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Ein Aneurysma ändert alles. Martina (Hedi Kriegeskotte, M.) fällt ins Koma. Ihre Töchter Ulrike (Silke Bodenbender, l.) und Sandra (Anneke Kim Sarnau) müssen nun schwierige Entscheidungen treffen.

© ZDF und Hannes Hubach

ZDF-Film „Bring mich nach Hause“: Ein starker Appell für Patientenverfügungen

Wenn ein Aneurysma alles ändert: Anneke Kim Sarnau und Silke Bodenbender in einem hochdramatischen ZDF-Fernsehfilm.

„Da ist jetzt seine Zeit einfach gekommen. Und jetzt hat es der liebe Gott hoch zu sich in den Himmel geholt“, sagt Martina Hartwig (Hedi Kriegeskotte) zu ihren Enkelkindern. Diese haben ihr gerade erzählt, dass sie ein totes Eichhörnchen im Garten vergraben. Der kurze Dialog zu Beginn von „Bring mich nach Hause“ enthält bereits die Essenz dessen, was dieses ZDF-Drama ausmacht. Es wird mehrere solcher Sätze geben, die keineswegs prophetisch sind, weil die grundsätzliche Richtung schnell erkennbar wird. Die Frage ist nur: Wie gehen die Beteiligten damit um – und vor allem mit sich selbst und ihren Lieben.

Martina Hartwig betreibt ein Blumengeschäft, obwohl das Renteneintrittsalter schon lange zurückliegt. Sie hat zwei liebenswerte Töchter. Ulrike (Silke Bodenbender, "Das Geheimnis des Totenwaldes") ist Religionslehrerin. Sie und ihr Mann Mathias (Christian Erdmann) haben ihr drei Enkelkinder geschenkt. Ihre andere Tochter Sandra ("Polizeiruf"-Darstellerin Anneke Kim Sarnau) ist Astro-Physikerin und steht gerade vor ihrem wichtigsten Karrieresprung.

[„Bring mich nach Hause“, ZDF, Montag um 20 Uhr 15. Im Anschluss die Dokumentation: „Zwischen den Welten: Leben und Sterben im Wachkoma“]

Doch die heile Welt wird jäh zerstört, als Martina Hartwig durch ein Aneurysma aus dem gewohnten Leben gerissen wird. Auch viele Monate später erwacht sie nicht aus dem Koma. Während Sandra beginnt, die harte Realität eines irreparablen Gehirnschadens zu akzeptieren, greift ihre Schwester Ulrike nach jedem Strohhalm der Hoffnung.

Der Mensch denkt, Gott lenkt: Das war vor der Gerätemedizin

Ulrike ist, ebenso wie ihr Mann Mathias, ein tiefgläubiger Mensch. Es ist ihr wichtig, ein gottgefälliges Leben zu führen. Der Mensch denkt, Gott lenkt, das ist ihre Maxime. Doch die moderne Gerätemedizin setzt sich längst über Gottes Ratschluss hinweg. Heutzutage lässt sich ein Mensch ebenso wiederbeleben wie über Jahre künstlich am Leben erhalten – ohne zuvor klar formulierten Willen mitunter länger, als es der Patient möglicherweise gewollt hätte. So ist der Film in erster Linie eine klare Mahnung zur frühzeitigen Vorsorge, zu der neben einer Generalvollmacht eben auch eine wasserdichte Patientenverfügung gehört. Damit die technischen Möglichkeiten der Medizin nicht einem würdevollen Sterben entgegenstehen.

Drehbuchautorin Britta Stöckle hat sich von einem wahren Fall inspirieren lassen, der vom Bundesgerichtshof entschieden wurde. Die starke Fiktionalisierung ändert nichts am Kernthema: Dass der Tod inzwischen oft eine menschliche Entscheidung ist, mit vielen Dilemmata und juristischen Fallstricken.

Aber vor allem mit einer enormen seelischen Belastung für die Angehörigen. Die Schwestern bilden im Film die beiden Pole der Diskussion, die umso emotionaler und heftiger wird, desto sichtbarer die Langzeitfolgen des Wachkomas sichtbar werden. Ulrike ist dabei zugleich emotionaler, aber auch durchsetzungsstärker. Die vermeintlich so rationale Schwester mit ihrem naturwissenschaftlichen Hintergrund aber zeigt sich als nicht minder empfindsamer Mensch.

Mit den Schauspielerinnen Silke Bodenbender und Anneke Kim Sarnau erlebt der Zuschauer diesen Konflikt aus unmittelbarer Nähe. Bemerkenswert aber ist auch die schauspielerische Leistung von Hedi Kriegeskotte, die die dramatischen Veränderungen von Martina Hartwig darstellen muss.

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