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Auch 2019 die Nummer eins, der "Tatort" mit Axel Prahl als Kommissar Thiel (links) und Jan Josef Liefers als Professor Karl-Friedrich Boerne.

© dpa

"Tatort"-Bilanz 2019: Neun Millionen Zuschauer sind im Schnitt 300 000 mehr als 2018

"Münster"-Krimis vorne, weniger Experimente, bester "Tatort: Für immer und Dich" - der ARD-Krimi im Jahr 2019.

Der ARD-„Tatort“ ist nach wie vor das beliebteste Fiktionsformat im deutschen Fernsehen. Bei den 37 Erstausstrahlungen eines „Tatort“-Krimis schalteten 2019 im Schnitt 9,00 Millionen Zuschauer ein, das sind gut 300 000 mehr als 2018. Der durchschnittliche Marktanteil stieg auf 25,8 Prozent (Vorjahr 24,9 Prozent). Zuletzt über neun Millionen Zuschauer lag die Durchschnittsquote im Jahr 2016. Das geht aus einer Auswertung der Programmdirektion Erstes Deutsches Fernsehen in München hervor.

Am beliebtesten war 2019 wieder das Münster-Team, das in diesem Jahr sogar mit drei neuen Krimis im Programm des Ersten vertreten war. Der „Tatort: Spieglein, Spieglein“ mit Jan Josef Liefers und Axel Prahl als Kriminalhauptkommissar Frank Thiel und Rechtsmediziner Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne kam am 17. März sogar auf 14 Millionen Zuschauer. Der Film „Lakritz“ vom 3. November hatte 12,87 Millionen Zuseher und der Adventsfall „Väterchen Frost“ vom 22. Dezember 12,90 Millionen.

Auch 2019 schwankten die Quoten des „Tatorts“ enorm. Der am schwächsten eingeschaltete Krimi der Reihe war der letzte „Tatort“ des Jahres am zweiten Weihnachtstag. Er lief in Konkurrenz zur Premiere von Florian Silbereisen als Kapitän auf dem ZDF-„Traumschiff“. Den Münchner Fall „One Way Ticket“ vom 26. Dezember schalteten nur 5,3 Millionen ein.

Mehr als zehn Millionen Zuschauer hatten nur fünf Filme, neben den drei Münster-Folgen waren es noch der Kölner Krimi „Weiter, immer weiter“ vom 6. Januar (10,61 Millionen) und der österreichische Film „Wahre Lügen“ vom 13. Januar (10,46 Millionen), bei dem Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser als Moritz Eisner und Bibi Fellner im Salzkammergut am Wolfgangsee ermittelten.

Im Jahr 2018 hatten noch neun von damals ebenfalls 37 Krimis mehr als zehn Millionen Zuschauer vor den Fernseher gelockt. In den letzten Jahren hat sich die Zahl der neu produzierten „Tatorte“ bei Mitte dreißig eingependelt. Mehr waren es mal 2015, als es 40 neue gab.

Bester Krimi 2019: "Für immer und Dich"

Die gesunkene Zahl der "Tatorte" über der Zehn-Millionen-Marke und die gleichzeitige Steigerung der Durchschnittsquote lassen sich auch darauf auch zurückführen, dass die Zahl der Ausreißer nach unten abgenommen hat. Offenbar hat der Appell der ARD-Spielfilmkoordination, die experimentellen Ansätze zurückzufahren, Früchte getragen. Auch die reflexhaften Aufschreie nicht nur der "Bild"-Zeitung, den ARD-Krimi statt als Systemsprengung in der genreüblichen Wo-waren-Sie-gestern-Abend.um-20-Uhr-Spur zu halten, scheinen in den Fernsehspiel-Redaktionen gehört worden zu sein.

Aber von Experiment oder Nicht-Experiment mal abgesehen, war der SWR-"Tatort: Für immer und Dich" meiner Ansicht nach die Nummer eins in 2019. Die Geschichte eines sexuellen Missbrauchs, durchsetzt von gegenseitiger Abhängigkeit und zunehmender Gewalt, aus der sich die junge Frau doch befreien kann, war eine fordernde, besonders eindringliche Seherfahrung. Der "Fernsehfilm-Preis der Deutschen Akademie der Dartstellenden Künste" und der Hans-Abich-Preis für Regisseurin Julia von Heinz werden nicht die letzten Auszeichnungen geblieben sein.

Und ein "Tatort" hat 2019 auch gezeigt, dass Alter nicht vor Erfolg schützen muss. Fast zehn Millionen - nämlich 9,97 Millionen - sahen den Jubiläumskrimi der dienstältesten „Tatort“-Kommissarin Lena Odenthal, gespielt von Ulrike Folkerts, die seit 1989 beim Sonntagskrimi dabei ist. Mit dem Film „Die Pfalz von oben“ schloss der Südwestrundfunk (SWR) an einen 28 Jahre alten Krimi mit dem Titel „Tod im Häcksler“ an. Zwar war es ein neuer Fall, doch traf Odenthal den damals wie heute in der pfälzischen Provinz arbeitenden Polizisten Stefan Tries (Ben Becker) wieder, mit dem sie einst ein Tête-à-Tête hatte.

Insgesamt befindet sich die Quotenerhebung der Fernsehsender zurzeit im Umbruch. Die Sender wollen mit Hilfe ihrer Gesellschaft AGF zunehmend auch die Videoabrufe aus den Mediatheken registrieren, die erst nach einigen Wochen klar sind. Erste Zahlen zeigten schon beim „Tatort“ in der Vergangenheit, dass dann einige Sonntagskrimis nach vielen Wochen auf deutlich mehr Zuschauer kommen. (mit dpa)

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