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TV-Moderator Dieter Thomas Heck bei der Probe zur 50. Sendung der ZDF-Hitparade

© dpa

Nachruf: Dieter Thomas Heck – Abschied von „Mister Hitparade“

Vom Stotterer zum Schnellsprecher: Eine ZDF-Show aus Berlin machte Dieter Thomas Heck zur Legende. Eine Würdigung.

Berlin - Sicher ist es Zufall, aber schon auch eine seltsame Koinzidenz. Am Wochenende ist die 56. Fußball-Bundesliga-Saison gestartet. Wir erinnern uns an selige Nachmittage in den 1970ern, mit langen Fußball-Radio-Konferenzen, danach im Fernsehen die „Sportschau“ in Schwarz-Weiß und abends Peter Frankenfeld. Aber davor kam ein Mann, der Millionen den deutschen Schlager in die Wohnzimmer brachte – Dieter Thomas Heck. Am späten Freitagabend dann die Meldung: „Mister Hitparade ist tot“. Einer der Letzten aus der Reihe Frankenfeld, Kulenkampff, Carrell.

Ohne Dieter Thomas Heck hätte es wahrscheinlich keinen Chris Roberts, keinen Michael Holm, keine Lena Valaitis gegeben. Von 1969 bis 1984 präsentierte Dieter Thomas Heck samstags die „Hitparade“. Ein Alphatier des Fernsehen, stets in Anzug, Koteletten und goldenem Armband, eine TV-Institution mit eigenem Jargon, dessen sich selbst Chefironiker Harald Schmidt in seinen Shows bediente, wenn er genüsslich auf das „Zett-Deh-Eff“ anspielte. Parodiefähig sind sie ja oft, die ganz Großen im Fernsehen. Man hat den Anfangs-Jingle der „Hitparade“ im Ohr, dazu Hecks Begrüßung, „Samstag, 19 Uhr 30 Minuten und 55 Sekunden, hier ist Berlin, hier ist Ihre deutsche Hitparade!“ Danach wies er den Schlagersängern die Bühne, die mithilfe der „Hitparade“ Millionen verdienten.

Dabei wäre Heck selber gerne Sänger geworden, und das Schnellsprechen war dem 1937 in Flensburg geborenen Sohn eines Verkaufsleiters einer Limonadenfirma auch nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Im Alter von fünf Jahren wurde Heck bei einem nächtlichen Bombenangriff in Hamburg unter einer Kellertreppe verschüttet. Wegen dieses Traumas begann er nach seiner Rettung zu stottern, was er mit einer Gesangsausbildung ablegte. Diese führte zu seiner Fähigkeit als Schnellsprecher. 15 Sekunden, mehr hatte Dieter Thomas Heck nie, um am Ende der „Hitparade“ vom Regisseur über den Maskenbildner bis zu den Kameraleuten im Abspann alle Mitwirkenden seiner Show zu nennen und sich dann auch noch entspannt mit einem „Auf Wiedersehen“ zu verabschieden.

Heck absolvierte eine Ausbildung zum Technischen Kaufmann und war als Automobilverkäufer tätig. Seine Medienkarriere begann Heck, der eigentlich Carl-Dieter Heckscher hieß, 1959 in der Nachwuchssendung „Toi-toi-toi“, wo er von Peter Frankenfeld als Sänger entdeckt wurde. Im selben Jahr begann Heck beim Südwestfunk als Sprecher und arbeitete bei Radio Luxemburg als Discjockey.

Hinter der Bühne eine Zigarette

Zum Fernsehstar wurde Heck mit der „ZDF-Hitparade“, die er bis 1984 insgesamt 183-mal live präsentierte. Nicht zu übersehen dabei auch seine Liebe zum flotten Leben. Während die Musiker ihre Liedchen vortrugen, rauchte Heck hinter der Bühne eine Zigarette und trank Bier. Später kreierte er einen eher peinlichen Wahlkampfschlager für die CDU. Lange lebte er in einem Schlösschen, später in seinem spanischen Refugium am Mittelmeer. Heck stand auch für große Samstagabendshows wie „Melodien für Millionen“, „Musik liegt in der Luft“, „Die Super-Hitparade“ (alle ZDF) oder „Die Schlagerparade der Volksmusik“ (ARD) vor der Kamera. Außerdem präsentierte er Unterhaltungssendungen wie „Die Pyramide“ (1978 bis 1994) und „Ihr Einsatz bitte“ (1987 bis 1990).

Darüber hinaus wirkte Heck 1970 in Wolfgang Menges TV-Klassiker „Das Millionenspiel“ mit. 2007 wurde Heck von seinem ZDF mit einer Gala offiziell in den Ruhestand verabschiedet, moderiert von Johannes B. Kerner. „Dieter Thomas Heck war viele Jahre das Gesicht der ZDF-Unterhaltung“, sagte ZDF-Intendant Thomas Bellut. „Wir verdanken ihm viel. Von den späten 60er Jahren an hat er das Bild des ZDF maßgeblich mitgeprägt. Nicht nur die ,Hitparade‘, sondern viele weitere Showprogramme des Senders hat er moderiert, Benefizgalas wie ,Melodien für Millionen‘ wären ohne sein Engagement undenkbar gewesen.“

„Wieder eine Legende weniger“, schrieb der Komiker Oliver Kalkofe auf Twitter – er sei „sehr, sehr traurig“. Schlagersänger Patrick Lindner betonte: „Du warst für mich eine Fernsehikone als Kind, später ein Freund, zu dem man immer aufgeschaut hat.“ Schauspielerin Veronica Ferres erinnerte sich: „Als Kind hab ich mit meinen Eltern ,Melodien für Millionen‘ geschaut, mit meinen Brüdern die ,Hitparade‘. Später war ich zu Gast in seiner Show. Wir werden ihn nie mehr hören – in unseren Herzen bleibt er! Gute Reise, Dieter …“

So dürfte es vielen ergangen sein, die am Wochenende die Nachricht von Hecks Tod gehört haben. Der langjährige Moderator der „ZDF-Hitparade“ starb am Donnerstag im Alter von 80 Jahren, wie der Medienanwalt Christian Schertz am Freitagabend im Namen der Familie in Berlin mitteilte. Weitere Einzelheiten nannte Schertz nicht. „Meine Mandantschaft bittet von weiteren Anfragen Abstand zu nehmen und die Privatsphäre der Familie zu respektieren“, heißt es in der Mitteilung. Heck war in zweiter Ehe mit seiner Frau Ragnhild verheiratet, sie haben eine Tochter. Einen seiner letzten großen öffentlichen Auftritte hatte Heck – 2009 mit seiner Frau für sein soziales Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet – im Februar 2017 bei der Verleihung der Goldenen Kamera für sein Lebenswerk. Dabei wirkte er im Gegensatz zu früher schon sehr müde.

Sein ZDF war wieder dabei.

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