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Zweifel am Kulturwandel: ZDF-Film zerrt Deutsche Bank an den Pranger

Bilanzfälschung, Zinsmanipulation, falsche Beratung - "ZDFzeit"-Autor Ulrich Stein zweifelt im Film "Die Skandale der Deutschen Bank" den Wechsel zu einer nachhaltigen Geschäftspolitik an.

„Leistung aus Leidenschaft“, so wirbt die Deutsche Bank für sich. Und seit dem von der Konzernspitze verordneten Kulturwandel auch mit Selbstkritik. „Banken haben in der Öffentlichkeit an Vertrauen verloren“, schreibt das Institut auf seiner Homepage und kündigt an: „Wir wollen die Menschen wieder davon überzeugen, dass die Finanzwirtschaft eine wertvolle Rolle in der Gesellschaft spielt und dass Integrität und Verantwortung unser Handeln bestimmen.“ Der Film „Unheimliche Geschäfte: Die Skandale der Deutschen Bank“ von „ZDFzeit“-Autor Ulrich Stein zeichnet ein anderes Bild von Deutschlands größter Bank.

Da ist zum Beispiel ein Unternehmer aus Hessen. Seine Firma stellt Toilettenartikel her, der Chef ist etwas älter. Früher habe man der Bank blind vertrauen können, erzählt er. Was der Kundenberater empfohlen habe, sei zwar auch immer für die Bank ein gutes Geschäft gewesen, aber auch für die Firma von Vorteil. Daran habe er auch noch geglaubt, als sein langjähriger Kundenberater ihm eine „Zinsoptimierung“ empfohlen hatte – die sich als riskante Spekulation entpuppte. Gewinner war diesmal nur die Bank. In der Firmenbilanz stand hingegen ein Minus von mehreren hunderttausend Euro, die Existenz des Unternehmens war gefährdet. Erst vor dem Bundesgerichtshof erhielt der Unternehmer recht, die Bank hatte falsch beraten, musste der Firma eine halbe Million Euro zahlen.

Der Vorgang liegt schon länger zurück. Andere Verfahren laufen noch, wie Steins Film schildert. So hatten Steuerfahnder die Firmenzentrale durchsucht, Unterlagen und Computer beschlagnahmt, weil die Bank vom betrügerischen Handel mit Emissionsrechten profitiert haben soll. Der Betrugsfall mit den Mehrwertsteuerabrechnungen sei erst durch Mitwirkung der Deutschen Bank möglich geworden, heißt es im ZDF-Film. Auch Vorstandschef Jürgen Fitschen sei betroffen, da er die Umsatzsteuererklärung untersc hrieben habe.

Unter der Führung von Fitschen und Anshu Jain versucht die Bank seit einem Jahr, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Moralisches, nachhaltiges Handeln soll nun genauso wichtig sein wie die Rendite der Anteilseigner, versichern die Nachfolger von Josef Ackermann.

Doch die Altlasten wiegen schwer, Ulrich Stein listet überdies Vorwürfe wegen Bilanzfälschung und Zinsmanipulation beim Libor-Betrug auf. Dass die bisherigen Korrekturen ausreichen, diesen Eindruck vermittelt Stein nicht. Für den geprellte Unternehmer aus Hessen ist die Sache klar. Die Deutsche Bank sollte wieder zu den einstigen Geschäftszielen zurückkehren  – als Partner der deutschen Industrie. Kurt Sagatz

„ZDFzeit: Unheimliche Geschäfte – Die Skandale der Deutschen Bank“, ZDF, 20 Uhr 15

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