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Türkisch für Profis: Merhaba, Frau Hofem

Die TV-Gruppe ProSiebenSat 1 prüft derzeit die Chancen für einen türkischsprachigen Fernsehsender. Die türkische Gemeinde in Deutschland sieht gute Chancen für ein solches Vorhaben.

Noch belegen andere Sender die vorderen Plätze auf den TV-Fernbedienungen der Deutschtürken. Zu den besonders beliebten Stationen aus der Türkei, die die rund drei Millionen Deutschen mit türkischen Wurzeln via Satellit empfangen, gehören TRT, StarTV, ShowTV oder Kanal D. Doch das könnte sich bald ändern. Die Sendergruppe ProSiebenSat1 erwägt nun ebenfalls, ein türkischsprachiges Programm auszustrahlen.

Kenan Kolat, der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, begrüßt die Überlegungen der ProSiebenSat1-Gruppe zum Aufbau eines türkischsprachigen Senders. Die Pläne zeigten, dass die türkisch sprechenden Menschen in Deutschland ernst genommen würden, sagte Kolat dem Tagesspiegel. Seine Ehefrau Dilek Kolat (SPD) ist in Berlin als Senatorin für Arbeit, Frauen und Integration tätig.

Die ProSiebenSat1-Gruppe untersucht derzeit mit einer umfangreichen Studie die Chancen für einen türkischsprachigen Sender, wie Katja Hofem, Geschäftsführerin des zur Gruppe gehörenden Senders Kabel eins, dem „Handelsblatt“ sagte. In Deutschland gibt es 16 Millionen Migranten, die größte Gruppe davon sind die Deutschtürken. Sie schauen doppelt so viel Fernsehen wie ihre deutschen Mitbürger, wählen aber in 80 Prozent der Fälle einen türkischen Sender. Die türkische Filmindustrie sei zudem „extrem stark“, hatte Hofem gesagt. „Es gibt also genügend Material, das wir senden könnten.“

Bei diesen Sendern handelt es sich um Stationen aus der Türkei, die per Satellit empfangen werden. Im Radiobereich gibt es mit Metropol FM zudem einen kommerziellen Sender, der in Berlin, Stuttgart und Mannheim über UKW zu empfangen ist. Auf der öffentlich-rechtlichen Seite wird das vom WDR betreute Funkhaus Europa auch in Berlin vom RBB verbreitet. „Ein privatwirtschaftlicher türkischsprachiger TV-Sender hat gute Chancen, wenn er mit Professionalität und Elan gemacht wird“, glaubt Kolat.

Gespräche zwischen der Sendergruppe und der türkischen Gemeinde in Deutschland hat es bislang nicht gegeben. Kolat will nach Bekanntwerden der Pläne nun aber selbst auf die Privatsendergruppe zugehen. „Sicherlich kann eine Sendergruppe wie ProSiebenSat1 auch über Umfragen in der türkischstämmigen Bevölkerung einiges erfahren, wir könnten dem Sender aber auch Ratschläge geben, welche Themen die Türken in Deutschland besonders bewegen oder an welchen Stellen es erhöhten Informationsbedarf gibt.“

Der Bundesvorsitzende der türkischen Gemeinde sieht in dem Sender zudem eine Chance, den Integrationsprozess voranzubringen. Bereits seit längerem gebe es in der türkischen Gemeinde den starken Wunsch nach einem solchen Sender. Dieser sollte idealerweise wie der deutsch-französische Kulturkanal Arte zweisprachig ausgerichtet sein. „Durch einen zweisprachigen deutsch-türkischen Sender könnten beide Seiten etwas voneinander lernen“, hofft Kolat. Wenn gewünscht, könne sich seine Gemeinde auch mit Kampagnen beteiligen bei Themen wie Gewalt gegen Frauen oder Gewalt unter Jugendlichen. Kurt Sagatz

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