, und Städte, die sich selbst verteidigen.

Über einige Änderungen dürften "Civilization"-Fans durchaus geteilter Meinung sein. Firaxis hat nicht nur zwölf Technologien, sondern auch acht Weltwunder und sieben Ressourcentypen eingespart. Die großen Weltreligionen spielen in "Civilization V" keine Rolle mehr, ebenso wenig die Gesundheit der Bevölkerung oder das Thema Umweltverschmutzung. Neu hinzugekommen sind Stadtstaaten, die der Spieler mit Geldgeschenken und Gefälligkeiten zu seinen Bündnispartnern machen kann. Bei der Erweiterung seines Herrschaftsgebiets muss er mehr noch als bisher die Finanzen im Auge behalten: Steuern fallen als Einnahmequelle weg, während jedes Gebäude und jede Straße laufende Kosten verursacht. Die Computergegner agieren nicht ungeschickt, ihre Manöver sind aber vergleichsweise einfach auszurechnen. Erfahrene "Civilization"-Spieler werden sich eher im Multiplayer-Modus tummeln, als gegen die stagnierende Künstliche Intelligenz anzutreten.

Alles in allem ist "Civilization V" eine gelungene Neuauflage des Klassikers. Auch mit abgespecktem Regelwerk bietet das Spiel genügend strategische Tiefe und sorgt für dauerhafte Motivation - was sich allerdings in schlaflosen Nächten manifestieren kann.

"Civilization V" von Take 2 Interactive. Für PC (50 Euro). USK: ab 12 Jahren.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false