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Der Online-Kiosk Blendle ist in Deutschland zunächst als Beta-Version an den Start gegangen. Offiziell geht es im September los.

© Promo

Online-Zeitungskiosk: Blendle startet in Deutschland

Beiträge aus Zeitschriften und Zeitungen lesen, ohne Abo oder den Kauf der ganzen Ausgabe, das ist mit Blendle nun auch in Deutschland möglich. Die Verlage sehen darin eine Chance auf eine neue Einnahmequelle.

Der neue Internet-Zeitungskiosk Blendle hat ein ehrgeiziges Ziel. In den Niederlanden, wo der Dienst vor einem Jahr gestartet ist, werden von Blendle inzwischen 90 Prozent der Zeitungen und Zeitschriften abgedeckt. Das will Blendle nun auch in Deutschland erreichen. Die Voraussetzungen dafür sind gar nicht mal schlecht. Zum Start sind hierzulande 37 Publikationen dabei. Darunter „Spiegel“, „Stern“ und „Zeit“ bei den wöchentlichen Magazinen sowie „Süddeutsche Zeitung“, Tagesspiegel und „Welt“ aus dem Zeitungslager. Mit Ausnahme von Bauer und Burda sind die meisten großen Verlagshäuser vom Start weg dabei. Derzeit befindet sich das deutsche Blendle noch in der Testphase. Der reguläre Betrieb von blendle.de soll im September starten.

Bei Nichtgefallen gibt es Geld zurück

„Die allerbesten Artikel werden in gedruckten Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht, aber viele Leute haben kein Abonnement“, sagt der Gründer und Chef von Blendle, Marten Blankesteijn. „Mit Blendle haben sie Zugang zu allen Zeitungen und Zeitschriften, ohne ein Abo oder eine ganze Ausgabe kaufen zu müssen.“ Bezahlt wird bei Blendle je Artikel. Es wird dabei in kurze Artikel und Magazinbeiträge unterschieden, die Preise werden von den Verlagen eigenständig festgelegt und liegen zwischen 15 bis 30 Cent für Zeitungstexte und bis zu einem Euro für lange Beiträge. Bei Nichtgefallen gibt es das Geld zurück, verspricht Blankesteijn. „Wir glauben, dass Menschen durchaus bereit sind, kleine Beiträge für Inhalte im Netz zu bezahlen, wenn man es ihnen einfach macht“, sagt Blankesteijn und verweist auf die Erfolge von Apples iTunes Store. Zu den Investoren von Blendle gehören die „New York Times“ und der deutsche Axel-Springer-Verlag. Blendle beschäftigt derzeit 56 Mitarbeiter.

Blendle gilt in der Branche als Chance, im Internet eine neue Erlösquelle zu erschließen. Die Auflagen der gedruckten Medien gehen überwiegend zurück und die Erlöse aus der Internetwerbung gleichen die Mindereinnahmen zumeist nicht vollständig aus. Bezahlschranken auf den Homepages von Zeitungen und Zeitschriften sind in Deutschland die Ausnahme und nicht die Regel. Als das Internet Mitte der 1990er Jahre seinen Siegeszug antrat, wollte kein Verlag die Entwicklung nur von der Seitenlinie verfolgen. In der Folge wurden die Zeitungsinhalte beinahe ausnahmslos kostenfrei ins Netz gestellt. Das lässt sich im stationären Internet kaum noch umkehren.
Der neue digitale Zeitungskiosk hat in den Niederlanden zur Zeit 300 000 zahlende Nutzer, die monatlich zwischen zehn und 15 Artikel kaufen. In der Mehrheit sind die niederländischen Blendle-Nutzer unter 35 Jahre alt. In Deutschland ist der Magazinverlag Gruner + Jahr neben dem „Stern“ noch mit „Brigitte“, „Geo“, „Neon“ und „11 Freunde“ im Kiosk vertreten. Vorstandschefin Julia Jäkel erhofft sich davon, „vor allem jüngere Zielgruppen für unseren hochwertigen Magazinjournalismus in der digitalen Welt zu erschließen“, sagte sie der Nachrichtenagentur dpa. Blendle bekomme von der Erlösen den üblichen Plattformanteil, so Jäkel.

„Die Digitalisierung eröffnet uns Medienhäusern viele neue Chancen, gleichzeitig fordert sie uns mehr denn je heraus“, sagt Tagesspiegel-Geschäftsführer Florian Kranefuß. „Wir glauben, dass es sich lohnt, verschiedene Konzepte auszuprobieren, wie in der Online-Welt auch für Inhalte bezahlt werden kann. Blendle bietet uns dafür eine Plattform an, die es uns ermöglich auf das geänderte Leseverhalten zu reagieren. Die Menschen haben immer weniger Zeit zum Lesen und suchen gezielt nach qualifizierten Informationen zu bestimmten Themen. Dabei gilt die Regel: Die Handhabung muss einfach und schnell sein.“

Auf interessante Beiträge stoßen die Nutzer von Blendle – was übrigens Blendel ausgesprochen wird – unter anderem durch Stöbern durch den Medienbestand. Zudem gibt es Übersichten, welche Beiträge derzeit besonders häufig gelesen werden. Oder man lässt sich von den Empfehlungen der Kuratoren – Prominente, Politiker und Journalisten – inspirieren.

Blendle bringt den Verlagen mehr als Apple

„Wir erwirtschaften mehr Einnahmen für die niederländischen Verlage als Apple“, sagt Blankesteijn selbstbewusst. Allerdings weiß auch das US-Unternehmen mit dem angebissenen Apfel um die Attraktivität der Inhalte von Zeitungen und Zeitschriften. Am Montagabend stellte Apple zum Auftakt der Entwicklerkonferenz WWDC in San Francisco seine neue App „News“ vor. Die App, die stark an das Konkurrenzangebot von Flipboard erinnert, schlägt den Nutzern Texte zu zuvor festgelegten Themengebieten vor.

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