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Medien: Hiebe statt Liebe?

Die ARD sagt Sabine Christiansen bereits Adieu

Sollte Sabine Christiansen die „Tagesschau“ und die „Tagesthemen“ am Freitagabend gesehen haben, wird sie sich gewundert und gefreut haben. Gewundert, weil das Erste und namentlich der NDR-Intendant Jobst Plog den dicksten roten Teppich für den Christiansen-Nachfolger Günther Jauch ausgerollt haben. Ein herzlicheres Willkommen für einen neuen ARD-Mitarbeiter war noch selten. Umgekehrt könnte sich Sabine Christiansen zu ihrem Entschluss beglückwünscht haben, dass sie ihren Polittalk im Sommer 2007 aufgibt, scheint die Zahl ihrer Fans und Förderer im Senderverbund doch drastisch gefallen zu sein.

Abgesehen von ein paar freundlichen Worten des ARD-Programmdirektors Günther Struve in einer ARD-Pressemeldung waren am Freitag keine Worte des Bedauerns über ihren Weggang zu hören, nur verschämt anerkennende Bemerkungen über ihre Verdienste und ihre Leistung, am Sonntagabend eine politische Talkshow gestemmt zu haben. Der Sound der ARD-Hierarchen in Richtung der ARD-Mitarbeiterin Sabine Christiansen: Auf Wiedersehen, tut uns nicht leid.

Schon stellt sich die Frage, ob die Moderatorin und ihre Sendung „Sabine Christiansen“ das letzte Jahr in gewohnter Manier überstehen werden. Wolfgang Klein, der Redaktionsleiter, wird „Sabine Christiansen“ spätestens Ende 2006 verlassen und zur schärfsten Konkurrenz, zu Maybrit Illners ZDF-Talk „Berlin Mitte“ wechseln. Das ist ein herber Schlag, weil der versierte politische Journalist Klein das „Gehirn“ des Christiansen-Talks ist. Wer von einem solchen Format wird denn bei der ARD-Talkshow einsteigen, wenn er weiß, dass nur wenige Monate nach seinem Engagement „Sabine Christiansen“ eingestellt wird?

Was der Moderatorin und Produzentin neben dem – freilich nachlassenden – Erfolg der Talkshow beim Publikum immer geholfen hat, war der Entschluss noch vor Sendebeginn im Jahr 1998, dass „Sabine Christiansen“ nicht bei der ARD-Politik angesiedelt wird, sondern im Unterhaltungsbereich. Damit hatten die ARD-Chefredakteure bei „Christiansen“ nichts zu melden. Entfremdung war eine Reaktion, verbissenes Warten auf das Ende der Aussperrung ein anderes Verhaltensmuster. Und die „Talkqueen von Berlin“ hielt auf Abstand, mehr zur ARD als zu den Mächtigen im politischen Berlin. Da werden jetzt Rechnungen aufgemacht.

Sabine Christiansen, die Moderatorin und die Talkshow, sie gehen in ein letztes schweres Jahr.

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