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Die Lage ist ernst, ist sie aber auch hoffnungslos? Kommissar Reto Flückiger (Stefan Gubser, rechts) ist erst einmal das Maul gestopft worden. Foto: ARD Degeto/SRF

© ARD Degeto/SRF/Daniel Winkler

Letzter Fall für Luzerner "Tatort"-Kommissare: Kein Untergang, aber ein Ende

Finissage in Luzern: Stefan Gubser und Delia Mayer verabschieden sich vom Schweizer „Tatort“.

Ein Abend auf dem Vierwaldstättersee. Ein Dampfer tuckert gemächlich über das ruhige Gewässer, im Hintergrund, abendlich illuminiert, das Stadtpanorama Luzerns mit seinem Wahrzeichen, der Kapellbrücke mit Wasserturm. Ein Postkarten-Idyll, so scheint es. Auf dem Dampfer hält der wenig sympathische, mit der Luzerner Elite aufs Wunderbarste vernetzte Industrielle Planker senior (Andrea Zogg) Hof, und unter den Gästen befindet sich unversehens auch Kommissar Reto Flückiger (Stefan Gubser), begleitet er diesmal doch seine Freundin Eveline (Brigitte Beyeler).

Flückiger fühlt sich hier sichtlich unwohl. „Du bist mir was schuldig“, flüstert er seiner neuen Akut-Freundin zu. Als die tranchierten Wachteleier serviert werden, sinniert er über Wiener Schnitzel. Doch der unglückliche Flückiger muss hier nicht lange gelangweilt ausharren: Nach einem ersten Vorfall, der Konfrontation des umstrittenen Bernhard Ineichen (Martin Hug) mit Planker senior wie auch Planker junior (Manuel Löwensberg), hört der Ermittler plötzlich merkwürdige Geräusche. Und während sich Flückiger in eine Kabine eingesperrt wiederfindet, knallt es an Bord heftig, Rauch steigt auf, Lichtreflexe – und ein Kapitän, der tot im Speisesalon liegt.

So verworren der Beginn wirken mag, so verwirrend und wenig stringent geht es weiter im letzten Schweizer „Tatort“ mit dem mehrdeutigen Folgentitel „Der Elefant im Raum“. Seit es am 14. August 2011 mit dem Fall „Wunschdenken“ losgegangen war, war den Schweizer Ermittlern Stefan Gubser und Delia Mayer nie so rechtes Glück beschieden. Die Quoten lagen stets nur um die sieben Millionen, die Kritiken eher verhalten, und die Filme mäanderten zwischen behäbig, altbacken und kryptisch.

Auch die besten Regisseure halfen wenig

Da war es beinahe schon egal, wer für die Drehbücher verantwortlich zeichnete und wer auf dem Regiestuhl saß, und darunter fanden sich durchaus Kapazitäten wie Markus Imboden, Dani Levy oder Tobias Ineichen. Irgendwie war der Wurm drin im Luzerner „Tatort“-Gebälk.

Mit dem jüngsten Fall, dem 17., endet die Zeit des Schweizer „Tatort“ in Luzern. Es ist die Finissage. Im Winter 2019/2020 beginnen die Dreharbeiten zum ersten neuen Film in Zürich, als Ermittlerinnen sind die beiden Schauspielerinnen Anna Pieri Zuercher, 40, aus Bern und die heute in Berlin lebende Carol Schuler, 32, aus Winterthur besetzt. Es ist ein Neuanfang, eine bewusste Zäsur – und man darf durchaus gespannt sein auf die neue Zürcher Mordsaison in 2020.

„Der Elefant im Raum“ verabschiedet Stefan Gubser und Delia Mayer, und es ist, so war zu vernehmen, für die Schauspieler ein unfreiwilliger Abschied. Ein finales Highlight ist dieser Fall nicht geworden, im Gegenteil: Über weite Strecken dieser zerfransten und uninspirierten Narration stellt sich die Frage, was die Drehbuchautoren (Felix Benesch, Mats Frey) und die Regie (Tom Gerber) überhaupt erzählen wollen. Eine schlüssige Antwort findet sich nicht.

Undurchsichtige Wirtschaftskriminalität, Beamtenproporz, selbst der grundsolide Kommissarschef Eugen Mattmann (gespielt von Jean-Pierre Cornu), gerät unter Verdacht, Großindustriellentum, mediale Fake News (Newsportal „Veritas News“!), ein selbst ernannter (Er-)Retter namens „Nero“. Das alles wird in einen Pot geworfen. Nur ergibt sich daraus kein lukullisches „Tatort“-Mahl. Da hilft auch kein Dampfer auf dem Vierwaldstättersee vor romantischer Stadtkulisse. Und die ist schon einmal abgebrannt.

„Tatort: Der Elefant im Raum“, ARD, Sonntag, 20 Uhr 15

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