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Noch hängt die DuMont-Fahne vor dem Gebäude der „Hamburger Morgenpost“. Zum 1. März bekommt die Boulevardzeitung einen neuen Eigentümer.

© Daniel Bockwoldt/dpa

Neuer Eigentümer der „Hamburger Morgenpost“: DuMont verkauft Boulevardzeitung an Digitalmanager

Die "Hamburger Morgenpost" hat einen neuen Eigentümer. DuMont verkauft die Zeitung an Arist von Harpe.

Die Kölner DuMont Mediengruppe hat beim Verkauf der „Hamburger Morgenpost“ eine Lösung gewählt, die der Veräußerung des Berliner Verlages vor einigen Monaten ähnelt. Nachdem der Verkauf an die Funke-Mediengruppe nicht zustande kam und auch ein Management Buy Out aus finanzieller Sicht offenbar keine Option war, präsentierte DuMont-Geschäftsführer Christoph Bauer am Donnerstag vor der Belegschaft der „Hamburger Morgenpost“ eine andere Lösung. Neuer Eigentümer der Traditionszeitung wird der Wirtschaftsingenieur und Digitalmanager Arist von Harpe. Die Übernahme soll zum 1. März erfolgen.

Die Mediengruppe DuMont schließt mit dem Verkauf der Hamburger Boulevardzeitung zugleich seine Portfolio-Bereinigung im Geschäftsfeld Regionalmedien ab. Im vergangenen Jahr hatte DuMont den Berliner Verlag mit „Berliner Zeitung“ und „Berliner Kurier“ verkauft, im Januar folgte der Verkauf der „Mitteldeutschen Zeitung“ an den Bauer-Verlag. Im Regionalmedienmarkt will sich DuMont nun auf den Standort Köln mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ und der Boulevardzeitung „Express“ konzentrieren. "Dabei werden wir die publizistische Rolle des Kölner Stadt-Anzeigers im Rheinland und die Position des EXPRESS als deutschlandweit reichweitenstärkstes regionales News-Portal weiter ausbauen und die Digitalisierung beider Angebote gezielt forcieren", kündigte Isabella Neven DuMont, Aufsichtsratsvorsitzende von DuMont an.

Digitalmanager und Wirtschaftsingenieur als Käufer

Beim Neueigentümer Arist von Harpe handelt es sich wie bei den Neuverlegern Holger und Silke Friedrich in Berlin um einen Käufer, der das Zeitungsgeschäft nicht direkt kennt. Von Artist ist Wirtschaftsingenieur und Digitalmanager und war bislang Geschäftsführer der Karriereplattform Xing. .„Die Mopo gehört zu Hamburg wie der Kiez, der Fischmarkt oder die Beginner. Ich glaube fest an das Potenzial der Marke und möchte den Fokus auf echten Lokaljournalismus weiter schärfen und damit die Hamburger noch mehr begeistern“, sagte von Harpe in Hamburg.

Der Verkauf umfasst die "Hamburger Morgenpost", die Webseite mopo.de, den Medienvermarkter Hamburg First Medien & Marketing GmbH, die Corporate Publishing Agentur DuMont Media inklusive der Mixed-Reality-Erlebniswelt Discovery Dock im Hamburger Hafen sowie die Beteiligung an Radio Hamburg. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Branchengerüchten zufolge könnte es sich wegen der defizitären Situation der Mopo um einen negativen Kaufpreis gehandelt haben.

Die „Mopo“ erscheint seit 1949, seit 2009 gehört sie zu DuMont. Das gedruckte Blatt kam im vierten Quartal 2019 laut Auflagenkontrolle IVW auf eine verkaufte Auflage von 47.439 Stück, ein Minus von fast 60 Prozent im Vergleich zum letzten Quartal 2009.

Der Xing-Marketingchef Arist von Harpe wird neuer Eigentümer der "Hamburger Morgenpost".
Der Xing-Marketingchef Arist von Harpe wird neuer Eigentümer der "Hamburger Morgenpost".

© Xing

Von der Belegschaft wurde der neue Eigentümer mit Applaus begrüßt. Nachdem er erzählte, wie er vor zwanzig Jahren nach Hamburg kam und zunächst im Schanzenviertel wohnte, war das Eis gebrochen. Als er sich dann auch noch klar zum Printprodukt bekannte und sagte, dass eine Zeitung den Mächtigen auf die Finger gucken müsse, hätten die Kollegen das Gefühl bekommen: "Das ist einer von uns", erzählte eine sichtlich gelöste Betriebsratsvorsitzende Nina Gessner nach dem Antrittsbesuch des neuen Eigentümers. "Ich beobachte eine wachsende Skrupellosigkeit in der Welt, den Journalismus tot zu machen. Ich möchte das Journalistische wieder nach vorne bringen und auch die gedruckte Zeitung wieder in den Fokus nehmen", sagte von Harpe.

"Es kann kein Weiter-so geben"

Zuletzt herrschte bei den Mopo-Mitarbeitern die Sorge, dass ein neuer Eigentümer sich im Wesentlichen für die Webseite der Mopo mit ihrer vergleichsweise guten Reichweite interessieren und die gedruckte Ausgabe einstellen könnte. Am Dienstag, als der Aufsichtsrat von DuMont über den Verkauf der "Hamburger Morgenpost" beriet, hatte Betriebsratsvorsitzende Nina Gessner noch appellier "Wir hoffen, dass sich DuMont für einen Käufer entscheidet, der Wert auf die journalistische Qualität legt und zudem erkennt, dass es in Hamburg eine Marktlücke für guten Journalismus gibt".

Arist von Harpe gab nun als Ziel "eine tief in der Stadt verankerte und nachhaltig erfolgreiche MOPO – und das auf allen Kanälen" an. Allerdings stellte er zugleich klar, dass es kein "Weiter-so" geben könne. Was dies konkret bedeutet, sagte er nicht. Obwohl der neue Eigentümer keine Beschäftigungsgarantie abgab, sagte Betriebsratsvorsitzende Gessner: „Wir sind froh, dass diese ein Jahr lang währende Hängepartie ein Ende gefunden hat und wir uns wieder auf unsere Arbeit konzentrieren können."

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