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Formel 1: "Kai Ebel wird seinen Dress nicht ändern"

RTL-Moderator Florian König über neue Formel-1-Regeln, alte Fernsehrituale und vergebliche Hoffnungen.

Herr König, am Sonntag startet RTL sein 19. Formel-1-Jahr. Bevor ein Rennen beginnt, gehen Sie mit Niki Lauda durchs Fahrerlager und fragen ihn nach seinem Favoriten. Dürfen Sie als Moderator eigentlich auch einen Favoriten haben?



Klar habe ich den. Die Arbeitsteilung ist nun aber einmal so, dass Niki Lauda der Experte ist und ich die Fragen stelle. Darum halte ich mich mit meinen Voraussagen zurück. Dennoch ist meine Trefferquote nicht viel schlechter als seine.

Das gilt für das jeweilige Rennen, aber wie sieht das für die gesamte Saison aus?


Da bin ich absolut unparteiisch. Ich freue mich, wenn deutsche Fahrer gewinnen, ansonsten habe ich keine Präferenzen. Anders als beim Fußball – ich komme aus Stuttgart und halte den VfB Stuttgart für die beste Mannschaft der Welt – bin ich bei der Formel 1 ganz entspannt.

Ist Ihnen das auch zu Zeiten von Michael Schumacher gelungen?

Ich war nie ein Schumi-Fan. Ich bin absoluter Bewunderer der Formel 1 und begeisterter Beobachter der Szene. Auch die sportliche Leistung von Michael Schumacher habe ich immer sehr geschätzt, aber ein Fan war ich nicht. Ich habe es zum Beispiel Mika Häkkinen mehr als gegönnt, als er in der Schumacher-Ära zwei Jahre Weltmeister war. Mir ist es wichtig, dass es in der Formel 1 spannend ist. Dann interessiert es mich, und dann interessiert es auch unsere Zuschauer. Ob am Ende der Rote oder der Silberne gewinnt, ist nicht so wichtig.

Und was ist mit den Weiß-Blauen von BMW?


Die dürfen natürlich auch gewinnen. Die Entscheidung um die Weltmeisterschaft kann durchaus etwas bunter werden.

An wen denken Sie speziell?

Die Ergebnisse der Wintertestfahrten sind weitgehend bekannt. Da ist ein Überraschungsteam wie Brawn-Mercedes – unter Leitung des ehemaligen Ferrari-Teamchefs Ross Brawn – aufgetaucht, das in Melbourne vielleicht sogar gewinnen kann. Nach den ersten zwei, drei Überseerennen wissen wir mehr. Ich glaube, dass wir relativ früh in dieser Saison erkennen werden, wem es gelungen ist, ein gutes Auto zu konstruieren.

Gleichzeitig gibt es eine große Ungewissheit wegen der neuen Regeln, vor allem nach dem Hin und Her in der vergangenen Woche.

Ich würde am liebsten so tun, als ob das Durcheinander überhaupt nicht gewesen wäre. Formel-1-Chef Bernie Ecclestone wollte, dass der Fahrer mit den meisten Siegen Weltmeister wird, scheiterte damit aber an den Teams. Ich bin froh, dass zumindest in diesem Jahr doch das alte und von unseren Zuschauern gelernte System gilt. Es gibt eine Tabelle, und wer die meisten Punkte hat, liegt vorn. Nur bei Punktgleichheit kommt es am Ende auf die Zahl der Siege an. Der Versuch, die Formel 1 mit spektakuläreren Rennen und mehr Überholmanövern noch attraktiver zu machen, war ehrenwert. Doch diese Regeländerung war nicht zu Ende gedacht.

Passen andere Änderungen wie gedrosselte Motoren und Systeme zur Energierückgewinnung besser in die Zeit?

Zuerst einmal: Ich sehe nicht, dass es durch diese Entwicklung zu einer „grünen“ Formel 1 kommt. Vom Prinzip her ist es sicherlich sinnvoll, wenn in der Formel 1 Technologien entwickelt werden, die am Ende dem normalen PKW-Bereich zugute kommen. Ob die damit verbundenen Kosten gerechtfertig sind, wenn es später möglicherweise zu einem Einheitssystem kommt, ist fraglich. Ich hoffe, dass es zumindest Spannung bringt, wenn man diese zwischengespeicherte Energie für einige Sekunden nutzen darf – zum Beispiel für zusätzliche Überholmanöver. Wichtig ist, dass es nicht den Ingenieur erfreut, sondern die Menschen, die bei RTL oder woanders die Rennen verfolgen.

Aber auch den Sender soll es erfreuen, nachdem in der Post-Schumacher-Zeit erheblich weniger Zuschauer die Formel 1 einschalten.

Es gibt die Theorie des „Cocooning“, dass sich die Menschen vor allem in Krisenzeiten zu Hause zurückziehen und auf dem Sofa gemütlich machen. Vielleicht machen das die Zuschauer auch an diesem frühen Sonntagmorgen um acht Uhr zum Rennstart. Maßgeblich werden aber immer Erfolge von deutschen Marken und noch mehr von deutschen Fahrern für den Erfolg unseres Programms beim Zuschauer verantwortlich sein. Sebastian Vettel in Siegform im Kampf um die Weltmeisterschaft - und die Quoten sind wieder höher. So einfach ist das.

Hat RTL ein Quotenziel ausgegeben?

Wir wollen unsere Reichweiten immer vergrößern. Mit fünf deutschen Fahrern und viel deutscher Technologie haben wir die besten Voraussetzungen dafür.

Zum Beispiel drei Mal Mercedes.

Mercedes ist sehr stark als Motorenlieferant. Wir haben BMW mit einem eigenem Team. Dazu kommen viele deutsche Sponsoren. Das bringt uns eine gute Ausgangsposition.

Was die RTL-Mannschaft angeht, bleibt alles beim Alten mit Niki Lauda, Heiko Wasser und Christian Danner. Ändert sich nur der Dress von Boxen-Reporter Kai Ebel?

Manchmal würde ich mir tatsächlich wünschen, beim Dress von Kai Ebel würde sich etwas ändern. Aber da kann ich dem Zuschauer nicht viel Hoffnung machen. Wir werden unser Outfit dennoch verändern, nicht was die Kleidung der Moderatoren angeht, sondern bei der grafischen Präsentation des Rennens. Wir versuchen vor allem, die komplizierte neue Technik um Aerodynamik und Energierückgewinnung mit vielen Animationen verständlich zu vermitteln.

Wer hat die größten Chancen beim Auftaktrennen in Melbourne?

Ich mag völlig daneben liegen, aber ich glaube, dass das Brawn-Team tatsächlich gewinnen kann. Darum sehe ich Jenson Button ganz oben auf dem Podest.

Das Interview führte Kurt Sagatz.

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