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© Bearbeitung: Tagesspiegel/Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild

Gedruckt, digital oder mit KI: Wie sieht die Zeitung der Zukunft aus?

Vor genau einem Jahr erschien zum ersten Mal der neue Tagesspiegel. Zum ersten Geburtstag haben wir drei Experten gefragt, wie Zeitungen sich weiterentwickeln sollten.

Seit einem Jahr erscheint der Tagesspiegel in einem neuen Format. Zum ersten Geburtstag der neuen Zeitung gucken wir, wie immer in unserer Serie „3 auf 1“, nach vorn.

Diesmal nehmen drei Fachleute dazu Stellung, wie Zeitungen in Zukunft aussehen könnten oder sollten, um weiter relevant zu bleiben. Alle Folgen von „3 auf 1“ finden Sie hier.


Zeitung als lebendige Community denken

Mit Vorhersagen zur KI-generierten Podcast-Zeitung halte ich mich gern zurück. Was sicher wichtig bleibt, ist die Rolle von Journalismus als vierter Gewalt in unserer Demokratie. Angesichts drohender gesellschaftlicher Verteilungs- und Deutungskämpfe hätte ich gern drei Wünsche frei.

Erstens: Ich wünsche mir Zeitung mehr als Ort, an dem Politik und Gesellschaft aktiv miteinander verhandeln, wie wir in Zukunft leben möchten. Zweitens wünsche ich mir Zeitung als eine lebendige Community – quasi von der Chronistenpflicht hin zum Beziehungsauftrag. Denn wir brauchen dringend glaubwürdige Absender, die Beziehungen und Nähe bauen, damit wir die schweren Themen gemeinsam aushalten können.

Und drittens wünsche ich mir neue Formen niedrigschwelliger Einstiegsprodukte. Dann müssen kommende Generationen weniger kompliziert Medienkompetenz beschulen und Mittel gegen die zunehmende mediale Erschöpfung entwickeln. Insgesamt erscheint die Zukunft wohl zeitlich weit weg, aber mit erstaunlich viel Nähe.


Journalismus wird viel mit Aktivismus verwechselt

„Journalismus ist, was andere nicht veröffentlicht sehen möchten. Alles andere ist Öffentlichkeitsarbeit.“ Ganz so weit wie George Orwell, dem dieses Zitat zugeschrieben wird, möchte ich nicht gehen. Aber die Zeitung der Zukunft und unabhängiger Journalismus, der recherchiert, kosten Geld.

Weil dieses Geld für angemessene Honorare vielfach fehlt, droht der Journalismus von Aktivisten gekapert zu werden, die sich in die Redaktionen einschleichen und sich dort als „Haltungsjournalisten“ festsetzen. Sie verwechseln Journalismus mit PR für ihre angeblich „gute Sache“, seien das die Rettung des Klimas, eine Migrationspolitik der offenen Grenzen oder Terroristen, die für Putin oder für die Hamas morden. Solche Propagandisten mit der Tarnkappe von Journalisten bevormunden ihr Publikum.

Die Zeitung der Zukunft bemüht sich dagegen redlich um „Domänenkompetenz“ und „Deep Journalism“. Damit überzeugt sie, damit brillieren ihre Journalisten. Wie sich vertiefender Journalismus unter den erschwerten Bedingungen der Aufmerksamkeitsökonomie finanzieren lässt, hat der Tagesspiegel mit seiner Querfinanzierung durch Newsletter vorgemacht.


KI spielt eine entscheidende Rolle für Verlage

Natürlich haben Zeitungen eine Zukunft und wir erleben heute ein Publikum mit größtem Interesse an Nachrichten und Informationen. Allerdings ist es ein wichtiges Thema, woher sie ihre Informationen beziehen. In den USA beziehen laut dem Pew Research Center die Hälfte der Erwachsenen zumindest manchmal Nachrichten über soziale Medien. Dennoch ist Print weiterhin eine wichtige Einnahmequelle für 55 Prozent der Nachrichtenorganisationen.

Wir werden einen Anstieg des Nachrichtenkonsums über digitale, insbesondere mobile Geräte erleben. Aber viele Menschen möchten sich immer noch mit einer Zeitung entspannen, die sie anfassen können, ohne dass sie beim Telefonieren oder Tablet unterbrochen werden. Die vielleicht größte Chance für Zeitungen und Nachrichtenkonsumenten wird die schnelle Einführung künstlicher Intelligenz (KI) sein.

KI wird sich schnell von einem neuartigen Konzept zu einem zentralen Werkzeug im Verlagswesen entwickeln. Seine Rolle wird nicht nur bei der Erstellung und Gestaltung von Inhalten, sondern auch im Marketing und in der Werbung von entscheidender Bedeutung sein. Verleger werden zunehmend erkennen, dass KI für effiziente und innovative Abläufe unverzichtbar ist.

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