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Die Mönche des Exercitus-Ordens wollen auf dem Kirchentag das Kyrie Eleison vortragen, doch ein Mord überschattet das Ereignis.

© ZDF und Bernd Schuller

"Kommissarin Lucas" im ZDF: Herr, erbarme dich!

Kirchentag in Regensburg: Kommissarin Lucas muss den Mord an einem Mönch aufklären. Und Teile der Katholischen Kirche hadern mit Papst Franziskus.

Warum man in der Kirche eine Kerze anzündet, das können auch nichtgläubige Menschen nachvollziehen. Sei es zur Unterstützung eines Gebets oder als Danksagung. Auch die säkulär eingestellte Kommissarin Lucas wird das in dieser Episode der ZDF-Samstagsreihe erkennen. Die Regensburger Polizistin, gespielt von Ulrike Kriener, kann mit dem Glauben wenig anfangen. Noch weniger aber mit den Ritualen der Kirche. „Können Sie vielleicht mal die Musik leiser machen? Ich kann Sie kaum verstehen“, ruft sie ins Telefon, als sie Peter Kellermann (Dirk Martens) über den Mord an einem seiner Ordensbrüder informieren will.

Die Musik, das ist das Kyrie Eleison, das 60 Mönche des Exercitus-Sanctus- Jesu-Ordens inbrünstig singen. Genau genommen sind es nur 59 Glaubensbrüder, denn Bruder Ernst liegt mit einer tiefen Wunde am Kopf und einem Genickbruch tot unter einer Tribüne in der Innenstadt von Regensburg – dort, wo in wenigen Stunden hunderttausend Gläubige zum Katholischen Kirchentag erwartet werden. Ein Mord ist eine äußerst unpassende Vorbereitung auf dieses Ereignis, vor allem, weil auf der Kutte des Toten ein Chemikalie gefunden wird, die häufig beim Bombenbauen verwendet wird.

Der ZDF-Samstagskrimi mit Kommissarin Lucas und ihren beiden Kollegen hat an einigen Stellen durchaus Ähnlichkeiten mit Umberto Ecos „Der Name der Rose“ – und das nicht nur, weil die Episode „Kreuzweg“ auch hinter dicken Klostermauern spielt und die Mönche mindestens dreimal ihr Kyrie Eleison im mittelalterlichen Chorgestühl für ihren Auftritt auf dem Kirchentag proben. Genau wie bei Eco handelt der Subtext des Krimis von der Katholischen Kirche selbst und dabei vor allem von deren innerer Zerrissenheit, seitdem Papst Franziskus im Amt ist. Seine sozialreformerischen Ideen werden längst nicht von allen Kirchenoberen geteilt, bringt dieser TV-Krimi zum Ausdruck. Das gilt insbesondere für den Exercitus-Orden, der zur Existenzsicherung vom Vatikan die Erlaubnis zum Betrieb einer Privatbank erteilt bekam. Dass deren Ethikfonds ausgerechnet mit Waffengeschäften spekuliert haben soll, passt unter Franziskus schon gar nicht zu einer reformierten Kirche. Auch hier prallen Welten aufeinander.

Der Riss geht durch das Team

Der Riss geht allerdings nicht nur durch die Kirche, auch innerhalb des Polizeiteams werden plötzlich Trennlinien sichtbar. Lucas’ Kollege Boris Noethen (Michael Roll) hatte zwar ein außereheliches Verhältnis mit seiner Chefin, doch an seinem tief verwurzelten Glauben ändert das nichts, schließlich gibt es in der Katholischen Kirche ja Beichte und Buße. Während Ellen Lucas versucht, im Orden die Mauer des Schweigens zu brechen, bereitet sich Noethen auf seinen Einsatz beim Kirchentag vor. Er soll dort eine Fürbitte vorbringen, eine große Ehre, die Lucas jedoch an seiner Unvoreingenommenheit zweifeln lässt.

Noch größere Zweifel an dem Wunsch, den Mord an Bruder Ernst aufklären zu wollen, hat sie jedoch beim Generaloberen (Rüdiger Vogler). Und welche Rolle spielt die Protestlerin Martina Heise (Cristin König), die dem Orden vorwirft, zu wenig für die Flüchtlinge zu tun? Viele Fragen, wenig Antworten. Da kann man ja nur rufen: „Herr, erbarme dich!“

Schauspielerin Ulrike Kriener selbst war wegen des Streits um die Pille aus der Kirche zunächst ausgetreten. Als sie 1992 den Schauspieler und Regisseur Georg Weber heiratete, trat sie jedoch wieder ein. „Ich fand diese Entscheidung so einschneidend, dass ich dafür einen Segen haben wollte“, hatte sie in einem Interview mit dem evangelischen Magazin „Chrismon“ gesagt. Kurt Sagatz

„Kommissarin Lucas: Kreuzweg“, ZDF, Samstag, 20 Uhr 15

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