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Das Drama scheint ein Ende zu haben. Anna Ziegler (Irene Fischer) und ihr geliebter Hans Beimer (Joachim H. Luger).

© WDR/Steven Mahner

Zum "Lindenstraßen"-Abschied von Hans Beimer: Man wird sie vermissen, diese unzynische Figur

Ein wichtiger Serientod in der „Lindenstraße“ und die Frage: Was kommt jetzt? Wir erinnern uns da auch an eine berühmte Duschszene.

Wie muss das sein, wenn plötzlich dein Alter Ego in der Tür steht und sagt: „He, Hans, ich spiel nicht mehr mit.“ Nach 33 Jahren. Hans, das ist Hans W. Geißendörfer, Erfinder und Produzent der „Lindenstraße“. Und ich: Das ist der Schauspieler Joachim H. Luger alias Hans Beimer, Vater, Kern und gute Seele der ARD-Serie. Luger war seit der ersten Folge im Dezember 1985 feste Größe in der „Lindenstraße“. Hans, Helga Beimer (Marie-Luise Marjan) und ihre drei Kinder verkörperten das Idealbild der heilen Familie. „Ein Paar, wie ich es mir erträumt hatte“, beschreibt es Geißendörfer rückblickend. „Zwar ein bisschen spießig, zugleich auch weltoffen; konservativ, aber auch wieder modern. Alles in allem ein gutbürgerliches Ehepaar, mit dem sich Millionen von Zuschauern anfreunden und identifizieren können.“

Diese Millionen müssen am Sonntag Abschied nehmen. Dann soll Hans Beimer den Serientod sterben. Wie das passiert, verraten Produktion und Schauspieler nicht. Aus diversen Quellen sickerte durch, dass es Hans Beimer nicht mehr zum Jakobspfad schafft, für den der Parkinson-Kranke seit Wochen trainiert hat. Bei einem heftigen Wald-Gewitter überschlagen sich die Ereignisse.

Auch Beimers Ex-Frau Helga ist involviert

Auch Beimers Ex-Frau Helga ist involviert. Wie sollte es auch anders sein, die beiden bilden seit über 30 Jahren das Herz dieser Serie. Groß die Empörung, als Hans seine Familie verließ, um sich mit Anna Ziegler ein neues Leben aufzubauen. „Das haben mir viele Zuschauer wirklich persönlich übel genommen“, so Luger. „Fremde Menschen haben mich beim Einkaufen als Ehebrecher beschimpft.“

Vielen „Lindenstraße“-Verächtern werden die Infos egal sein. In TV-Soaps kommen und gehen Leute. So einfach ist das aber nicht, mal abgesehen davon, dass es bedenklich ist, dass man an die Realität (und Qualität) der „Lindenstraße“ nur noch dann erinnert wird, wenn lieb gewonnene Figuren sterben, wie zuletzt Erich Schiller (Bill Mockridge) oder Hans Beimer. Getreu dem Montaigne-Zitat: Beim Abschied wird die Zuneigung zu den Sachen, die uns lieb sind, immer ein wenig wärmer. Ein merkwürdig-beruhigendes Gefühl von Kontinuität jedenfalls, wenn man sich das Video auf lindenstrasse.de anschaut: „Hans Beimer: Sein Leben in der Lindenstraße von 1985 bis 2018“.

Dieser Abgang ist ein heftiger Einschnitt

Immer noch schalten rund drei Millionen Fans Sonntag für Sonntag kurz vor sieben ein, um am Glück und Elend der deutschen Fernsehfamilie teilzunehmen. Dieser Abgang ist ein heftiger Einschnitt, auch für Joachim H. Luger. Fehlen werde er ihm schon, der Hans Beimer. „Er ist mir in all den Jahren ans Herz gewachsen“, sagt Luger. „Die ,Lindenstraße‘ war mein zweites Leben, das schüttelt man nicht so einfach ab“, sagte der 74-Jährige.

Er habe ihm „viele schlaflose Nächte“ bereitet. Seit Ende 2016 habe er aber immer öfter gedacht, dass es langsam genug sei mit Hans Beimer. „Nach so vielen Jahren möchte ich noch mal was Neues machen, mehr Zeit haben für meine Familie und fürs Theaterspielen.“ Ein weiterer Punkt sei die Entwicklung seiner Rolle gewesen. Anfang 2015 bestimmten die Autoren, dass Beimer an Parkinson erkranken sollte. „Über Jahre diese Erkrankung zu spielen, ist nicht einfach. Auch weil das, was im Wesentlichen die Schauspielerei ausmacht, Mimik, Gestik und Sprache, dadurch eingeschränkt wird.“

Wird Hans Beimer zum Wiedergänger?

Man wird sie vermissen, diese durch und durch unzynische Figur. Und sich fragen, ob das, ohne sie, überhaupt noch Sinn macht mit der „Lindenstraße“? Aber vielleicht ist Folge 1685 ja auch gar nicht die letzte Folge mit Hans Beimer. Erinnern wir uns an einen berühmten TV-Abschied, der keiner war. 1985 schied Patrick Duffy alias Bobby Ewing aus der US-Serie „Dallas“ aus. Die Autoren ließen ihn sterben und begraben.

Nach einiger Zeit und sinkenden Einschaltquoten intervenierte Larry Hagman und konnte seinen Kollegen für die Serie zurückgewinnen. Bobbys Wiedereingliederung wurde dadurch erklärt, dass sein Tod und alle seither eingetretenen Ereignisse nur ein böser Traum seiner geliebten Pamela waren, welche den Totgeglaubten morgens unter der Dusche antrifft.

Ein Duschbad hat die Lindenstraße 3 auch. Da es unter Schauspielern einen Aberglauben gebe, so ist aus Köln zu hören, nach dem eine Figur, wenn sie gestorben ist, noch mal auftauchen muss, werde Hans Beimer zumindest noch bei seiner Beerdigung in der Folge 1686 zu sehen sein. Eine Art Wiedergänger. Ob die Zuschauer ihn entdecken?

„Lindenstraße“, Sonntag, ARD, 18 Uhr 50

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