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Welches Programm hätten’s denn gern?

© picture alliance / dpa / Foto: Tobias Hase

Medienanstalten empfehlen Listung der Programme: Fernbedient

Der Zuschauer soll sich auch künftig sein Fernsehprogramm selbst auswählen.

Ein Kommentar von Joachim Huber

Gut gemeint ist es auf jeden Fall. Die Medienanstalten haben eine Liste von Bewegtbildangeboten erarbeitet, die Public Value bieten, also in besonderem Maß zur Meinungs- und Angebotsvielfalt beitragen. Diese müssen künftig auf Benutzeroberflächen leicht auffindbar sein. Zur Liste gehört auch eine Listung, sprich eine Reihenfolge gesellschaftlich besonders relevanter Inhalteanbieter.

Abstimmung mit den Öffis

Da fängt schon das Dilemma an. Die quantitative und qualitative Reihung der Programme erfolgte in Abstimmung mit den öffentlich-rechtlichen Anstalten. Muss mir, nur zum Beispiel, der WDR erklären, was er für vielfaltsfördernd hält und was nicht? Auf den ersten Plätzen liegen also ARD, ZDF, RTL, Sat 1, ProSieben und Vox, dann kommen die Dritten, n-tv, Welt und tagesschau24. Warum aber liegt Bild-TV auf Platz 14 so deutlich vor Arte (Platz 17) und 3sat (Platz 18)?

Über der Anstrengung der Medienanstalten schwebt der Geruch strenger Pädagogik, welches Programm auf meiner Fernbedienung auf welcher Taste einsortiert sein sollte, ja müsste. Weiß der Zuschauer, der über die individuell intensive Nutzung des Mediums (im täglichen Durchschnitt 232 Minuten der über 14-Jährigen) mit dem Medium durchaus umzugehen weiß, nicht selbst, was und wie er fernsehen will? Es ist schon naiv zu glauben, das die Rangliste von relevanten Programmen sich automatisch in die Nutzung dieser Angebote übersetzt. Es sind die Inhalte, die entscheiden, und nicht die zugeschriebenen Prädikate, die über Zugriff und Zufriedenheit entscheiden.

Und weil die Zuschauerinnen und Zuschauer sehr zu Recht mit der Fernbedienung ihre bevorzugten Programme und Inhalte bestimmen, braucht es derartige vordergründige Lenkung und hintergründige Einschränkung der Auswahl nicht.

Mit seinem Fernsehverhalten kann jeder dümmer oder schlauer werden, sich bis zur Besinnung unterhalten oder bis zur Orientierungslosigkeit informieren lassen. Er hat es in der Hand. Auch das nennt sich Meinungsfreiheit, begründet in der Wahlfreiheit der Programme. Wie gesagt: gut gemeint. Wie gesehen: schlecht gemacht.

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