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Bundeswehr-Magazin: Lifestyle für die Truppe

Wie das Soldatenmagazin "Y" mit einem neuen Look das Image der Bundeswehr verbessern will.

Tag und Nacht ist die Bundeswehr im Einsatz, ob in Afghanistan oder am Horn von Afrika. Am Hindukusch hat sich die Situation der deutschen Soldaten in den letzten Wochen dramatisch verschärft, Kampfeinsätze gegen die Taliban sind an der Tagesordnung. Unumstritten sind die Auslandseinsätze nicht, die Soldaten beklagen den mangelnden Rückhalt in der deutschen Bevölkerung.

Um für Verständnis zu werben, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren und den Kasernenmief abzustreifen, wurde „Y“, das Zentralorgan deutscher Soldaten, jetzt neu gestaltet. „Y“ erscheint seit neun Jahren monatlich und ist zum Preis von 3,10 Euro auch für Zivilisten zu kaufen. So versucht das Heft, auf über 100 Seiten und mit einer Auflage von 67 000 Exemplaren, eine interessierte Öffentlichkeit zu erreichen. Verteilt wird „Y“ zudem gratis an die Truppe, die 4000 deutschen Soldaten in Afghanistan bekommen das Magazin jeden Monat per Luftpost. Die Redaktion besteht zum Großteil aus Schreibsoldaten, weitere Inhalte liefert eine externe Medienagentur. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) wollte mit dem Relaunch „ein Magazin mit neuem Schwung für eine moderne Bundeswehr“ gestalten lassen. Gelungen ist das nur zum Teil.

Vom Cover der ersten Ausgabe nach der Kernsanierung strahlte ein bulliger Soldat im Kampfanzug. Die aktuelle Ausgabe zieren drei schwerbewaffnete Sonnenbrillenträger in Wüstentarnmontur. Daneben steht das kantige kaltblaue „Y“-Logo, das sich am Autokennzeichen der Bundeswehr anlehnt. Innen gibt sich das Heft schon frischer. Überall bunte Info-Grafiken und Schaukästen, als hätte ein „Focus“-Layouter seine Spielwut ausgelebt. Leicht verwirrend wirkt der neue Farbmix aus schwarz, grün, blau und gold, der „Farbe der Ehre“, wie dem Leser in einer „Zeitschriftengebrauchsanleitung“ zum Neustart erläutert wird. Weniger unbeholfen kommen die journalistischen Inhalte von „Y“ daher, insbesondere die Politik- und Auslandsberichterstattung überzeugt mit Ausgewogenheit und Tiefe. Behandelte Themen, etwa der „Konfliktherd Kaukasus“, sind faktensicher recherchiert und leserfreundlich aufbereitet. Auch in Rubriken wie „Gesellschaft“ und „Panorama“ präsentiert sich „Y“ durchaus als das, was es sein soll: ein Lifestylemagazin für Soldaten und Angehörige. Für Leser außerhalb der Truppe wäre eine andere thematische Ausrichtung der Beiträge sicherlich sinnvoll.

So bleibt das Heft in der Zwickmühle zwischen Mitarbeitermagazin und Werbebroschüre. Dazu passen wiederum die Anzeigen für kugelsichere Sonnenbrillen oder israelische Selbstverteidigungssysteme. Adrian Pickshaus

Adrian Pickshaus

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