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Markus Lanz und Michelle Hunziker mit mehr als 100 Paaren, die sich für die Saalwette als Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer, aus der "Augsburger Puppenkiste" verkleidet hatten.

© ZDF

Nach Jim-Knopf-Wette: Rassismusvorwürfe gegen "Wetten, dass..?"

Was als "Wetten, dass..?"-Gag gedacht war, entwickelt sich zum Shitstorm im Netz. Nutzer werfen dem ZDF das rassistische Blackfacing vor - weil die Augsburger als schwarz angemalter Jim Knopf zur Saalwette kommen sollten. Der Sender nennt die Vorwürfe "absurd", doch Verbände fordern eine Entschuldigung.

Vielleicht hätte sich das ZDF lieber für Urmel aus dem Eis entscheiden sollen, dann wären dem Sender die Rassismusvorwürfe nach der "Wetten, dass..?"-Ausgabe aus Augsburg wohl erspart geblieben.

Mindestens 25 Paare sollten für die Saalwette am Samstagabend als Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer auf die Bühne kommen. „Schwarz geschminkt“, mit „Schuhcreme oder Kohle“, lautete die Vorgabe für die Jim-Knopf-Darsteller – woraufhin im Netz ein Shitstorm ausbrach. Das ZDF rufe zum Blackfacing auf, kritisierten Twitter-Nutzer.

Blackfacing kommt aus dem 19. Jahrhundert - und wird bis heute diskutiert

Blackfacing ist ein Begriff aus dem 19. Jahrhundert. Er schreibt die rassistische Tradition, dass weiße Schauspieler ihr Gesicht anmalten, um schwarze Menschen zu veralbern und stereotypisiert darzustellen.

„Die Saalwette ist ein klarer Fall von Blackfacing, das ZDF hat damit rassistische Vorstellungen bedient“, wirft Tahir Della von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland dem öffentlich-rechtlichen Sender vor. Schwarze Menschen würden mit der Wette karikiert.

Mehr als 100 Paare waren am Ende verkleidet auf die Bühne gekommen, darunter auch der Augsburger Oberbürgermeister Kurt Gribl mit seiner Frau. Moderator Markus Lanz und Ko-Moderatorin Michelle Hunziker freuten sich über die große Beteiligung - wobei Hunziker vorab vorsichtig angemerkt hatte, dass sie die Idee mit der Schuhcreme "interessant" finde, was nicht besonders begeistert klang.

Das ZDF weist die Vorwürfe zurück

Das ZDF wehrt sich gegen die Rassismusvorwürfe. Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer, seien über die "Augsburger Puppenkiste" eng mit der Stadt Augsburg verbunden und ursprünglich Figuren aus den Kinderbüchern von Michael Ende, erklärt ein ZDF-Sprecher. Der Aufruf an die Augsburger, sich entsprechend zu verkleiden, sei deshalb "nicht ansatzweise mit dem in der Internetkritik erwähnten ,Blackfacing' in Verbindung zu bringen. Solche Vorwürfe entbehren jeder Grundlage."

Die Figur Jim Knopf sei ohnehin "problematisch"

Doch eine solche Rechtfertigung will Della von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland nicht akzeptieren. Es sei falsch, sich auf die „Augsburger Puppenkiste“ zurück ziehen zu wollen, in der die Rolle und Darstellung der Figur Jim Knopf „ohnehin problematisch“ sei. „Wer hier abstrahiert und abwiegelt, handelt falsch“, sagt Della: „Entscheidend ist, wie die Betroffenen auf eine solche Aktion reagieren.“ Die Initiative fordert eine Entschuldigung vom ZDF.

Bei dem Sender seien am Sonntag "vereinzelte Beschwerden" zu der Wette eingegangen, teilte der Sprecher mit. Auf Twitter bekam der Sender auch Unterstützung von zahlreichen Nutzern, die die Debatte nach der Wette überzogen fanden.

Wallraff bekam Ärger wegen Blackfacing

Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass in jüngster Zeit Blackfacing zum Thema in den Medien wird. Anfang Januar hatte Literaturkritiker Denis Scheck in seiner ARD-Sendung "Druckfrisch" schwarz geschminkt zur Debatte um das Wort "Neger" in Kinderbüchern provoziert. Im Januar 2012 gab es Diskussionen um das Stück "Ich bin nicht Rappaport" im Berliner Schlossparktheater, weil ein weißer Schauspieler schwarz geschminkt die Rolle eines Afroamerikaners spielte. Auch Günter Wallraff bekam Ärger, weil er sich 2009 für seine Undercover-Recherche zum Film "Schwarz auf Weiß" als schwarzer Mensch verkleidet hatte.

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