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"Temer raus", steht auf dem Plakat, das die Rio-Ordner einer Protestantin beim Fußballspiel der Frauen (Deutschland gegen Kanada) entreißen

© imago/Bildbyran

Olympia im Fernsehen: Einfach mal abschalten

Olympia verkommt zum Imagefilm des Internationalen Olympischen Komitees – ein Wegsehen für Fortgeschrittene

Was der brasilianische Übergangspräsident Michel Temer bei der Eröffnung in Rio sagte, hörte man kaum. Es wurde übertönt von den Buh-Rufen seiner Kritiker – die man ebenfalls kaum hörte. Was Fernsehzuschauer stattdessen hörten, waren Musik und Feuerwerk. Denn das Internationale Olympische Komitee (IOC) möchte keine Buhs auf seiner Party: Es findet, Sport und Politik hätten nichts miteinander zu tun. Um den Schein zu wahren, verfolgt es Doping nicht konsequent und verdreht die Wirklichkeit.

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"Die schlimmste Kriminalität im Sport"

"Dass das IOC in Sachen Glaubwürdigkeit und Vermittlung am Boden liegt, sollte jedem mittlerweile klar sein", schreibt Julius Brink, Olympiasieger 2012. Auch der ehemalige Sportfunktionär Hans Wilhelm Gäb wirft dem IOC vor, Doping zu ignorieren: "Die schlimmste Kriminalität, die es im Sport überhaupt geben kann, ist vom IOC nicht sanktioniert worden." Seinen Olympischen Orden gab Gäb dieses Jahr aus Protest zurück. Er wolle keine Auszeichnung von einer Organisation, die die Ideale des Sports verrate.

Ich habe diese Spiele immer gern verfolgt. Aber Apotheken-Spiele sind nun mal nicht mein Ding! Und diese entsetzlichen Bürokraten-Funktionäre schon gar nicht.

schreibt NutzerIn gladis

Wegsehen für Fortgeschrittene

Olympia-Aufnahmen im Live-Fernsehen weltweit stammen von der IOC-Tochter Olympic Broadcasting Services (OBS). Wollen Lizenzpartner selbst filmen, kostet das extra: Etwa 1000 US-Dollar für ein kurzes Interview auf dem Gelände. Und die OBS zeigen nicht alles, berichtet die Zeit. Die OBS zeigen nicht, wie Demonstranten ein T-Shirt mit der Aufschrift "Rio" verbrennen. Sie zeigen wenig vom Schmutz in den Segel-Gewässern. Sie zeigen nicht, wie das brasilianische Militär Stadion-Besucher abführt. Die OBS zeigen die Welt, wie sie dem IOC gefällt. Und das IOC weiß, was es will: Als die US-Schwimmer in Rio überfallen wurden, dementierte es den Vorfall als "absolut nicht wahr".

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Weniger Zuschauer – weniger Macht für das IOC

Mit seinem Imagefilm, pardon: dem OBS-Material, verdient das IOC etwa drei Viertel der fünf Milliarden Euro, die es zwischen 2013 und 2016 nach eigenen Angaben eigenommen haben wird. 90 Prozent werden an die olympische Familie ausgeschüttet: die internationalen Fachverbände, die Nationalen Olympischen Komitees und die Organisationskomitees – sie alle hängen am Geldhahn des IOCs. Das gibt dem IOC Macht, dabei kann es die Rechte nur deshalb teuer verkaufen, weil viele Zuschauer bei Olympia einschalten. Wem also nicht passt, was das IOC aus Olympia macht, kann sich wehren: Und einfach mal abschalten.

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